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1038 - Der Verräter von Kran

Titel: 1038 - Der Verräter von Kran
Autoren: Unbekannt
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sträubte sich vor Wut oder Erregung.
    „Schon wieder! Das Gerät ist haarscharf an zwei Schiffshüllen vorbei gefallen. Marlinc wird toben, wenn er erfährt, daß die Schiffe der Heimatsystem-Flotte bei dir in größerer Gefahr sind als während der Einsätze!"
    „Kommandant Marlinc kann mit seinen Robotern bei der Reparatur des Nestes helfen", schnarrte die Kranenfrau. „Und du auch!"
    „Ich habe keine Zeit dazu", beschied Viracopos die Kommandantin. „Ich kümmere mich um das Empfangskommando."
    „Das ist eine ausgezeichnete Ausrede!" stellte Aljaka fest.
    „Keine Ausrede. Du weißt, daß wir hohen Besuch bekommen. Was das allerdings zu bedeuten hat, weiß niemand."
    „Die Entscheidungen des Orakels sind unanfechtbar und weise. Bis jetzt jedenfalls."
    „Und deshalb solltest du zusehen, daß dieser Sektor möglichst bald wieder in Ordnung gebracht wird", antwortete der Vertreter des Flaggschiffskommandanten. „Ich schickte dir ein paar Reparaturkommandos in den Hangar."
    „Beim Licht des Universums", rief Aljaka. „Du bist großzügiger als ein Herzog!"
    „Ich tue nicht mehr als meine Pflicht."
    Das Nest war der Stützpunkt der Ersten Flotte mit jenen unzähligen Schiffen, von denen das Heimatsystem der Kranen abgesichert wurde. Kommandant Aljaka empfand stets, wenn sie an das uralte Nest mit allen Decks und den Einrichtungen dachte, einen Stich nostalgischer Wehmut. Es würde am besten sein, das Nest komplett neu zu bauen und in den Orbit zu bringen, aber auch die alte Konstruktion funktionierte noch immer.
    Verblüffend war nur, daß sich die Herzöge Gu, Carnuum und Zapelrow überraschend angesagt hatten.
    Aljakas Denken verlief in pragmatischen Bahnen; sie sagte sich, daß gerade Zapelrow genügend Verständnis dafür aufbringen würde, wenn in der uralten Station hoch über dem vierten Planeten des Krandhor-Systems nicht die zu erwartende Perfektion herrschte.
     
    2.
     
    Obwohl Herzog Zapelrow im Tärtras lebte, im Palast der Herzöge, hatte er niemals versucht, über seinen Schatten zu springen.
    Seine Einfachheit war nicht beabsichtigt. Er kannte nichts anderes; auf eine andere Weise würde er sich nicht wohl fühlen. Ernsthaftigkeit hatte sein Leben bis auf den heutigen Tag bestimmt, bis zum auslaufenden Jahr 343 Herzog Lugos.
    Zapelrow streckte eine Pranke aus, zögerte einige Sekunden lang und drückte dann eine Taste. Sie gehörte zu einem handgroßen und flachen Apparat, der vor ihm auf der Platte des Arbeitstisches lag.
    „Ich glaube, daß unsere Ungeduld berechtigt ist", sagte der fast drei Meter große Krane, der sich schwerfällig zu bewegen pflegte. „Wir warten auf das Spoodie-Schiff. Es ist längst überfällig. Auch ich besitze keine Informationen darüber, was das Schiff aufgehalten hat oder was ihm zugestoßen sein mag."
    Zapelrow holte Luft und heftete seine gelben Augen auf das Bild, das er hinter der riesigen Scheibe sah. Er war allein. Diesen Zustand schätzte er, denn die Ruhe erlaubte es ihm, ungestört seine Arbeit zu tun. Ohne daß es im riesigen Herrschaftsgebiet des Orakels bekannt war - zu einem guten Teil hing das einwandfreie Funktionieren innerhalb des Reiches von der Zuverlässigkeit Zapelrows ab. Er war nie der Herzog für repräsentativen Prunk und für die Begeisterung des breiten Publikums gewesen. Zapelrow war der harte Arbeiter für die Routine. Er vertraute weitere Gedanken seinem persönlichen Tagebuch an: „Heute befahl uns das Orakel, das Nest der Ersten Flotte aufzusuchen und dort zu warten. Wozu? Worauf? Weder Gu noch Carnuum oder ich wissen es. Uns wurde kein Grund genannt. Dieser Umstand beunruhigt mich ebenso stark wie das Ausbleiben des Spoodie-Schiffs.
    Immerhin sagte das Orakel, daß unsere Wartezeit im Nest etwas mit dem Ausbleiben des Schiffes zu tun hat."
    Mit einem leichten Druck der scharfen Kralle schaltete Zapelrow den Tagebuch-Recorder aus. Er stand auf und ging unruhig vor dem Panoramafenster hin und her. Schweigend blickte er in die Richtung, in der, für ihn nicht sichtbar, der Wasserpalast lag. Zapelrow, ein schwergewichtiger Krane in bewußt einfacher Raumfahreruniform, dessen Mähne die Spuren des Alters zeigte, schloß mit einer Bemerkung, die sein Verhältnis zu Kran und dem Orakel deutlich machte: „Niemand hat Grund, dem Orakel zu mißtrauen!"
    Die Raumboote warteten schon. Herzog Gu war schon auf dem Anflug, wie Zapelrow soeben durch ein Signal erfahren hatte. Unmittelbar nach der Aufforderung durch das Orakel hatten sich
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