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1028 - Der einsame Gefangene

Titel: 1028 - Der einsame Gefangene
Autoren: Unbekannt
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Techniker eingesetzt.
    Ford wartete zwei volle Monate, ehe er Kontakt mit Temytelen aufnahm. Ihm war aufgefallen, daß auch der Lysker sich stets abseits von den anderen Gefangenen aufhielt und gern allein bleiben mochte. Das erste zögernde Gespräch mit ihm (oder ihr) gab keine Aufschlüsse, aber bereits am nächsten Tag schien Temytelen zugänglicher zu werden.
    „Warum bist du hier?" fragte Ford, nachdem sie sich eine Weile unterhalten hatten.
    Temytelen fächelte sich mit den Tentakeln Luft zu, denn es war sehr heiß in der Windstille des Hofes.
    „Ein technisches Mißgeschick, ein Fehler vielleicht. Jedenfalls geriet das Schiff, für dessen technische Sicherheit ich verantwortlich war, außer Kontrolle und stürzte auf die Oberfläche eines Planeten. Es gab zum Glück nur einige Verwundete. Man gab mir fünf Jahre, von denen ich bald das erste hinter mir habe. In vier Jahren bin ich wieder frei."
    „Ist dir nie der Gedanke an Flucht gekommen?" fragte Ford behutsam.
    „Warum sollte ich fliehen?" wunderte sich der Lysker. „Ich habe es hier nicht schlechter als in einem Schiff der Flotte. Außerdem empfinde ich meine Strafe als gerecht."
    Ford erkannte, daß der Lysker wohl kaum eine Hilfe für ihn sein würde, trotzdem gab er die Verbindung nicht auf. Schon deshalb nicht, weil Temytelen eine gewisse Vertrauensstellung in der Festung genoß. In weiteren Gesprächen gab er zu, schon mehrmals in den technischen Abteilungen eingesetzt worden zu sein, die früher einstmals zur Stabilisierung der Kreisbahn gedient hatten und heute für die Energieversorgung der gigantischen Anlage in Betrieb waren.
    Diese Information erregte Fords besonderes Interesse.
    In technischer Hinsicht war er nicht gerade ein Genie, aber er kannte sich so ziemlich auf allen Gebieten der Kybernetik und Antriebstechnik aus. Wenn es ihm gelang, ebenfalls in dieser Anlage aushelfen zu dürfen, bestand vielleicht die Möglichkeit, einen Weg zur Flucht zu finden.
    Ohne Temytelen seine wahren Absichten zu verraten, bekundete er sein Interesse an dieser Anlage, und der Lysker versprach, an ihn zu denken, wenn man ihn wieder einmal brauchte. Ein Assistent mit entsprechenden Kenntnissen konnte nicht schaden, das würden auch die Kranen einsehen.
    Im Verlauf des ersten Jahres gelangte Ford ganze zwei Mal in den abgeschirmten Bereich der unterirdisch gelegenen Anlage mit ihren fast unübersehbaren Schalträumen und Kontrollkonsolen. Es war ein Reich für sich und man konnte sich darin leicht verirren.
    Aber man kam auch nicht unbemerkt wieder heraus.
    Im zweiten Jahr seiner Gefangenschaft begann Ford ungeduldig zu werden. Bisher hatte sich noch keine vernünftige Gelegenheit zu einer Flucht geboten. Sicher, einmal hatte er mit einem Arbeitskommando den inneren Bereich der Festung verlassen können, um den vordringenden Urwald mit Energiemähern zu verbrennen. Die freie Fläche mußte erhalten bleiben, um den Wachtposten auf dem Ringgebäude freies Schußfeld zu garantieren.
    Aber auch bei dieser Außenarbeit war eine Flucht unmöglich. Robotwärter bezogen zwischen dem Arbeitskommando und dem Urwald Stellung. Die Posten auf dem Gebäude wurden in den Alarmzustand versetzt. Darüber kreiste ein Gleiter in geringer Höhe.
    Das dritte Jahr brach an, und Ford mußte seine ganze Willenskraft aufbringen, um nicht in Depressionen zu verfallen. Seine einzigen Lichtblicke waren seine Unterhaltungen mit Temytelen während der täglichen Spaziergänge. Nachts aber lag er auf seinem Bett und grübelte vor sich hin. Und je verzweifelter er wurde, desto fester entschlossen war er, die Flucht sobald wie möglich zu bewerkstelligen, auch wenn die Chancen noch so gering waren.
    Am liebsten hätte er Temytelen in seine Pläne eingeweiht, aber er wollte den Lysker nicht damit belasten, obwohl er davon überzeugt war, daß dieser ihn nicht verraten würde.
    In den letzten Wochen des dritten Jahres hatte Ford versucht, die starre Programmierung des Wachtroboters, der ihm die Verpflegung brachte, psychisch au durchbrechen oder zumindest zu lockern, aber es war ihm nicht gelungen. Eine mechanische Manipulation war ausgeschlossen.
    Durch seine Arbeitseinsätze kannte er sich ein wenig im Innern der Festung aus, wenn es sich dabei auch nur um einen sehr geringen Prozentsatz der Gesamtanlage handelte.
    Sein Plan war, sich nach seiner Flucht aus seinem Quartier eine Zeitlang irgendwo in der Kuppel zu verbergen, vielleicht sogar in den ehemaligen Antriebsräumen. Später erst,
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