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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel
Autoren: Jason Dark
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langen Nägeln fuhren über ihren Körper. Sie rissen an der Kleidung. Sie wollten Löcher bohren, um dann messerscharf in die Haut einzudringen.
    Die Chancen bei diesem Kampf waren ungerecht verteilt. Jane konnte letztendlich nur verlieren.
    Doriel, dem untoten Engel, und auch Lilith hatte sie entwischen können. Sollte dieser schlichte Blutsauger es tatsächlich schaffen, ihre Existenz zu beenden?
    Es war ein Gedanke, der ihr kam. Wieder bat sie um Hilfe, nur war die Stimme zu schwach. Die beiden anderen hatten sie nicht gehört.
    Die Finger griffen nach ihrer Kehle. Jane sah sie sehr dicht vor sich.
    Sie waren so lang, so hellgrau und so verflucht spitz. Sie konnten ihr den Hals tief einreißen, um das Blut wie aus einem Springbrunnen quellen zu lassen.
    Noch einmal versuchte es Jane mit einem Kopfstoß. Sie traf nicht.
    Er war nicht hart und auch nicht weit genug geführt worden. In ihr breitete sich bereits die Schwäche aus.
    Die Finger krallten sich in den Rand des Pulloverausschnitts. Brutal rissen sie dran, wollten das Gewebe aufzerren, um Platz für den Biß zu schaffen.
    Längst schwebten die beiden Zähne wie zwei Speerspitzen über ihr. Sie warteten nur noch darauf, in das Ziel hineinstoßen zu können. Und das würden sie schaffen.
    Dann war alles anders.
    Jane sah noch, wie sich das Gesicht des Blutsaugers verzerrte, danach schien es gegen die Decke jagen zu wollen, so schnell war es aus ihrem Sichtbereich verschwunden.
    Nicht nur das Gesicht, der gesamte Körper flog zur Seite und klatschte wenig später wie ein Bündel Lumpen zu Boden.
    Ein anderer erschien. Beinahe wie ein Riese, denn Jane schaute vom Boden her zu ihm hoch.
    Es war John Sinclair!
    ***
    Ich war rechtzeitig genug gekommen und hatte den Blutsauger von Jane weggeholt und zur Seite geschleudert. Bevor ich mich um ihn kümmerte, nickte ich Jane noch zu, dann drehte ich mich um, um zu sehen, wie der Vampir auf die Treppe zukroch.
    Entkommen würde er mir nicht. Er hatte uns verdammt in die Klemme gebracht. Dabei war er nur ein schlichter Vampir, nicht zu vergleichen mit Dämonen wie Doriel oder gar Lilith. Aber es kam eben immer auf die Umstände und das Umfeld an, in dem man auf diese verdammten Kreaturen traf. Hier war es für Menschen nicht eben angenehm gewesen.
    Das Kreuz ließ ich stecken.
    Ich wartete, bis der Untote die unterste Stufe erreicht hatte und sich dort abstützte, um besser auf die Beine zu kommen.
    Als er stand, schoß ich.
    Die Kugel traf seinen alten Schädel und zerriß ihn beinahe. Jedenfalls fielen Stücke von ihm ab. Der Vampir selbst kippte nach vorn und landete bäuchlings auf der Treppe, wo er liegenblieb und sich auch nicht mehr bewegen würde.
    Ich ging trotzdem zu ihm. Mit dem Fuß drehte ich ihn um. Mit leisen, raschelnden und auch knirschenden Geräuschen war sein Gesicht dabei, zu zerfallen. Es löste sich einfach auf. Zu stark war das geweihte Silber gewesen. Er hatte selbst als Geschöpf der Finsternis ein zu hohes Alter erreicht.
    Staub und Knochenstücke würden zurückbleiben. Eine für uns sehr gute Lösung.
    Ich befreite Jane von den Fesseln, die unheimlich erleichtert wirkte. Dann schaute ich mir einen Aschehaufen an und hörte zu, was mir die beiden Männer mit wenigen Worten und erstickt klingenden Stimmen zu erklären hatten.
    Allmählich wurde mir klar, was sich hier im Keller abgespielt hatte. Beinahe wäre es zu einem bösen Ende gekommen.
    »Was hast du denn mit Kathrin Dill gemacht?«
    »Sie liegt oben.«
    Jane erschrak. »Ist sie tot?«
    »Nein, das nicht, aber sie wird in den nächsten Jahren wohl nicht viel Freude an ihrem Leben haben. Den Job als Polizistin kann sie sich abschminken.«
    In diesem alten Keller hielt uns nichts mehr. Auch Eddie Sheen und Glenn Simpson waren froh, ihn verlassen zu können. Beide fühlten sich wie neu geboren.
    Das glaubte ich ihnen aufs Wort.
    ***
    Kathrin Dill lag noch dort, wo ich sie zurückgelassen hatte. Ihre Handschellen zu lösen, war ihr unmöglich gewesen. Allerdings war sie aus ihrer Bewußtlosigkeit erwacht und steckte noch immer voller Haß, denn sie funkelte uns an.
    Sheen und Simpson machten einen großen Bogen um sie. Vor dem Haus warteten sie, während wir noch bei der Frau blieben.
    »Aus der Traum«, sagte Jane. »Sie haben es nicht geschafft und auf ganzer Linie verloren.«
    »Ich komme wieder!« versprach sie.
    »Erst in ein paar Jahren. Ihre Uniform sind Sie los. Entführung und Gefangennahme, das sind die Vorwürfe, mit denen Sie
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