Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1038 - Der Verräter von Kran

Titel: 1038 - Der Verräter von Kran
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Ciryak näher. Der Herzog lag auf dem Rücken, hatte beide Arme leicht angewinkelt und die Beine zusammengekrümmt. Das erbarmungslose Licht ließ jede Einzelheit erkennen. Unter der wirren und festgeklebten Mähne zeichnete sich der Spoodie ab. Die Augen waren geschlossen, auf dem zerfurchten Gesicht lag ein Ausdruck, der auf makabre Weise erkennen ließ, daß Herzog Zapelrow seinen Frieden gefunden hatte.
    „Tot", murmelte Ciryak. „Tot. Ich habe ihn umgebracht."
    Jetzt erkannte er, daß er nicht das geringste Recht gehabt hatte, Zapelrow als Verräter zu bezeichnen. Der Herzog hatte nicht ein einziges Mal erkennen lassen, daß es sich bei ihm um den Gesuchten handelte. Es gab nicht den kleinsten Beweis.
    Ciryak handelte, ohne daß ihm bewußt war, was er tat.
    Er zog aus der Brusttasche seiner Uniform einen Notizblock. Dann weiteten sich seine Augen. Er sah in der Tasche der zerrissenen, schmutzigen und von der Löschflüssigkeit durchnäßten Uniform des Toten den kleinen Recorder. Er war durch den Sturz halb herausgerutscht.
    Ciryak schaltete den Recorder ein, spulte die Aufnahme zurück und hörte: „... noch heute gezwungen werden, etwas zuzugeben, was undenkbar scheint. Wer ist der Verräter? Wer meldet sich freiwillig ...?"
    Mit krächzender Stimme - er versuchte, die Stimme des Herzogs so gut wie möglich nachzuahmen - sprach Ciryak einen Text auf das Tagebuch des Herzogs. Er sagte sich, daß niemand seine Stimme erkennen konnte. Zuletzt war das Organ des Herzogs fast unverständlich gewesen.
    „Ich halte den unerträglichen Druck nicht mehr aus ..."
    Er machte eine Pause und fuhr fort: „... ich mache Schluß. Ein Weiterleben als Verräter ist eine so unerträgliche Vorstellung, daß ich es vorziehe, mein Leben auf diese Art zu beenden. Es gab keine andere Möglichkeit ..."
    Ciryak schlug mit der Pranke auf den Recorder, schaltete ihn ab und schob ihn neben die rechte Pranke des Toten. Dann fing er wieder klar zu denken an. Er war der Mörder des Herzogs und mußte alles tun, um den Mord als Selbstmord erscheinen zu lassen. Zuerst sammelte er in rasender Eile alle Werkzeuge ein, die er auf dem Boden fand, schleppte sie nach oben und warf sie in die Kiste.
    Dann schaltete er die Scheinwerfer aus. Er sagte sich, daß im Dunkeln niemand die Leiche finden würde und aktivierte die Tiefstrahler wieder. Er verließ diese Maschinenhalle, rannte durch den anderen Riesensaal und schaltete dort die Lampen ab.
    Im Antigravschacht schwebte er aufwärts und stieg auf der Ebene aus, auf der außerhalb der Kuppel der Landering lag.
    Er ging auf einen Interkom zu und sagte sich immer wieder, daß es kein geplanter Mord, sondern ein Unglücksfall war.
    „Zentrale? Ja, ich sehe dich, Kommandant", sagte er. „Ich brauche ein Tartkommando.
    Herzog Zapelrow ist irgendwo in den Maschinenräumen unter mir verschwunden. Ich bin allein. Habt ihr Herzog Gu?"
    „Noch nicht. Ich schicke dir das Suchkommando. Sie sind zwei Decks über dir und haben sich eben gemeldet."
    „Ich warte hier, klar?"
    „Verstanden, Sir. Carnuum kommt gerade wieder zu sich."
    Flüchtig machte Ciryak die Geste der Übereinstimmung und schaltete den Interkom ab.
    Er lehnte sich mit zitternden Gelenken an die Wand und wartete auf das Kommando der Tarts. Hoffentlich war Shere Tak bei ihnen.
    Für den Augenblick hatte er getan, was er konnte. Man würde den toten Herzog finden und sicher sein müssen, daß er der Verräter war und sich selbst gerichtet hatte. Carnuum und Gu würden schlagartig von der unerträglichen Belastung befreit sein. Er selbst - er hatte keine Antwort darauf. Bis jetzt stand er noch so tief im Bann der Vorkommnisse, daß er unfähig war, seine Lage klar zu erkennen.
    Wer aber war nun wirklich der Verräter?
     
    7.
     
    Aus dem kurzen Verbindungskorridor kam der einzelne Lysker in auffälliger Hast hervor.
    Unter der Atemmaske drang, als das schwarzpelzige Wesen mit aufgeregt schlängelnden Armtentakeln die Gruppe seiner ratlosen Artgenossen erreichte, nur ein einziges Wort im Idiom von Cordos-Lysk hervor.
    „Kommt!"
    Die anderen, eine Gruppe von rund einem Dutzend Nest-Techniker, begriffen sofort. Sie, eilten raschelnd und zischend ihrem Anführer nach. Er bewegte sich in gerader Linie durch den Gang, bog genau rechtwinklig ab, huschte eine schmale Rampe hinauf und öffnete mit einem seiner Tentakel eine auffallend schmale Tür. Gleichzeitig tastete ein zweiter Arm die Raumbeleuchtung ein.
    „Hier ist er. Helft zusammen!"
    Auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher