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1038 - Der Verräter von Kran

Titel: 1038 - Der Verräter von Kran
Autoren: Unbekannt
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und meinte schließlich zustimmend: „Einverstanden. Sprich mit ihm."
    „Wenn er noch ansprechbar ist. Hoffentlich komme ich nicht zu spät."
    Ciryak rannte aus der Zentrale und ließ das Schott hinter sich offen. Er wußte, an welcher Stelle sich der Herzog jetzt befand, und kannte den kürzesten Weg dorthin. Er würde Zapelrow erreicht haben, noch ehe der Herzog sich in den Schacht schwingen konnte. Schwingen? Nichts da, dachte er. Der Krane würde sich bestenfalls kraftlos hinein fallen lassen und irgendwo unten im Nest aufkommen.
    Während Ciryak mit langen, sprungähnlichen Schritten ein Transportband erreichte, sich von dem Band bis zu einem anderen Schacht tragen ließ, rekonstruierte er, wohin dieser lange Schacht führte. Ihm fiel ein, daß er zwei Decks unterhalb der sogenannten Äquatorebene endete. Das war im Bereich der Ersatzteillager, der Magazine und der Energieerzeuger für den Antrieb des Nestes.
    „Ausgerechnet dorthin!" stöhnte er auf und warf sich vorwärts in den Schacht. Sekunden später verließ er die Röhre und sah gerade noch, wie der Herzog schwankend und torkelnd in die andere Röhre mehr fiel als sprang.
    Die hundert Meter bis dorthin legte der Überprüfer trotz seiner Erschöpfung in einer Reihe schneller Sprünge zurück. Als er im Antigravfeld nach unten schwebte, sah er den Herzog weit unter sich, nur noch eine winzige Gestalt, die sich nicht rührte.
    Ciryak verfolgte Herzog Zapelrow mit den Augen so lange, bis sich die kleine Figur wieder bewegte und mühsam aus dem Schacht hinausschwang. Der Überprüfer zitterte vor Ungeduld, bis er selbst an diesen Punkt herunter geschwebt war. Er verließ den Schacht und stand im vollkommenen Dunkel eines riesigen Raumes. Vorsichtig machte er einige Schritte nach vorn und verwünschte sich wegen seiner Nachlässigkeit. Er hatte sein Kommunikationsgerät auf dem Pult in der Zentrale vergessen und nicht einmal einen Scheinwerfer mitgenommen. Irgendwo vor sich, bis zur Unkenntlichkeit verzerrt durch eine Reihe von Echos, hörte er schnelle Schritte. Hatte sich der Herzog so bald erholt, daß er rennen konnte?
    „Bleib stehen, Herzog!" schrie Ciryak.
    Keine Antwort. Die Schritte entfernten sich immer mehr.
    Der Krane tastete mit beiden Pranken die Umgebung des Ausstiegs ab. Er fand mehrere dicke Leitungsbündel und schließlich auch einen wuchtigen Schalter. Er kippte den Schalter und griff dabei in schmieriges Öl. Unter seinen Krallen knisterten in dem uralten Gerät dünne Blitze. Eine Reihe von Tiefstrahlern schaltete sich ein und ließ die Größe und Höhe des Raumes erkennen. An den Wänden liefen metallene Stege entlang, auf dem Boden waren in den wuchtigen Silentblöcken riesige Maschinen angeflanscht, die sich wie schweigende, schwarze Urtiere duckten. Einige der Scheinwerfer funktionierten nicht mehr richtig, sie warfen flackerndes Licht nach unten. Die Maschinen versteckten sich halb in pechschwarzen Schatten.
    „Herzog Zapelrow!" schrie Ciryak, während er eine Metalltreppe hinaufeilte. Sie führte zum zweiten, weiter oben angebrachten Steg. „Ich bin hier, um dir zu helfen!"
    Die Tatsache, daß der Herzog schwieg und sich versteckte, wog schwer. Der Verdacht, daß er möglicherweise den Verräter gestellt hatte, wuchs in Ciryak. Er hastete bis zur Mitte des Steges und blieb stehen. Sein Blick richtete sich nach unten. Er versuchte, eine Bewegung wahrzunehmen; eine Veränderung im Licht oder den Schatten, den der Flüchtende warf.
    „Nichts!"
    Der Überprüfer versuchte, lautlos und so schnell wie möglich das Ende des Steges zu erreichen. Prüfend fuhr seine Klaue über das Geländer. Als er sie zurückzog, war nur wenig Staub auf dem dünnen Fell. Als würde er auch die Spuren des Herzogs nicht erkennen und verfolgen können.
    Die Metallkonstruktion ging im rechten Winkel in den Steg über, der sich an der Stirnseite der Maschinenhalle befand. Unterhalb des Steges klaffte eine riesige Öffnung. Sie führte in die nächste Halle. Direkt vor Ciryak lief die mächtige Profilschiene, an der die Arme eines Antigravkranes befestigt waren. Wieder stützte sich der Krane schwer auf das Geländer und suchte mit den Augen den Raum vor und unter sich ab.
    Ciryak kannte zwar das gesamte Nest, aber da er in diesem Gebiet so gut wie niemals etwas zu tun gehabt hatte, war ihm dieser Sektor ziemlich fremd. Unter der Kuppel gab es nicht einen einzigen Raum und kein noch so winziges Versteck, das er nicht nach kurzer Suche auffinden konnte.
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