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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie durchdrehte und Jane erschoß, dann… nein, soweit wollte ich nicht denken.
    Ich hörte sie kommen. Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Es war nicht nötig, denn ihre Tritte überdeckten meine Atemzüge. Aber ich wollte kein Risiko eingehen.
    Schaute sie nach unten? Ahnte sie etwas?
    Nein, es war alles normal. Nur rannte die Zeit so schnell davon, denn plötzlich stand sie am Wagen. Zudem noch an der hinteren Tür, durch die ich verschwunden war.
    Kathrin zerrte sie auf.
    Das war der Moment!
    Stille – noch…
    Dann hörte ich den leisen Schrei der Frau. Es konnte auch ein Ausruf des Erstaunens gewesen sein, so genau war das nicht zu unterscheiden, aber sie hatte mit einem Blick erkannt, was passiert war.
    Über mir begann in den nächsten Sekunden das Drama. Ich war nur Zuhörer und arbeitete verbissen daran, meine Fesseln zu lösen.
    Hoffentlich drehte sie nicht durch und tat Jane etwas an. Das würde mich auf die Palme bringen.
    »Wo ist er?«
    Die Frage galt mir, klar. Ich war gespannt, wie Jane reagieren würde.
    »Er ist weg!«
    Kathrin lachte bösartig auf. »Das sehe ich selbst, du Schlampe. Wieso ist er weg?«
    »Er konnte nicht bleiben.«
    »Toll. Und er hat dich hier zurückgelassen, wie?«
    »Das sehen Sie doch.«
    Über mir bewegte sich der Wagen. Ich ging davon aus, daß Kathrin hineinkletterte. »Du bist ja noch gefesselt«, hörte ich jetzt ihre Stimme im Wagen. »Weshalb hat dich dein Kavalier denn nicht befreit, du kleine Lügnerin?«
    »Das weiß ich doch nicht. Er ist jedenfalls geflohen und hat mich hier zurückgelassen.«
    »Na prima. Ein wirklich toller Kavalier. Oder hat er sich etwa nicht befreien können?«
    »Wie… wie … meinen Sie das?«
    »Ist er auch gefesselt?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen!«
    »Scheiße, du Luder!« brüllte Kathrin. Dann hörte ich es klatschen.
    Die Polizistin hatte zugeschlagen und wahrscheinlich Janes Gesicht getroffen. »Du belügst mich von hinten bis vorne. Spielst hier die harmlose, naive und auch allein gelassene Frau. Das arme, unschuldige Opfer. Nur nehme ich dir das nicht ab. Nicht dir und auch nicht diesem Sinclair, dessen Papiere ich mir angeschaut habe. Zumindest ist er ein Kollege von mir, und du bist es wahrscheinlich auch. Wie schön, sage ich da nur. Wirklich schön. Aber du hast es auch schwer, denn ich nehme dir dein Getue nicht ab. Ich lasse mich von dir nicht verarschen. Ich weiß, daß Polizisten nicht unbedingt dumm sind. Ich gehöre selbst dazu. Und jetzt will ich von dir die ganze Wahrheit wissen.«
    Ich hatte alles verstanden. Ich stand unter Druck. In meinem Magen sammelte sich die Säure und stieg hoch in Richtung Kehle.
    Schweiß auf den Händen. Das Herz schlug schneller. Kälte und Hitze lösten sich ab. Über mir bewegte sich wieder der Wagen, und kurz danach klang Janes Stimme auf.
    »Moment mal, was soll das? Wollen Sie mich mit meiner eigenen Waffe erschießen?«
    »Wenn es sein muß, schon.«
    »Aber das ist Unsinn. Das ist Mord…«
    »Wenn du redest und die Wahrheit sagst, können wir darüber sprechen, Jane Collins. Ich will nur wissen, wo sich dieser Sinclair verkrochen hat.«
    »Er ist einfach gegangen, als er aus der Bewußtlosigkeit erwachte. Die Dosis war wohl nicht so stark, daß…«
    »Leider. Da gebe ich dir recht. Aber ins Haus ist er nicht gegangen. Oder hat er sich dort verstecken wollen? Wurde dir etwas in dieser Richtung gesagt?«
    »Nein, das nicht.«
    »Sehr gut. Und weiter…«
    »Nichts weiter. Er ist verschwunden. John wollte sich verstecken und seine Fesseln loswerden.«
    »Weiter!« forderte Kathrin.
    »Wieso weiter?«
    »Was hatte er dann vor? Wollte er wieder zurückkehren? Hin zu dir? Hin zu seiner Kleinen, seiner Freundin? Hat er dir etwas in dieser Richtung gesagt?«
    »Nein. Er hat nur gesagt, es würde schon alles wieder in Ordnung kommen.«
    Danach schwieg Jane. Sie und ich unter dem Wagen waren gespannt, wie die verdammte Polizistin darauf reagierte. Wenn sie Jane diese Ausrede abnahm, okay. Wenn nicht, würde ich mich melden müssen. Daran ging dann kein Weg vorbei.
    »Gut!« sagte Kathrin Dill nach einer Weile. »Sehr gut sogar. Wunderbar. Ich lasse ihn laufen. Er wird ja zurückkehren, um dich zu holen. Etwas Besseres kann mir dabei nicht passieren. Es ist alles super, Jane. Wirklich. Aber wenn er zurückkommt, wird er überrascht sein, daß er dich hier im Wagen nicht mehr findet. Ich möchte nämlich, daß wir beide in das Haus gehen. Dort wartet eine besondere Überraschung

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