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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig
Autoren: Jason Dark
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zu vergessen, denn das Licht brannte noch immer und zeigte ihr so all den Schrecken, den sie schon kannte.
    Zitternd stemmte sich Angela in die Höhe. Aber sie blieb auf dem Boden sitzen und suchte sich den linken Türrahmen als Stütze aus, um nicht wieder zu fallen.
    Sie sah den Schrecken, ohne ihn richtig begreifen zu können. Es war ihr auch nicht möglich, über all dies nachzudenken, denn zuviel war einfach auf sie eingestürmt. Ihre Haut am Hals zuckte, zitterte.
    Sie zog die Nase hoch. Sie glaubte, einen Kloß in der Kehle zu haben. Es war ihr unmöglich, normal Atem zu holen. Sie konnte nur würgen und ächzen.
    Völlig apathisch blieb sie auf dem Boden hocken, dabei ständig beobachtet von den leblosen Augen ihrer beiden Kater. Auch diese Köpfe waren mit glatten Schnitten vom Körper getrennt worden, und aus den Wunden war noch das Restblut gelaufen, das sich in dünnen roten Streifen nach unten bewegt hatte und jetzt auf dem Bildschirm klebte.
    Wer tat so etwas?
    Diese Frage quälte sie. Immer wieder hämmerte sie durch ihren Kopf. Sie wußte die Antwort, aber sie konnte nicht konkret werden, weil ihr der Name unbekannt war.
    Ein teuflischer Verehrer. Ein Sadist, ein Psychopath, der unschuldige Katzen zerschnitt wie totes Fleisch aus der Kühltruhe. Ein Wahnsinniger, das stand für sie fest.
    Angela dachte noch einen Schritt weiter. Bisher hatte sich der unbekannte Irre nur über das Internet gemeldet. Dank ihrer E-Mail-Adresse hatte er Kontakt aufnehmen können, aber man killte nicht per Internet. Ein Computer konnte keine Katzen töten. Also war ihr Liebhaber in dieser Nacht heimlich in ihre Wohnung geschlichen und hatte seine grausamen Spuren hinterlassen.
    Eingestiegen. Eingebrochen!
    Und ich habe nichts davon bemerkt, dachte Angela. Er ist gekommen wie ein Phantom. Er hat getötet ohne Rücksicht auf Verluste. Ich habe ihn nicht gesehen, ich habe ihn auch nicht wieder verschwinden sehen.
    Der letzte Gedanke alarmierte sie.
    War er noch da?
    Plötzlich zog sich ihr Magen noch stärker zusammen. Obwohl sie saß, spürte sie den Schwindel, der sie erfaßte.
    Die Angst spürte sie wie imaginäre Messerstiche in ihrem Körper. Sie zitterte überall, der Schweiß brach aus ihren Poren, und die Zähne schlugen zusammen.
    Warum? Warum das alles?
    Sie wußte keine Antwort, aber die Furcht blieb. Sie lebte allein in diesem verdammten Haus, das seine Sicherheit und Unschuld für Angela verloren hatte.
    Sie wollte weg - raus. Aber wohin?
    Wie ein Tier drehte sich Angela auf der Stelle und kroch über die Schwelle hinweg zurück in den Flur, wo sie zusammenbrach und zunächst liegenblieb.
    Das Licht hier war längst erloschen. Angela Morinelli lag eingepackt in die tiefe Finsternis, die ihr wie eine gewaltige Mauer vorkam, die sie erdrücken wollte. Die Angst hatte sich zu einem Feind hochgearbeitet, der sie mehr und mehr traktierte.
    In der Dunkelheit war alles anders. Obwohl sie die Umgebung nicht sah, nahm sie diese trotzdem intensiver wahr. Normalerweise hatte sie den Flur um diese Zeit immer als totenstill empfunden.
    Das hatte sich geändert. Überall hörte sie die leisen Geräusche. Ein Knacken, ein Schaben, kein direktes Flüstern, aber es war auch nicht mehr so weit davon entfernt.
    War er das? War es der Killer? Sehr gut möglich. Er konnte sich in der Nähe versteckt halten. Eine Etage über ihr, auf der ja niemand wohnte. Für den Mörder ein ideales Versteck.
    Als Angela daran dachte, überlegte sie zugleich, ob sie hochgehen und nachschauen sollte. Der Haß auf den Killer stürmte auf sie ein, er machte sie bald fertig, aber es gab auch die Angst auf der anderen Seite.
    Sie fürchtete sich wahnsinnig davor, dem Unbekannten plötzlich gegenüberzustehen, der ihre beiden Kater zerstückelt hatte.
    Noch immer von der dichten Dunkelheit umgeben, stemmte sie sich an der Wand ab und stand auf ihren zitternden Beinen. Das Gesicht war tränenüberströmt. Ihr gesamter Körper mit einer Schweißschicht bedeckt.
    Wohin Angela auch schaute, ihr Blick verlor sich in der Dunkelheit. Sie brauchte Licht. Zugleich fürchtete sie sich davor, daß plötzlich der Killer auf der Treppe stehen und sie anschauen könnte.
    Diesen Schock würde sie kaum verkraften, aber sie mußte das Risiko einfach auf sich nehmen.
    Sie ertastete den Lichtschalter und drückte ihn.
    Vor der Helligkeit fürchtete sich Angela. Hektisch schaute sie sich um.
    Leer!
    Der Flur und auch die Treppenaufgänge waren leer. Niemand hielt sich dort
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