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1022 - Der Lockvogel

1022 - Der Lockvogel

Titel: 1022 - Der Lockvogel
Autoren: Jason Dark
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auf dich. Es ist mein Haus, es ist mein Versteck, und dort im Keller werde ich dich mit ihm bekannt machen.«
    Jane stand nicht mehr so sehr unter Druck, als daß ihre Neugierde völlig unterdrückt worden wäre. »Er?« hakte sie schnell nach. »Von wem reden Sie da?«
    »Es ist eine besondere Person. Sie sieht aus wie ein Mensch, aber sie ist kein Mensch. Diese Person ist ein Mythos, ein Märchen, eine böse Legende. Die meisten Menschen glauben nicht an ihn. Das habe ich auch nicht, bis ich ihn kennenlernte und erfuhr, daß man ihn aus seiner Welt verstoßen hat.«
    »Wieso seine Welt?«
    »Ja, es gibt noch andere Welten neben der unserigen.«
    Ich war in meinem Versteck sicher, daß Jane Collins ebenso die Ohren spitzte wie ich. Bisher hatte ich die Taten der Polizistin in einer normalen Folge gesehen. Nun dachte ich anders darüber. Wenn sie von fremden Welten sprach, dann waren wir auch beruflich involviert, denn mit diesen ungewöhnlichen Welten hatten wir ebenfalls oft genug zu tun gehabt. Andere Dimensionen, Parallelwelten, da kam schon einiges zusammen, und ich wartete gespannt auf eine Erklärung.
    Die lockte Jane aus Kathrin hervor. »Es tut mir leid, aber ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Nein? Weißt du das nicht? Kannst du das nicht ahnen? Ich habe von einer Parallelwelt gesprochen. Um genauer zu sein: von einer Vampirwelt.«
    Jane schwieg. Zunächst jedenfalls. Dann lachte sie und schaffte es, einen ungläubigen Klang in die Stimme zu bekommen. »Was sagen Sie da? Vampirwelt? Habe ich Sie richtig verstanden oder…?«
    »Das hast du.«
    »Aber das gibt es nicht.«
    Jane spielte ihre Rolle überzeugend. Wie ich, so wußte auch sie, daß es eine Vampirwelt gab, ein düsteres Gebilde, in dem es nur einen Herrscher gab. Will Mallmann, jetzt Dracula II. Ein Blutsauger, der unter dem Schutz eines Blutsteins stand. Er war der große Herrscher dieser Welt und regierte uneingeschränkt über seine Mitläufer, eben die anderen Vampire.
    »So dumm wie du habe ich auch schon geantwortet. Die Zeiten sind vorbei. Es gibt die Welt, das weiß ich genau, denn in dem Haus hinter mir verstecke ich einen Gast, einen Ausgestoßenen dieser Welt. Ist dir jetzt einiges klarer geworden?«
    »Ich… ich …« Jane sprach so laut, daß ich es auch hören konnte, »kann es nicht glauben. Soll das heißen, daß Sie einen Vampir im Haus versteckt halten?«
    »Richtig. Unten im Keller.«
    »Und er ist verstoßen?«
    »Man hat ihn aus seiner Heimat entfernt. Man wollte ihn dort nicht mehr. Ich fand ihn in diesem Keller eingesperrt, völlig blutleer, auch entkräftet, aber noch immer voller Gier und auf der Suche nach der Macht. Er wollte Blut, er wollte auch mein Blut, doch ich hielt ihn mir vom Leib. So schlossen wir einen Pakt. Ich habe mich dazu bereit erklärt, ihm frisches Blut zu besorgen…«
    »Menschen, meinen Sie?«
    »Sehr richtig – Menschen. Ich möchte, daß er mächtig wird, sehr mächtig, und daß hier der Grundstock für eine Vampir-Familie gelegt wird. So sehen meine Pläne aus. Dich und deinen Freund habe ich ebenfalls als Nahrung für ihn eingeplant. Die Idee kam mir bei unserem Zusammentreffen, und ihr seid mir wirklich gern gefolgt, um in meinem Haus übernachten zu können. Du, Jane Collins, wirst ihn als ersten kennenlernen. Ich schaffe dich zu ihm, wo auch noch zwei andere warten, die sicherlich auch bald auf das Blut anderer scharf sind. Danach kehre ich um und warte auf deinen Freund, der bestimmt zurückkehren wird, um den Helden oder den Kavalier zu spielen. Soll er, denn darauf freue ich mich schon jetzt. Ich habe mit seiner Flucht nicht gerechnet. Es verzögert meinen Plan nur, wirft ihn aber nicht um. Noch vor Einbruch des Tages werdet ihre beide in den Kreis der Untoten aufgenommen sein.«
    Jedes Wort hatte ich verstanden, denn laut genug war immer gesprochen worden.
    Mich durchschossen Hitzewellen. Dabei ging es nicht um mich, sondern um Jane Collins, die wirklich vom Regen in die Traufe gekommen war. Erst dieses Haus auf der Insel mit seinem Horror-Keller, nun folgte der nächste Schock. Allmählich kam es mir vor, als wären wir dazu verflucht worden, immer wieder auf die unheilvollen und dämonischen Wesen zu treffen. Da glichen wir zwei Magneten, die immer wieder in den Strudel des Bösen hineingerieten, kaum daß wir uns an die Oberfläche gekämpft hatten.
    Über mir geriet der Wagen wieder in Bewegung. Jane Collins hatte keine Antwort gegeben, aber ihre Gedanken waren für mich leicht
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