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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig
Autoren: Jason Dark
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laufen sollte. In dieser Stadt hatte sie noch keine Freunde, nur Bekannte.
    Und so stieß sie die Tür zum Arbeitszimmer auf!
    Sie schaltete noch kein Licht ein. Auf der Schwelle blieb sie stehen, und sie hatte das Gefühl, als würde etwas gegen ihr Gesicht und den Körper schlagen.
    Es war wie ein stinkender, widerlicher Atem, der ihr da entgegenwehte. Für einen Moment raubte ihr dieser fremde Geruch die Luft. Sie glaubte ersticken zu müssen. Der Gestank ließ sie würgen, aber sie sah nichts in der Finsternis.
    Die beiden Fenster malten sich schwach vor ihr ab. Durch die grauen Vierecke sickerte die nächtliche Dunkelheit in den Raum, ohne allerdings etwas zu bewirken.
    Angela Morinelli brauchte Licht.
    Und sie machte Licht!
    Es traf sie wie ein Schlag. Gleichzeitig kam sich die Frau vor, als hätte man sie aus der normalen Welt gezerrt und in eine andere hineingestoßen.
    In eine schreckliche Welt. In den Horror an sich. Es durfte nicht wahr sein, das war unmöglich. Sie konnte es nicht fassen, sie war nicht in der Lage darüber nachzudenken, aber das Bild verschwand auch nicht.
    Ihr Arbeitszimmer sah aus wie mit Blut gestrichen.
    Angela Morinelli schrie!
    ***
    In diesen langen Sekunden kam die Frau mit sich selbst nicht mehr zurecht. Sie hörte auch nicht auf zu schreien, und sie konnte sich zudem nicht vorstellen, daß sie es war, die so schrie. Irgendwann fehlte ihr die Luft. Sie glaubte, ersticken zu müssen, und auch die Schreie versickerten.
    Allmählich kehrte sie zurück in die Wirklichkeit. Damit klärte sich auch ihre Sicht. Angela bekam den Eindruck, als wären fremde Mächte dabei, dünne Vorhänge der Reihe nach zur Seite zu ziehen, um ihr die Chance zu geben, mehr zu sehen.
    Was sie jetzt erkannte, war grauenhaft.
    Blut, wohin sie schaute.
    Auf dem Boden, auf dem Schreibtisch, an den Wänden, wo dieses Blut nicht nur verschmiert war, sondern Worte bildete, die zu einem Satz zusammengefügt waren. Zu einer Botschaft, die ihr allein galt.
    ICH KRIEGE DICH!
    In roten, in blutigen Buchstaben geschrieben, und diesmal nicht auf dem Monitor.
    Angela Morinelli schrie nicht mehr. Sie hörte sich nur noch stöhnen. Es kam ihr vor, als wäre es eine fremde Person, die diese Geräusche ausstieß. Ihr Puls raste. Jeder Schlag wummerte in ihrer Brust. Die Frau wunderte sich darüber, daß sie noch in der Lage war, auf eigenen Füßen zu stehen.
    Normalerweise hätte sie zusammenbrechen müssen, doch sie blieb stehen.
    Sie hatte zunächst nur den schaurigen Gesamteindruck in sich aufgenommen. Erst später gelang es ihr, Einzelheiten zu erkennen, und sie fragte sich, woher all dieses Blut stammte.
    Sekunden später bekam sie die Antwort, denn sie hatte den Blick gesenkt und ließ ihn über den Boden gleiten.
    Dort lagen ihre Kater.
    Der schwarze Dino und der grauweiße Cäsar. Aber sie lagen dort nicht mehr als Körper, sondern als Einzelstücke. Die beiden Tiere waren regelrecht zerschnitten worden, und man hatte ihre Stücke im Arbeitszimmer auf dem Boden verteilt.
    Angela hörte sich wieder würgen. Trotzdem wunderte sie sich über sich selbst, daß sie überhaupt noch auf den Beinen stand und nicht durchdrehte. In ihr schien sich etwas diszipliniert zu haben, so daß sie der Wahrheit ins Auge schauen konnte.
    So sah sie die Körperteile, aber sie vermißte die beiden Köpfe ihrer Tiere.
    Seltsam, daß sie daran noch denken konnte. Angela war plötzlich innerlich aufgepeitscht. Noch einmal suchte sie das Innere des Arbeitszimmers ab, in dem es kaum Möbel gab. Der schmale Schrank, zwei Stühle, der Schreibtisch, der PC und…
    Unsichtbare Finger umklammerten ihre Kehle und drückten zu, als sich Angela auf den Monitor konzentrierte. Der Bildschirm war leer. Es gab keine Botschaft mehr über Internet, aber trotzdem war der Monitor zu einer Bühne des Schreckens geworden, denn auf ihm lagen die beiden Köpfe der Kater.
    Dinos dunkler und Cäsars heller.
    Die Gesichter der Kater waren nach vorn gedreht. Die Augen standen offen und glotzten Angela Morinelli an. Vorwurfsvoll, wie ihr schien. Mit der Frage gefüllt, warum sie nicht gekommen war und sie vor dem Tod beschützt hatte.
    Bisher hatte sich Angela halten können. Das war jetzt vorbei. Schlagartig gaben ihre Knie nach, sie hörte sich dabei wieder schreien und weinen, dann brach sie zusammen…
    ***
    Irgendwann wachte Angela wieder auf. Sie lag noch auf der Türschwelle, und sie wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Es war ihr auch nicht möglich, etwas
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