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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig
Autoren: Jason Dark
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die Sonne schien oder nicht.
    Und es sah auch alles danach aus, als sollte sich mein Wunsch erfüllen. Ich lag lange im Bett, wurde nicht gestört, denn Suko und Shao, die mich eigentlich zum Shopping hatten mitnehmen wollen, waren zeitig gegangen. Ich wollte sowieso nicht unbedingt durch die Geschäfte laufen, das paßte mir nicht in den Kram.
    Als ich endlich aufgestanden war, geduscht und mich angezogen hatte, war die Zeit des Frühstücks längst vorbei. Ich begnügte mich mit Kaffee und einer Scheibe Toast mit Kirschkonfitüre.
    Draußen schien die Sonne. Ihre Strahlen verteilten sich im Zimmer und erhellten es wunderbar. Ich überlegte, was ich mit dem vor mir liegenden Tag anfangen sollte und kam dabei zu keinem Ergebnis. Das war wieder ein Tag, an dem die Gedanken sich in verschiedene Richtungen bewegten. Ich war einfach nicht in der Lage, mich zu konzentrieren und dröselte so vor mich hin.
    Wie so oft in der letzten Zeit erschien wieder die nahe Vergangenheit in meiner Erinnerung. Sie ließ sich einfach nicht wegdenken. Die Suche nach der Bundeslade, der Tod meiner Eltern und alles, was danach geschehen war, ballte sich zu verschiedenen Bildern und Szenen zusammen, die mich auch an diesem strahlenden Maimorgen bedrückten. Über den Tod meiner Eltern war ich noch nicht hinweg gekommen. Immer wieder wurde ich daran erinnert und ahnte, daß da noch etwas auf mich zukam, obwohl ich keinen konkreten Hinweis besaß.
    Das Schwert des Salomo befand sich in meinem Besitz und in meiner Wohnung. Bisher hatte ich es kaum angerührt. Ich ging jedoch davon aus, daß die Klinge mit dem Gold in der Mitte und dem Strahl an den Seiten irgendwann für mich noch einmal wichtig werden würde. Aber das wollte ich zunächst einmal dahingestellt sein lassen.
    Der Tag lag vor mir. Ich konnte die nächsten Stunden langsam angehen lassen. Vielleicht auch in Lauder anrufen, wo das Haus meiner Eltern leer stand und darauf wartete, daß es irgendwann wieder einmal bewohnt wurde.
    Aber wer sollte dort leben?
    Ich nicht. Ich mußte in London bleiben. Hier ging ich meinem Beruf nach. Hier lag mein Büro, hier war Scotland Yard, und davon wurde ich bezahlt.
    Es widerstrebte mir auch, fremde Menschen in das Haus zu lassen. Im Haus war nichts verändert worden. Einmal in der Woche kam eine Hilfe, die Staub putzte, was meiner Ansicht nach auch mehr als Alibifunktion diente, denn so schmutzig wurde es sicherlich nicht. Kleinigkeiten - peanuts, die mir allerdings nicht aus dem Kopf wollten. Zu hart hatte mich das Schicksal erwischt.
    Dann klingelte es.
    Zuerst hörte ich gar nicht hin. Wer sollte mich um diese Zeit schon besuchen wollen? Dazu an einem Samstag. Vielleicht hatte sich jemand vertan, und so reagierte ich zunächst nicht. Erst nach dem dritten Klingeln stand ich auf, ging zur Wohnungstür, um mich durch die Sprechanlage zu erkundigen, wer dort unten wartete.
    Es war nicht mehr nötig. Der Besucher stand bereits vor der Tür und klopfte.
    Ich peilte durch den Spion.
    Das schien der andere geahnt zu haben, denn er steckte mir die Zunge heraus und tippte zugleich gegen die Stirn.
    Ich verdrehte die Augen, öffnete die Tür und sagte nur: »Komm rein, Bill.«
    »Ja, sehr gern. Deshalb bin ich ja hier.«
    »Und das am Samstag. Mir bleibt auch nichts erspart.«
    Bill grinste, als er sich umschaute. »Bist du allein?«
    »Ja, wieso?«
    »Man kann ja nie wissen, was ein Beamter an einem freien Samstag so alles anstellt.«
    »Bestimmt nicht das, was du dir als Reporter mit einer schmutzigen Phantasie vorstellst.«
    »Weiß man das?«
    Wir waren inzwischen ins Wohnzimmer gegangen. »Willst du was trinken, Bill?«
    »Ja oder nein. Lange will ich nicht bleiben.«
    »Was denn nun?«
    »Einen Saft oder so.«
    Er bekam ihn, und ich hatte mir auch ein Glas vollgeschenkt. Bill lag im Sessel, die Beine aus- und dabei zur Seite gestreckt, drehte das Glas zwischen den Händen, nippte hin und wieder daran, während er mich mit einem bestimmten Blick anschaute, den ich kannte und der mich vorsichtig werden ließ.
    »Ist was los?« fragte ich.
    »Nein, eigentlich nicht. Ein schöner Tag. Sonnenschein…«
    »Und Wochenende«, ergänzte ich, »das paßt alles zusammen, Bill. Wobei ich mich frage, was dich an diesem so herrlichen Tag ausgerechnet zu mir treibt.«
    »Gut, sehr gut. Hast du heute was vor?«
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort und trank zunächst einen Schluck Saft. »Worauf willst du hinaus, Bill?«
    »Antworte.«
    »Im Prinzip wollte ich
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