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1038 - Der Seelen-Kerker

1038 - Der Seelen-Kerker

Titel: 1038 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Jason Dark
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verlassen. Der Seelen-Kerker ist nicht mehr interessant für sie. Jetzt geht es um andere Dinge.«
    »Um welche?«
    Der Abbé schaute mich beinahe bittend an, doch ich mußte ihn enttäuschen und deutete dies durch ein Anheben der Schultern an.
    »Möglicherweise um Rache.«
    »Wieso?« Er schüttelte den Kopf. »An wem sollte er sich denn rächen wollen? Es gibt keine Menschen mehr, die er hätte verfolgen können. Sie sind alle tot. Sie sind nicht wieder zurückgekommen. Nein, John, da sehe ich keinen Grund.«
    »Man muß Rache nicht unbedingt auch mit Töten in Zusammenhang bringen.«
    »Sondern?«
    »Er kann auch andere Pläne verfolgen. Zum Beispiel auch das Verwischen von Spuren. Das hat er ja getan, als er Alexandre Capus umbrachte. Dieser Mann hat ihn gesehen, und das wollte Nazarius nicht. Es störte seine Pläne, und er muß dabei aus meiner Sicht genau richtig gedacht haben, denn Capus hat uns ja alarmiert. Auch das hat dieser Giftmönch gespürt und ihn umgebracht.«
    »Und er kann dein Kreuz manipulieren!« murmelte Bloch. »Ich weiß nicht, wie ich ihn einschätzen soll. Es ist alles so schrecklich. Hier sind Regeln und Gesetze auf den Kopf gestellt worden. Dieser Mann muß eine wahnsinnige Wandlung durchgemacht haben, über die wir so gut wie nichts wissen.«
    »Aber man weiß über ihn Bescheid«, meldete sich Suko. »Hat man uns nicht gesagt, daß es hier spukt? Die Menschen im Ort haben etwas gespürt. Bestimmt nicht seit gestern.«
    »Meinst du, daß wir uns bei ihnen erkundigen sollten?«
    »Wäre zumindest eine Möglichkeit. Der Radfahrer hat uns gewarnt. Ich bin sicher, daß er auch Einzelheiten weiß, nur hält er sich damit zurück.«
    Noch war ich nicht sicher. Ich ging zur Seite und schaute dorthin, wo der kleine Ort Grimon lag. Zu sehen waren die Häuser nicht.
    Über und zwischen ihnen schwebte nur der schwache Schimmer irgendwelcher Lichter. Es war fast dunkel geworden. Ohne Licht lief nichts mehr. Auf der normalen Straße bewegten sich auch die Wagen mit den hellen Glotzaugen der Scheinwerfer hinweg. Die Streifen sahen aus wie ferne Kometen. Die Kirche im Ort grüßte ebenfalls mit einem Licht auf der Kirchturmspitze. Es war auch möglich, daß sie aus irgendeiner Richtung angestrahlt wurde. Jedenfalls hob sie sich ab, und das wiederum brachte mich auf einen Gedanken.
    »Wir haben schon oft mit Pastoren, Geistlichen oder Pfarrern zu tun gehabt«, sagte ich. »Manche haben sich sehr kooperativ gezeigt. Ich könnte mir vorstellen, daß wir auch in Grimon Glück haben.«
    Der Abbé stimmte mir zu. »Gute Idee. Pfarrer wissen oft mehr. Sie lesen die Kirchenbücher und interessieren sich zumeist auch für die Geschichte ihres Ortes.«
    Wir stiegen wieder in den Wagen. Froh war keiner von uns. Aufgegeben hatten wir auch nicht. Nach wie vor glaubte ich fest daran, daß wir eine Spur finden würden…
    ***
    Grimon war ein Ort, in dem es noch Platz gab. Keine engen Straßen oder Gassen, sondern breite Fahrbahnen, die zumeist von Bauernhäusern umrahmt wurden. Um diese Jahreszeit stand das Vieh bereits im Stall. Wir hörten das Grunzen der Schweine oder das Blöken der Kühe. Auf der Hauptstraße hatten gerade die Rindviecher ihre grünen Spuren hinterlassen. Ihr Kot hatte sich mit dem Lehm vermischt, denn der größte Teil der Straße war nicht gepflastert oder asphaltiert worden.
    Ausgestorben war das Dorf nicht. Allerdings ruhig. Die Menschen hielten sich in ihren Häusern auf. Licht schimmerte hinter den oft nur kleinen Fenstern und fiel als schwacher Schein nach draußen.
    Auf den Höfen standen die Traktoren, die Maschinen und auch die privaten Fahrzeuge der Bauern.
    Wir fuhren an einer Gaststätte vorbei, deren Tür nicht geschlossen war. Aus der Kneipe drang der Rauch zahlreicher Zigaretten. Er drehte sich wie Nebel hoch und umflorte die alte Kutscherleuchte, die über dem Eingang hing.
    Ich fuhr langsamer und hielt nahe der Kneipe an, was Suko und den Abbé verwunderte.
    »Willst du rein?« fragte Bloch.
    »Ja, ich möchte mich umhören. Oft genug erfährt man an der Theke mehr als gewöhnlich.«
    »Dann gehe ich mit«, sagte Bloch.
    »Warum?«
    »Nichts gegen dich, John, aber ich denke, daß ich mit meinen Landsleuten besser zurechtkomme. Außerdem werde ich mich als Geistlicher zu erkennen geben, und ich denke auch, daß man mir das abnimmt – oder?«
    »Okay, wie du willst.«
    »Dann halte ich hier die Stellung«, sagte Suko, »und greife nur im Notfall ein.«
    »Dazu wird es
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