Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1039 - Die Stimme der Bruderschaft

Titel: 1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
und Extremitäten des Fremdwesens wurden - bis auf die drei transparenten Stellen - von einer dunkelgrauen, widerstandsfähigen Haut umspannt. Als einziges Kleidungsstück trug der Fremde einen breiten Gürtel, den er sich um den Leib geschlungen hatte.
    Das war der Alte vom Berg, um den sich auf Chircool so viele Legenden gerankt hatten. Frühere Generationen kannten ihn als Douc Langur, den Forscher der Kaiserin von Therm.
    „Woher hast du das?" fragte Tanwalzen.
    „Vom Lagerverwalter", antwortete das eigenartige Wesen.
    Der Lagerverwalter war ein herkömmliches Computersystem, das Lager-Zu- und Abgänge registrierte, den Bestand überwachte und nötigenfalls den Ladesektor gegen unbefugten Zugriff schützte. Die Ladung des Spoodie-Schiffs SOL bestand aus mehreren tausend mit Spoodies gefüllten Spezialbehältern. Die Spoodies - kleine, insektenähnliche Organismen - waren zugleich Symbol und Bewahrer des Herzogtums von Krandhor, Herolde der Herzöge, Festiger des Bundes zwischen den Kranen und den dem Herzogtum einverleibten Sternenvölkern. Spoodies, aus dem geheimnisvollen Raumsektor Varnhaghar-Ghynnst stammend und von der mutierten Erntemannschaft der SOL eingebracht und verpackt, waren mit keiner anderen Ladung vergleichbar. Der Ladesektor war Sperrgebiet, nur den Mitgliedern der Schiffsleitung zugänglich, und manchen unter der Besatzung überkam ein ehrfürchtiger Schauder, wenn er an einem der großen Ladeschotte vorbeiging.
    „Was versteht der Lagerverwalter unter einer Manipulation der Ladung?" erkundigte sich Tanwalzen.
    „Ein Behälter ist verschwunden", sagte Douc Langur. „Zuerst bemerkte der Verwalter, daß die Masse eines bestimmten Abschnitts im Ladesektor sich geringfügig geändert hatte. Er schickte eine seiner Robotsonden aus und ließ sie nachsehen. Sie fand, daß einer der Behälter verschwunden ist."
    „Weiß Tomason davon?"
    „Ich habe es ihm gemeldet."
    „Warum hat der Lagerverwalter nicht automatisch Alarm gegeben?"
    „Ein paar deiner eigenen Leute sind im Augenblick dabei, sich darüber Klarheit zu verschaffen", antwortete Douc Langur. „Aber du und ich, wir kennen die Antwort schon, nicht wahr?"
    Tanwalzen nickte verdrossen. „Jemand hat die Programmierung des Lagerverwalters geändert", brummte er.
    „Und es gibt nur einen, der das tun kann."
    „SENECA."
     
    *
     
    Brether Faddon und Scoutie, die beiden Rekruten von Chircool, hatten sich zur Angewohnheit gemacht, das Quartier täglich zu wechseln. Die Anregung dazu war von Tomason ausgegangen. Er fürchtete, daß Surfo Mallagan, der dritte Betschide, versuchen würde, Scoutie und Brether zu beeinflussen. Er hielt Mallagan für wahnsinnig und wollte ihm das Vorhaben so schwierig wie möglich machen, indem er Brether und Scoutie jeden Tag an einem anderen Ort versteckte. Tomason glaubte nicht, daß SENECA, der mit Mallagan zusammenarbeitete, Einblick in sämtliche Räume des Spoodie-Schiffs nehmen könne.
    Die Betschiden waren auf Tomasons Vorschlag eingegangen - nicht, weil sie sich vor Surfo Mallagan fürchteten, sondern weil sie SENECA nicht trauten. Es lag, soweit sie das beurteilen konnten, etwas Schizophrenes in der Verhaltensweise der Inpotronik. Sie brauchte keinen Grund, um gegen Mallagans Gefährten vorzugehen. Es konnte geschehen, daß sie in einem Anfall biotronischer Verwirrung zuschlug.
    Als Brether Faddon erwachte, fühlte er sich ähnlich wie Scoutie: benommen und verwirrt. Sie nahmen gemeinsam ein karges Frühstück ein und luden sodann ihre wenigen Habseligkeiten auf, um sich ihr neues Quartier auszusuchen. Trotz des langen Schlafes fühlte Scoutie sich müde und zerschlagen. Nachdem sie sich eingerichtet hatte, streckte sie sich auf ihre Liege aus, starrte zur niedrigen Decke hinauf und ließ ihren Gedanken freien Lauf.
    Die vergangenen Tage waren wie ein Alptraum gewesen. Zuerst der Einsatz an Bord der Kosmischen Festungen, dann die lange Zeit des Wartens an Bord der JÄQUOTE, des Flaggschiffs der Zwanzigsten Flotte. Dann die Übersiedlung an Bord des Spoodie-Schiffs, ihr grenzenloses Staunen, als sie endlich erkannten, daß dieses Schiff nichts anderes als die SOL war, das Raumschiff der Ahnen, das sie nach den Erlebnissen auf der Welt Kranenfalle für zerstört gehalten hatten. Lange hatte es gedauert, bis sie das System der Arbeitseinteilung an Bord des Fahrzeugs verstanden: die eigentliche Mannschaft, die sich aus Kranen und Mitgliedern anderer Sternenvölker des Herzogtums von Krandhor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher