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1038 - Der Seelen-Kerker

1038 - Der Seelen-Kerker

Titel: 1038 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Jason Dark
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leiden haben.«
    »Und wie kommentierst du den Tod des Pfarrers?«
    »Er muß ihn gestört haben.«
    »Wobei?«
    Der Templer hob die Schultern. »So genau weiß ich es nicht. Ich sage mal bei seinen Aktivitäten.«
    Wir hatten die Unterhaltung im Wagen geführt, damit auch Suko die Neuigkeiten erfuhr. »Könnte es sein«, folgerte er, »daß dieser Nazarius die Stelle des toten Pfarrers einnehmen will?«
    »Verrückt«, sagte ich. »Es hört sich verrückt an. Aber ich will es nicht ausschließen.«
    Vor mir stöhnte Bloch auf. »Wenn das zuträfe«, flüsterte er, »wäre das der Anfang vom Ende. O Gott, nein, stellt euch mal vor, daß es mehr von diesen Verfluchten gibt, die es tatsächlich schaffen, die Kirchen zu übernehmen. Das wäre der erste Schritt ins Chaos. Hinein in die höllische Anarchie.«
    »Da fällt mir wieder der Zwitter ein«, sagte ich. »Das Kreuz hat ihn nicht vernichtet.«
    »Aber wie kann sich ein Mensch so glatt auf beiden Seiten bewegen?« rief Bloch beinahe verzweifelt.
    »Ein Mensch?« fragte ich.
    »Was ist er dann?«
    »Ein Dämon. Ein Tier. Eine Gestalt, die sowohl zur einen als auch zur anderen Seite hin tendiert. Du hast sie doch gesehen auf dem Film. Sieht so ein Mensch aus?«
    »Im Prinzip nicht.«
    »Genau das denke ich auch.«
    »Dann fahren wir zur Kirche«, sagte Suko. »Sollte er tatsächlich die Stelle des toten Pfarrers eingenommen haben, müßten wir ihn dort finden.«
    Eine andere Möglichkeit gab es nicht, und Suko startete wieder.
    Die Kirche war nicht zu übersehen. In der Tat schwebte ein Lichtkranz um die Turmspitze herum. Ich wäre nicht verwundert darüber gewesen, hätte ich grünes Licht gesehen, aber dieses hier stammte von mehreren in nicht weit entfernt stehenden Bäumen installierten Scheinwerfern. Die Kirche selbst stand nicht mitten im Ort, wie es normalerweise üblich war. Sie lag etwas außerhalb und dort, wo man auch den Friedhof angelegt hatte, an deren wuchtiger und mit wilden Pflanzen bewachsener Mauer wir entlangfuhren, um danach auf die Kirche zuzusteuern, die von weiter entfernt gesehen größer ausgesehen hatte als sie es in Wirklichkeit war.
    Ein Pfarrhaus sahen wir nicht. Vor der Kirche stoppten wir und stiegen aus.
    Die Luft war die gleiche geblieben. Die Stille auch. Es wehte kaum Wind, und so bewegten sich auch die Blätter der nahestehenden Bäume nicht. Trotzdem trudelten sie reihenweise zu Boden, denn der erste Frost hatte sie saftlos werden lassen.
    Selbstverständlich waren wir auf der Hut. Nebeneinander blieben wir stehen und schauten an der Fassade hoch. Vor uns lag die geschlossene Eingangstür. Ihr Holz war nur unwesentlich heller als das normale Mauerwerk.
    Fenster sahen wir an der Vorderseite nicht. Von der Größe her hätte ich sie mehr als eine Kapelle bezeichnet, aber der Turm was schlank und hoch, als hätte er ein Zeichen setzen sollen. Gewissermaßen als Bollwerk gegen das Böse.
    Ich entfernte mich einen Schritt von meinen Freunden und ließ das Kreuz wieder flach auf meiner Hand liegen.
    Nichts passierte damit. Kein Strahlen, kein Zucken, kein grünlicher Schimmer. Nur das normale Gewicht lastete auf meiner Handfläche. Für mich war das kein Kriterium. Ich rechnete damit, daß uns die Kirche noch einige Überraschungen bringen würde.
    Ich liebe diese Bauten. Für mich waren sie so etwas wie eine Heimat für viele Menschen, für die Verfolgten, für die Armen und immer mehr auch ein Schutz für Menschen, die sich als Ausländer verfolgt fühlten. Hinzu kam das hohe Kulturgut, das die Kirchen bewahrten.
    Hier war es anders, und ich bezweifelte, daß ich mir das einbildete. Diese Kirche, so normal sie auch aussah, wirkte auf mich nicht schützend oder beschützend. Sie kam mir kalt vor, abweisend.
    Nichts war da, das einen Menschen dazu einlud, sie zu betreten.
    Der Abbé spürte, welche Gedanken mich beschäftigten. Die gleichen quälten auch ihn, denn er flüsterte mir ins Ohr: »Das ist nicht mehr der Ort es Allmächtigen, John. Hier haust etwas anderes. Hier hat die Hölle etwas Schlimmes geschaffen. Du mußt mir das glauben. Ich spüre es ebenso wie du.«
    »Stimmt.«
    »Für mich hat es Nazarius geschafft. Er ist der neue Weg. Er ist der Zwitter, der Anfang. Er ist Hölle und Himmel zugleich. Das dürfen wir uns nicht gefallen lassen. Wenn es sich ausbreitet, ist das der Anfang vom Ende. Ich betone es noch einmal.«
    »Alles klar.« Ich war froh über seine Einschätzung, denn sie hatte mich innerlich gestärkt.
    Die
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