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1039 - Die Stimme der Bruderschaft

Titel: 1039 - Die Stimme der Bruderschaft
Autoren: Unbekannt
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Prodheimer-Fenken zusammen mit sechs seiner Mitarbeiter in einem Nebenraum der großen Speisehalle. Irgillyn hatte auf tafeln lassen. Die Gruppe befand sich in bester Stimmung. Als Nikkam eintrat, wurde er mit freudigen Zurufen begrüßt.
    Man lud ihn ein, an der Tafel teilzunehmen, aber er lehnte ab, wobei er vorgab, mehrere wichtige Arbeiten erledigen zu müssen.
    „Was ist der Anlaß für die Feier?" erkundigte er sich freundlich.
    Irgillyns kleine, bewegliche Augen funkelten. „Ich habe gehört, daß jemand eine Lösung für unser Problem gefunden hat. Wir haben uns lange genug damit herumgeschlagen. Ist das nicht Grund genug zum Feiern?"
     
    *
     
    Nikkam wartete bis zum Ende von Irgillyns Schicht. Draußen war es inzwischen Nacht geworden. Er konnte sich des Unbehagens nicht erwehren, das ihn befallen hatte, als er den Prodheimer-Fenken an dem mit Speisen und Getränken beladenen Tisch gesehen hatte. Woher wußte er, daß das Problem des Festzugs gelöst worden war?
    Jedem Mitglied der Gruppe war bekannt, daß die letzte Simulation ein ansprechendes Ergebnis hervorgebracht hatte. Wie ansprechend jedoch, das wußten nur Nikkam und sein Stellvertreter, und von einer Lösung des Problems konnte man erst sprechen, wenn die übrigen Komiteemitglieder den Vorschlag angenommen hatten.
    Es kam Nikkam zu Bewußtsein, daß er wenig über das Privatleben seiner Mitarbeiter wußte. Das entsprach kranischer Art. Kranen lebten in Familieneinheiten zusammen und hatten während der vielen Stunden, die ihnen der lange Tag an Freizeit bot, wenig Kontakt mit der Außenwelt. Sie waren Individualisten. Es hätte Nikkam empörte Blicke und unfreundliche Bemerkungen eingetragen, wäre er soweit gegangen, einen seiner Untergebenen nach seinem Privat- oder Familienleben zu fragen. Unbewußt zeigten die Kranen eine Neigung, ihre Ansicht von der Unverletzlichkeit der Privatsphäre auch auf die Mitglieder anderer Arten zu übertragen.
    In Irgillyns Fall würde er eine Ausnahme machen müssen. Der Prodheimer-Fenke erschien ihm verdächtig.
    Als Irgillyns Arbeitszeit endete, suchte sich Nikkam einen Standort in der Nähe des Transmitterraums. Der Prodheimer-Fenke war kein höherer Beamter, aber da er an einem wichtigen Staatsprojekt arbeitete und sein Wohnort mehr als 500 Kilometer von seiner Arbeitsstätte entfernt lag, besaß auch er die Berechtigung, einen Transmitter zu benützen.
    Aus seinem Versteck heraus beobachtete Nikkam den Transmitterraum. Irgillyn war pünktlich. Er machte sich an der Tastatur zu schaffen, mit der das Ziel festgelegt wurde.
    Dann schob er die Berechtigungsplakette in den Schlitz, nahm sie am Auswurf wieder in Empfang und verschwand hinter dem sanft leuchtenden Vorhang eines Energiefelds.
    Nikkam kam aus der Deckung hervor. Er prägte sich die Zieladresse, die auf einer kleinen Datensichtscheibe abgebildet wurde, sorgfältig ein. Dann ging auch er über die Strecke.
    Er materialisierte in einem kahlen, rechteckigen Raum, der nur einen Ausgang hatte.
    Die Tür öffnete sich selbsttätig. Nikkam blickte hinaus auf eine hell erleuchtete Gehstraße mit rollenden Laufsteigen. Ringsum flackerten bunte Lichter. Der Fußgängerverkehr war dicht. Trotzdem dauerte es nur wenige Sekunden, bis er Irgillyn entdeckte. Die zwergenhafte Gestalt des Prodheimer-Fenken bewegte sich geschickt durch die hauptsächlich aus Kranen bestehende Menge. Nikkam setzte sich sofort in Bewegung, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Als er sich auf einen der langsamsten Rollsteige schwang, bemerkte er, daß die Leute in seiner Nähe ihn mißtrauisch musterten. Verblüfft stellte er fest, daß er der einzige in der Menge war, der Alltagskleidung trug. Die Fußgänger waren in bunte Fest- und Phantasiegewänder gekleidet. Er hatte keine Ahnung, in welchem Teil von Kran er sich befand, aber er war offensichtlich in ein Amüsierviertel geraten, in dem der übliche Rummel herrschte, der in den Tagen unmittelbar vor dem Neujahrsfest stattzufinden pflegte.
    Nikkam blieb Irgillyn auf den Fersen und sah ihn schließlich in einen Seitenpfad einbiegen. Er folgte ihm auch dorthin. Der Pfad war eine schmale, finstere Gasse, die sich zwischen zwei ungewöhnlich steil aufsteigenden Pyramiden dahinzog. Sie mündete auf ein Stück parkähnlichen Geländes. Inmitten des Grüns erhob sich eine weitere Pyramide, diese von zierlichen Ausmaßen und von der Spitze, herab bis zur Hälfte ihrer Höhe verglast. Durch die kristallenen Glaswände sah Nikkam
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