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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig
Autoren: Jason Dark
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kann ich nicht. Vielleicht will ich es auch nicht.«
    »Warum nicht?«
    Sheila reckte ihr Kinn vor. »Das weißt du doch selbst, Bill, was manche Italiener in London zu leiden haben.«
    »Mafia. Schutzgeld-Erpressung.«
    »In diese Richtung laufen meine Gedanken.«
    Bill hob die Schultern. Mit einem Kommentar hielt er sich zurück, denn Angela war bereits auf dem Weg zu ihnen. Ihr Lächeln kam Bill noch gezwungener vor, und er glaubte in den gar nicht zur Haarfarbe passenden, braunen Augen eine Spur von Angst zu lesen. Aber er konnte sich auch geirrt haben.
    Angela Morinelli hatte zwei Grappa-Gläser mitgebracht. Eines wollte sie leeren.
    Bill hob sein Glas an. »Trinken wir darauf, daß meine Frau und ich noch öfter das Vergnügen haben werden, bei Ihnen so gut essen und trinken zu können.«
    »Ja, das wünsche ich mir auch«, erwiderte die Wirtin. »Salute dann.«
    Sie tranken, und Bill nickte anerkennend, denn der Grappa gehörte wirklich zum Feinsten.
    Wenig später überraschte ihn seine Frau. Nie hätte er gedacht, daß Sheila dieses Thema ansprechen würde, aber sie tat es und fragte mit leiser Stimme: »Könnte es sei, daß Sie Probleme haben, Signora Morinelli?«
    Sie schrak zusammen. »Wieso?«
    »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, aber Sie wirken auf uns, wie jemand, der von einer gewissen Sorgenlast nicht erdrückt, aber schon bedrückt werden.«
    »Nein, nein, das ist nicht so.«
    Sie hatte den Gästen bei der Antwort nicht in die Augen schauen können. Genau das ließ Bill noch mißtrauischer werden. »Sollten Sie nicht darüber sprechen wollen, ist das Ihre ganz persönliche Sache. Ich möchte Ihnen allerdings auch sagen, daß wir möglicherweise in der Lage sind, Ihnen zu helfen. Wir haben recht weitreichende Verbindungen. Manchmal ist es gut, Freunde zu haben, besonders wenn man sich aus einer bestimmten Ecke bedroht fühlt.«
    »Bedroht?« fragte Angela hastig. »Wieso bedroht?« Sie war unsicher geworden und versteifte sich.
    »Nun ja, Sie kennen das Geschäft. Der Arm einer gewissen Organisation ist lang.«
    Angela legte den Kopf zurück, öffnete den Mund und sagte: »Ah - darauf wollen Sie hinaus, Mr. Conolly.« Sie lachte. Diesmal klang es echt. »Tut mir leid, aber da sind Sie wirklich auf dem falschen Dampfer.«
    »War auch nur eine Frage«, sagte Sheila. »Entschuldigen Sie bitte, das war nicht richtig von uns.«
    Angela schüttelte den Kopf. »Deshalb brauchen Sie sich doch nicht zu entschuldigen. Ich bin ja froh, wenn man sich Sorgen um mich macht. Da spürt man, daß man nicht allein ist.« Sie senkte den Kopf und legte die Stirn in Falten.
    »Aber so locker wie Sie es sich gewünscht hätten, sind Sie nicht, denke ich mir.«
    »Sieht man mir das an?« Bill nickte.
    Angela Morinelli seufzte. »Si, Sie haben recht. Aber das ist allein mein Problem. Ich möchte keine Gäste mit meinen Sorgen behelligen. Sie werden Ihre eigenen Probleme haben.«
    »Das mag wohl sein«, gab Sheila zu. »Aber manchmal ist es besser, wenn man sich auch um die Sorgen anderer kümmert. Möglicherweise kann man helfen.«
    »Aber… aber… ich kenne Sie doch gar nicht.« Angela wurde verlegen und geriet dabei ins Stottern.
    »Etwas Vertrauen gehört schon dazu.«
    »Sicher, Mrs. Conolly…«
    »Sagen Sie einfach Sheila und zu meinem Mann Bill. Da redet es sich schon leichter.«
    »Danke, ich bin Angela.« Sie schaute sich um, sah ihren Mitarbeiter, der seine Kleidung gewechselt hatte und sich mit einem Nicken verabschiedete.
    »Bis morgen, Chefin.«
    »Ja, Gute Nacht.«
    Als die Tür hinter dem Mann zugefallen war, seufzte Angela Morinelli auf. »Ich möchte ehrlich zu Ihnen sein, und muß sagen, daß Sie sich nicht geirrt haben. Ich habe Probleme, die allerdings nichts mit meinem Restaurant zu tun haben. Es geht hier um andere Dinge, um persönliche.«
    »Inwiefern?«
    »Sheila, ich fühle mich verfolgt.«
    »Ach. Von wem?«
    »Von einem Mann, allerdings einem Unbekannten, der mich wohl kennt, den ich aber nicht kenne.«
    »Und trotzdem wissen Sie, daß er Sie verfolgt?« fragte Bill.
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Durch das Internet. Ich habe einen Internet-Anschluß. Da schickt er mir seine Botschaften.« Angela ballte die Hände zu Fäusten. »Und die sind verdammt schlimm. Sie haben mich mitgenommen, obwohl sie nur aus Worten bestehen, denen noch keine Taten gefolgt sind. Davor allerdings habe ich große Angst. Auch Worte oder Sätze können wie eine Folter sein, das habe ich leider merken müssen.« Angela
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