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1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
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als Rentner bin ich der gute Geist des Hauses. Ich leite die Führungen.«
    »Wohnen Sie auch hier?« fragte ich.
    »Es ist meine Heimat.«
    »Ah ja…«
    »Glauben Sie mir nicht?«
    »Doch, ich glaube Ihnen alles, Warren, bevor Sie mich nicht vom Gegenteil überzeugen. Aber Sie werden uns doch sicherlich nicht hier im Auto sitzen lassen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie einen Schlüssel?«
    Er verzog den Mund. »Wofür halten Sie mich? Denken Sie vielleicht, ich will die Tür aufbrechen?«
    »Schon gut, Warren, wir steigen aus.«
    Jane und ich verließen den Wagen als erste. Warren wollte sich nicht helfen lassen, er hatte den Wagenschlag schon aufgestoßen und gab seinem Körper den nötigen Schwung, um sich ins Freie drücken zu können. Dort blieb er stehen und schaute auf das dunkle Gebäude.
    »Sie sind gut, Warren«, sagte ich. »Die Tür mit auf den Rücken gefesselten Händen aufzudrücken, das schafft nicht jeder.«
    »Ich habe mich dabei nur etwas gedreht.«
    »Kompliment. Wohin jetzt?«
    »Wir müssen auf die Tür zugehen.«
    »Wo haben Sie den Schlüssel?«
    »In der linken Manteltasche.«
    Ich faßte hinein und hatte den Schlüssel sofort gefunden. Das heißt, es war ein Bund von Schlüsseln, der auf meiner Handfläche lag. »Welcher ist es?«
    »Der dritte von links.«
    »Danke.«
    Wir ließen ihn vorgehen. Der Weg war mit Kopfsteinen gepflastert. An der linken Seite reihte sich ein kleines Beet an das andere. Zwei trübe Lampen flankierten den Eingang, und ihr Schein erreichte kaum den Boden.
    Wir mußten drei flache Stufen hoch, dann standen wir vor der Tür. Bevor ich aufschloß, schaute ich mich noch einmal um, weil ich einigermaßen sicher sein wollte, nicht beobachtet zu werden. Niemand hielt sich in der Umgebung auf. Zumindest sah ich keinen.
    Ich schloß die Tür auf. Ich faßte Warren an die rechte Schulter und zerrte ihn an mir vorbei. »Sie gehen als erster.«
    »Warum? Haben Sie…«
    »Gehen Sie schon!«
    Er schnaufte und hob die Schultern. Jane und ich folgten ihm. Das Gesicht der Detektivin sah angespannt aus.
    »Hast du was?« fragte ich.
    Sie hob die Schultern. »Das weiß ich nicht, John. Es ist mir nicht geheuer.«
    »Die hier ausgestellten Waffen können uns nichts mehr tun. Da brauchst du keine Angst zu haben.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar doch.«
    Wir hatten einen Vorraum betreten, und Warren war stehengeblieben. Mir gefiel die Dunkelheit nicht. Ich suchte und fand den Lichtschalter sehr schnell.
    Es wurde hell. Dieser geräumige, hallenartige Raum wurde wohl mehr als Treffpunkt benutzt, denn zu sehen und zu bestaunen gab es hier nichts. Dafür sah ich an einer Wand eine Reihe von Garderobenhaken aus Eisen, an denen jedoch kein Kleidungsstück hing.
    Warren drehte mir den Rücken zu. »Wollen Sie mir die Dinger nicht endlich abnehmen?«
    »Nein, die bleiben.«
    »Warum? Ich…«
    »Reden Sie nicht so dumm. Ich habe meine Gründe. Und wo ist Ihr Refugium?«
    »Nicht hier.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Ich werde vorgehen.«
    Es war ihm anzusehen und anzuhören, daß er seine Sicherheit wiedergefunden hatte, denn in dieser vertrauten Umgebung fühlte er sich wohl. Hier kannte er alles, jeden ausgestellten Gegenstand, und er führte uns in einen größeren Raum hinein, wo wir die Ausstellungsstücke sahen, denn auch hier hatte ich Licht gemacht.
    Ich hatte dieses Museum vor Jahren einmal zusammen mit einer Besuchergruppe vom Festland besichtigt, aber die Einzelheiten aus dem Gedächtnis verloren.
    Jetzt erinnerte ich mich wieder daran und stellte auch fest, daß einige Teile hinzugekommen waren.
    Die mehr oder minder tückischen und raffinierten Mordwaffen streifte ich nur mit wenigen Blicken, denn der Rücken des Mannes interessierte mich mehr. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, und seine Finger drückten sich in die Ballen hinein.
    Jane blieb an meiner rechten Seite. Sie schaute sich des öfteren mißtrauisch um, schüttelte dann und wann den Kopf, aber sie hielt sich mit einer Bemerkung oder Frage zurück.
    Allmählich wurde ich ungeduldig. Jane erging es ähnlich. Sie sprach Warren an. »Wie lange wollen Sie uns noch durch den Bau hier führen? Oder haben Sie vergessen, daß wir keine Besuchergruppe sind?«
    Er blieb stehen und drehte sich halb um. »Wir sind gleich da«, sagte er. »Nur noch einen Raum müssen wir durchqueren.«
    »Das läßt ja hoffen.«
    Er gab die Antwort kichernd. »Und ob das hoffen läßt.«
    Wahrscheinlich dachte er dabei an sich, aber diese Suppe
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