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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig
Autoren: Jason Dark
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bemerkte die Wunde an ihrem linken Oberarm und sah zugleich die Dolchspitze noch durch die Luft tanzen, bevor sie einen Moment später wieder verschwand.
    Das Lachen klang schlimm.
    Jeder Gast hatte es gehört. Plötzlich blieb niemand mehr sitzen. Die Menschen sprangen auf, sie wollten raus.
    Angela Morinelli taumelte hinter der Theke entlang. Sie schlug dabei um sich, als wolle sie mit den Händen Hindernisse zur Seite räumen, aber sie hatte keine Chance. Alles spielt sich in Sekunden ab, und auch ich fürchtete, ihr nicht mehr helfen zu können, obwohl ich mich beeilte.
    Noch vor mir hatte Suko die Theke erreicht. Dahinter stand Angela verkrampft auf der Stelle. Das Blut sickerte aus ihrer Wunde. Ihr Gesicht spiegelte blankes Entsetzen und eine schreckliche Angst vor dem Tod wider. Aus den Augen rannen Tränen, sie schüttelte den Kopf, sie jammerte, und die Klinge war wieder da.
    Sie zielte nach der Kehle!
    Ich warf mich vor. Ich wollte sie mit bloßen Händen zurückreißen, aber auch ich erstarrte noch im Bewegungsansatz wie auch die anderen Gäste, die das eine, sehr wichtige Wort gehört hatten.
    »Topar!«
    ***
    Suko hatte eingegriffen und seinen Stab aktiviert. Es war wirklich die allerletzte Chance gewesen, und er konnte auch nicht sicher sein, ob es ihm gelang, die Bestie zu stoppen.
    Er hatte Glück!
    Der in der Luft schwebende Dolch, der noch vor kurzem leicht gezittert hatte, bewegte sich nicht mehr. Nach wie vor zielte er mit seiner Spitze auf den Hals der Frau.
    Suko blieben genau fünf Sekunden, um das Unheil abzuwenden. Er war schnell, er bewegte sich geschickte. Er faßte nach einem auf der Theke liegenden Handtuch, um seine Hände zu schützen.
    Dann griff er nach dem in der Luft schwebenden Dolch.
    Suko bekam die Klinge zu fassen. Das Handtuch schützte die Hände vor den bösen Schnitten, und es gelang ihm tatsächlich, die Waffe an sich zu reißen.
    Er stieß die Arme dabei in die Höhe, damit die Klinge gegen die Decke wies.
    Die Zeit war um.
    Auch für mich, denn ich hörte das Klingeln wieder. Ich hörte das Jammern, die Rufe der Angst, ich erlebte das Chaos und sah, wie sich Suko bemühte, die Waffe zu halten.
    Es war schwer, beinahe schon unmöglich. Er kämpfte verzweifelt, denn der Narr wollte nicht aufgeben.
    Mit einem Satz flankte ich auf die Theke. Daß ich einige Gläser abräumte, war mir egal. Ich wollte den Killer stoppen, und diesmal erwischte ihn mein Kreuz.
    Ich hörte, wo das Klingeln entstand. Genau in diese Leere senkte ich das Kreuz hinein. Für einen winzigen Moment kroch die Kälte über meine Hände hinweg, dann trafen diese beiden Kräfte zusammen. Auf der einen Seite das Leben, das Licht, auf der anderen die Dunkelheit und der Tod.
    Der Tod verlor!
    Eine lautlose Explosion aus Licht konzentrierte sich genau auf die Stelle hinter der Theke. Eine blendende Fülle umtanzte uns. Ich hörte das wilde Klingeln, aber auch einen verzweifelt klingenden Schrei, der nicht enden wollte.
    Es war Serafins Todesruf. Nie mehr würde er zurückkehren, um seine Rache vollenden zu können.
    Dieser Schrei enthielt all die Hoffnungslosigkeit, die ihn überfallen hatte, und er blieb auch nicht bestehen. Er wurde leiser, schwächer, und mit ihm zusammen verschwand auch das Klingeln der kleinen Glocken.
    Das Licht brach zusammen. Es zog sich in mein Kreuz zurück, und ich war froh, daß es mir diesmal geholfen hatte.
    Die Welt wurde wieder normal.
    Und sie würde hier eine Zukunft ohne diesen rächenden Narren haben…
    ***
    Kein Gast war mehr geblieben. Verständlich, denn länger dort zu verweilen, wo dieser Schrecken entstanden war, konnte niemand zugemutet werden.
    Bill hatte einen Notarzt bestellt. Der Ober war schwerer verletzt als Angela Morinelli. Der Dolch, der ebenfalls vergangen war, hatte bei ihr eine Fleischwunde hinterlassen, die zwar blutete, aber nicht lebensgefährlich war. Suko und ich hatten die Frau hinter der Theke weggeholt und auf einen Stuhl gesetzt. Sie war kreidebleich, ihr Kreislauf spielte nicht mehr mit, aber sie konnte auch lächeln, als ich vor ihr stand.
    »Sie schaffen es, Angela, und dann werde ich Sie an das Essen erinnern, das Sie uns versprochen haben.«
    »Ja, bestimmt.« Sie leckte über ihre Lippen. Dann schaute sie auf ihren rechten Arm, den sie schmerzlos nicht mehr bewegen konnte. »Ist er denn endgültig vernichtet?«
    »Das kann ich schwören.«
    »Und wie?«
    »Durch meinen Freund und mich. Wissen Sie, Angela, es gibt da schon Waffen, auf die
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