Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
bewegte unruhig ihre Hände. Die Conollys spürten, wie nervös die Frau geworden war. Sie fuhr wieder durch ihr Haar, und holte sehr hörbar Luft.
    »Möchten Sie über den Inhalt der Botschaften sprechen?« erkundigte sich Sheila. »Ich meine, Sie brauchen es nicht, wenn es Ihnen unangenehm ist. Aber wir sind schon so weit gekommen, daß es Sie möglicherweise erleichtert, wenn Sie darüber reden.«
    Die Frau dachte nach. »Es sind schlimme Texte«, flüsterte sie. »Einfach extrem.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es geht um die Botschaften. Da heißt es, daß mich dieser Unbekannte liebt, und das schreibt er auch in seiner Nachricht. Ich liebe dich«, flüsterte Angela. »Ich will dich. Ich kriege dich. Sonst töte ich dich! Das sind Botschaften.«
    »Furchtbar«, murmelte Sheila.
    »Sicher. Sie können sich vorstellen, unter welchem Druck ich gestanden habe und noch immer stehe. Ich fürchte mich davor, in meine Wohnung zu kommen, denn dann lese ich die Nachricht.«
    »Können sie den Computer nicht abstellen?« fragte Bill.
    »Ja, könnte ich. Auf der anderen Seite will ich auch wissen, wie weit er noch geht. Vielleicht bin ich in diesem Punkt eine Masochistin. Das ist alles möglich. In der letzten Zeit allerdings habe ich den Eindruck, daß er mir bereits auf den Fersen ist und näher kommt.«
    »Aber nicht über Internet - oder?«
    »Nein, Bill, nein. Genau weiß ich das nicht. Es kann sein, daß ich mir die Dinge auch nur einbilde. Ich habe keine Ahnung, wenn ich ehrlich sein soll. Ich bin durcheinander und weiß nicht, was ich noch tun soll. Der Druck wird stärker, das spüre ich sehr deutlich.«
    »Sie kennen ihn also nicht?« fragte Sheila.
    »So ist es!«
    »Dann wissen Sie auch nicht, wer sich hinter diesem Nachrichtenschicker verbirgt. Haben Sie denn eine Ahnung, wer Ihnen so nachstellt? Gibt es einen Verdacht? Könnten Sie sich einen abgewiesenen Liebhaber vorstellen?«
    »Nein.«
    »Wirklich nicht?«
    Sie winkte ab. »Es gab einige Beziehungen, aber die endeten nie in irgendwelchen Haßgefühlen.«
    Sie lachte leise. »Wir haben uns immer als Freunde getrennt, wie man so schön sagt.«
    »Nur muß das ein Freund anders gesehen haben«, sagte Sheila. »Sonst wäre es nicht dazu gekommen.«
    »Vielleicht war es auch ein Fremder?«
    »Kann auch sein«, gab Sheila zu, »aber mein Gefühl sagt mir, da muß schon etwas Persönliches dahinterstecken.«
    Angela hustete in ihre Hand. »Ja, das denke ich auch. Wie gesagt, ich kann es mir nur nicht vorstellen. Die Männer, mit denen ich einige Zeit meines Lebens verbracht habe, sind wieder andere Partnerschaften eingegangen, wie ich weiß.«
    »Also ein Verrückter«, resümierte Sheila.
    »Ein Psychopath«, sagte Bill. »Ein Soziopath, wie auch immer. Einer, der sich nicht traut, seinen Absender einzugeben.«
    »Aber man kann doch herausbekommen, wer er ist«, sagte Sheila.
    »Das ginge eventuell mit Hilfe der Polizei. Aber die wird sich heraushalten.«
    Angela Morinelli war ebenfalls der Meinung. »Das habe ich mir auch gedacht.«
    »Jedenfalls ist es gut, daß Sie sich uns offenbart haben, Angela. Es hilft oft, wenn man redet.«
    »In diesem Fall schon«, gab sie zu.
    Sheila schaute auf die Uhr. »Ich will nicht unbedingt drängen, aber ich denke schon, daß es für uns Zeit wird.«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie aufgehalten habe«, sagte Angela.
    »Das macht nichts. Wir sind ja froh, von Ihren Sorgen erfahren zu haben.« Sheila stand von ihrem Stuhl auf. »Ich denke, daß sich alles regeln lassen wird.«
    »Meinen Sie?« Angelas Frage hatte sehr skeptisch geklungen. »Ich kann dem nicht so zustimmen.«
    »Jedenfalls halten Sie uns bitte auf dem Laufenden«, erklärte Sheila und hängte ihre blaue Blazer-Jacke nur locker über die Schultern. Die beiden Frauen gingen auf die Tür zu. Bill blieb einige Schritte hinter ihnen.
    Noch auf der Schwelle stehend verabschiedeten sich die Conollys von Angela Morinelli. Sie hatten es nicht weit bis zu ihrem Haus. So ein Fußmarsch tat gut, und die frische Nachtluft war ebenfalls eine Wohltat.
    Es roch nach Frühling. Die Bäume zeigten ein zartes Grün, dessen Blätter vom leichten Wind bewegt wurden. Die Gegend war ruhig. Sheila und Bill trafen nur einmal einen Spaziergänger, der seinen Hund ausführte.
    »Frag mich doch mal, was ich von der Geschichte halte«, sagte Sheila.
    »Ja, bitte.«
    »Ich glaube nicht, daß sich Angela etwas einbildet.«
    »Stimmt. Jemand will sie quälen, und er wird dabei immer weitergehen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher