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1038 - Der Seelen-Kerker

1038 - Der Seelen-Kerker

Titel: 1038 - Der Seelen-Kerker
Autoren: Jason Dark
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sie nicht wegrutschten, aber Nazarius rollte auf die Seite und rutschte in die Lücke zwischen zwei Bänke hinein.
    Um dort wieder hervorzukommen, brauchte er eine gewisse Zeit.
    Zudem klemmte er noch fest.
    Daß sich der Abbé um John Sinclair kümmerte, interessierte Suko nur am Rande. Für ihn war die Ausgeburt der Hölle wichtiger. Nazarius verließ sich ganz und gar auf seine Kraft, die sogar einem Kreuz hatte widerstehen können. Von einer Dämonenpeitsche aber hatte er noch nie etwas gehört.
    Suko hatte bereits ausgeholt.
    Er schlug im dem Augenblick zu, als sich die Ausgeburt der Hölle wieder in die Höhe drängte. Und der Schlag der drei Riemen war verdammt gut gezielt worden. Nicht nur der Kopf der Gestalt wurde erwischt, auch einen Teil des Oberkörpers zeichneten die drei Riemen auf ihre unnachahmliche Art und Weise.
    Mochte die Haut noch so hart, dehnbar und auch fest gewesen sein, die Peitsche hatte ihre Schwachstelle aufgedeckt. Nazarius war auch nicht mehr dazu gekommen, sich aus der Bank zu befreien. In einer nach hinten gedrückten Haltung klemmte er dort fest. Bewegte seinen Kopf wild von einer Seite zur anderen und starrte dabei mit den leblosen Totenaugen gegen die Decke, als würde er von dort Hilfe erwarten.
    Es gab für ihn keine Hilfe. Die finsteren Mächte hatten ihm schon genug geholfen, indem sie ihn zu dem gemacht hatten, was er war.
    Jetzt nicht mehr. Er mußte allein zurechtkommen und schaffte es nicht.
    Die Kraft der Dämonenpeitsche hatte die zweite Haut einfach zerrissen. Lange Streifen malten sich dort ab, und einer davon lief quer über das Gesicht.
    Die Haut wurde weich. Sie nahm eine andere Form an und erinnerte plötzlich an schmutzigen Honig, der von oben nach unten rann. Dieser alte Schleim zerstörte auch das widerlich-babyhafte Gesicht des Untiers. Darunter erschien die normale Haut.
    Haut?
    Nein, das waren nur Fetzen. Alte Lappen. Vermodert. Verwest.
    Wie letzte Blätter an einem kahlen Herbstbaum hingen sie von den bleichen Knochen herab. Traurige Lappen, die eklig stanken. Auch die Knochen waren längst ausgedörrt und ausgetrocknet. Es gab nichts mehr, was sie noch zusammenhielt.
    Tatsächlich fielen sie klappernd zusammen, und auch der Schädel löste sich. Suko, der direkt davor stand, hatte den Eindruck, als wollte ihm die Ausgeburt der Hölle noch ein letztes Mal zunicken.
    Das Gesicht des schon längst bis zu einem gewissen Teil zerstörten Schädels war verlaufen. Mit einem häßlichen Laut klatschte der Kopf direkt vor Sukos Füßen auf den Kirchenboden.
    Dieser Fall war so etwas wie ein Zeichen. Denn wenig später brachen auch die anderen Knochen zusammen und blieben, ebenso wie der Kopf, innerhalb einer schmierigen und stinkenden Lache liegen.
    Suko nickte. Dann lächelte er. Und anschließend streichelte er die drei Riemen seiner Dämonenpeitsche, die zu einer Lebensretterin geworden war…
    ***
    Der Abbé hatte mir geholfen, damit ich überhaupt auf die Füße kam.
    Noch immer wühlten die Schmerzen wie eine Glut durch meinen Arm und auch durch meine Schulter. Aber es war nichts ausgerenkt oder gebrochen, und das allein zählte.
    Schmerzen brannten auch in meinem Gesicht. Die verdammte Faust hatte meine Nase in Mitleidenschaft gezogen. Aus beiden Löchern rann Blut. Ich mußte wirklich einen schrecklichen Anblick bieten. Nicht so schrecklich wie Nazarius, den Suko dank der Dämonenpeitsche endgültig vernichtet hatte.
    Von Nazarius waren nur noch Reste übrig. Und so war ein Experiment des Bösen letztendlich gescheitert.
    Suko drehte sich um. Er lächelte, griff dann in die Tasche und holte ein sauberes Tuch hervor. »Ich denke, daß du das jetzt gebrauchen kannst, Alter.«
    »Danke!« würgte ich hervor.
    »Ach, hör auf.« Er winkte ab. »Ist doch egal, wer von uns diese Hundesöhne vernichtet.«
    Da hatte er recht. Auch der Abbé stimmte uns durch ein Nicken zu und wandte sich dann dem Altar zu, um das dort liegende Buch an sich zu nehmen.
    Ich war froh, daß ich den rechten Arm noch bewegen konnte. Zwar würde ich nun einige Zeit unter den Schmerzen leiden, aber sie hielten sich in Grenzen.
    Der Templer kam zu uns. Das Buch hatte er unter seinen linken Arm geklemmt. »Wir sollten diesen Ort verlassen«, schlug er vor. »Mein Dankgebet möchte ich gern woanders sprechen.«
    Weder Suko noch ich hatten etwas dagegen einzuwenden…
    ENDE
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