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1030 - Meister der Vergangenheit

Titel: 1030 - Meister der Vergangenheit
Autoren: Unbekannt
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dafür nun Olkring seine Gunst zuwandte.
    Es gab nur noch eines für ihn: die Flucht. Er wollte den Fremden nicht in die Hände fallen.
    Unbemerkt von seinen Spähern machte er sich davon. Das Vorwärtskommen war mühselig. Er wünschte sich, er hätte sich beizeiten im Gebrauch der Gliedmaßen geübt.
    Er wandte all seine Kräfte auf, um sich so rasch wie möglich zu bewegen. Trotzdem saß ihm die Furcht im Nacken; denn er wußte, daß die Fremden weitaus besser zu Fuß waren als er.
    Er umrundete eine scharfe Krümmung des abschüssigen Ganges - und erstarrte. Der Fremde stand unmittelbar vor ihm. Er hatte die Arme ausgebreitet und die Innenflächen seiner fünffingrigen Greifhände nach oben gerichtet.
    „Fürchte dich nicht, Olkring", drang seine Stimme aus einem kleinen Kasten, den er am Vorderkörper trug. „Ich bin hier, um dir eine freudige Nachricht zu bringen."
    Mit letzter Kraft wandte Olkring sich um. Da tauchten hinter ihm zwei weitere Fremde auf, und an die Seite des Fremden mit dem Kasten gesellte sich der Verräter Valvul. Da wußte Olkring, daß er gefangen war.
    „Unter fremden Eindringlingen und Verrätern", sagte er niedergeschlagen, „gibt es keine freudigen Nachrichten."
    „Wir sind keine Eindringlinge", verteidigte sich Surfo. „Wir sind gekommen, um euch bei der Lösung eines Problems zu helfen, das binnen kurzer Zeit eure Zivilisation zerstört hätte. Sobald wir Hilfe geleistet haben, ziehen wir uns wieder zurück. Und unseren Freund Valvul hier wirst du nicht mehr lange einen Verräter nennen dürfen - bis du nämlich erfährst, daß alle seine Handlungen zum Wohl der Mascinoten geschahen. Wenn ihr euer Volk retten wollt, müßt ihr zusammenarbeiten, ihr zwei."
    Das war selbst für Valvul eine Neuigkeit. Erstaunt horchte er auf. Olkring dagegen war verwirrt.
    „Ich verstehe deine Worte nicht, Fremder", sagte er. „Unsere Zivilisation ist in Gefahr, sagst du? Woher willst du das wissen?"
    „Vom Beisitzer Eins", antwortete Surfo. „Ich habe euch beide zu ihm zu bringen. Ihr werdet die Geschichte eures Volkes erfahren und begreifen, wie es zur gegenwärtigen Lage gekommen ist. Ihr werdet verstehen, daß die mascinotische Zivilisation im Begriff ist, an ihrer eigenen Monotonie zu ersticken, und es werden euch Wege gewiesen werden, wie ihr den Zerfall aufhalten und eine neue Blüte herbeiführen könnt."
    Sprachlos starrten die beiden Mascinoten den Fremden an.
    „Zum Beisitzer Eins?" staunte Valvul. „Er zürnt mir nicht mehr?"
    „Der Beisitzer Eins ist am Ende seiner Kräfte angelangt", erklärte Surfo. „Sein Anschlag auf dich war eine gefährliche Fehlkalkulation. Er kann nicht mehr allein Hüter des Eigentlichen Bereichs sein. Ihr werdet eure Aufgabe für ihn übernehmen, und er wird euch dabei helfen."
    „Du kennst die Geschichte unseres Volkes?" entfuhr es Olkring. „Hat der Beisitzer Eins sie dir erzählt?"
    „So etwa", lächelte der Betschide. „Aber erst mußte ich dem Beisitzer Eins beibringen, wie er sich anzustellen hat, wenn er sich an die Vergangenheit erinnern will."
    Mit eigenartiger, schwerer Betonung fügte er hinzu: „Valvul mag der Meister der Gegenwart sein, aber ich, Surfo, aus dem Volk der Betschiden, bin der Meister der Vergangenheit."
     
    14.
     
    Sie schwiegen vor ungläubigem Staunen, als sie durch den Quadratischen Raum geführt wurden. Ihre Blicke glitten über die seltsamen Geräte, die die Wand fugenlos bedeckten, und über die Körper der zerstörten Roboter, die auf dem Boden zerstreut lagen.
    Porpol hatte sich ihnen in der Halle der Vergessenen angeschlossen. Valvul hatte ihm in aller Eile ein paar Worte zugeraunt - nicht annähernd genug, um die Zusammenhänge zu erklären, aber ausreichend, um den Nachbruder in einen Zustand ehrfürchtiger Starre zu versetzen.
    Surfo schritt voran, durch den Korridor in den halbrunden Raum mit der riesigen Bildfläche. Die Mascinoten sahen sich verwundert um. Nach der mit Instrumenten vollgepfropften Kammer hatten sie im Allerheiligsten des Beisitzers Eins eine womöglich noch imposantere Konzentration hochentwickelter Technik erwartet. Die Leere des großen Halbrunds enttäuschte sie - aber nicht lange. Surfo trat vor und sagte mit der Stimme dessen, der ans Befehlen gewöhnt war: „Du kannst jetzt anfangen, mein Freund."
    „Wie du es wünschst", antwortete die Stimme des Beisitzers Eins ehrerbietig, und den Mascinoten war zumute, als hätte der Blitz unmittelbar vor ihnen eingeschlagen.
    Ein Bild
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