Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1014 - Der Seelenkompaß

1014 - Der Seelenkompaß

Titel: 1014 - Der Seelenkompaß
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
war nicht geschehen, abgesehen von Larrys Angriff. Aber Informationen hatte ich leider aus ihm nicht herausbekommen können, und das wiederum ärgerte mich. Ich stand dem Verhör mittlerweile auch positiver gegenüber, denn inzwischen wußte ich, daß Silas etwas Besonderes war. Das hatte ich an seinem Blick gesehen. An diesen kalten, hellen Augen, in denen kein Gefühl zu lesen war.
    Er lag noch immer auf dem Bauch. Er hatte seinen Kopf gedreht. Ich konnte jetzt einen Teil seines Gesichts sehen und entdeckte auch das Blut, das aus seiner Nase sickerte und schon auf dem Boden eine kleine Lache hinterlassen hatte.
    »Du bist ja noch immer da, Sinclair.«
    »Ich werde auch bleiben.«
    Er lachte mich aus. »Warum? Ich kann dir nicht helfen. Ich weiß nicht, wer du bist, aber der andere Seelenklempner ist auch an mir verzweifelt, verstehst du?«
    »Ich bin kein Seelendoktor.«
    »Oh, wie toll. Was bist du dann?«
    »Polizist.«
    »Klar, ein Bulle. Wie hätte es auch anders sein können. Ein normaler Mensch traut sich doch nicht in diese Scheißzelle hinein. Das können nur Bullen sein.«
    »Wir sollten trotzdem weiter miteinander sprechen. Es kann für beide Seiten fruchtbar sein.«
    »Warum?«
    »Stehen Sie auf!«
    Er schielte zu mir hoch. Ich hatte ihn anscheinend neugierig gemacht, denn er bewegte sich tatsächlich, zog die Beine an, auch die gefesselten Hände, aber er ließ sich nicht hochhelfen, das schaffte er von allein. Er blieb vor mir stehen. Mit einem raffinierten Zungenschlag leckte er das Blut von seiner Oberlippe und warf die fahlen, langen Haare zurück, die ihm weit bis über die Schultern hingen, wobei die Spitzen seinen Rücken kitzelten.
    »Der Stuhl ist noch frei.«
    »Deiner auch.«
    »Setzen Sie sich zuerst, Silas.«
    Er schaute mich an, als wollte er es sich noch einmal überlegen. Dann schlurfte er vor, hob den Stuhl an, stellte ihn wieder hin, und ich kümmerte mich um den Tisch. Auch meinen Stuhl stellte ich wieder an den richtigen Platz und setzte mich.
    Silas stand noch. Er schielte auf die Tischplatte, als wollte er es noch einmal versuchen.
    »Lassen Sie das lieber«, riet ich ihm. »Das hat bestimmt keinen Sinn.«
    »Du kommst dir wohl sehr gut vor, wie?«
    Ich hob die Schultern. »Was heißt gut? Ich bin gut, Larry, sonst säße ich nicht hier.« Es ist sonst nicht meine Art, so zu antworten, aber bei Typen wie Silas muß man schon mal reinklotzen, um sie in die richtige Position zu bringen. Er sollte merken, wer hier das Sagen hatte.
    »Und jetzt?« fragte er.
    Ich zuckte die Achseln. »Sie sind dran.«
    »Nein, Bulle, auf keinen Fall, denn du bist doch derjenige, der mich sprechen wollte.«
    »Stimmt, weil ich den Eindruck hatte, Sie hätten mir etwas zu sagen.«
    »Nein.«
    Ich gab nicht auf, denn so endgültig hatte diese Antwort nicht geklungen. »Der Überfall auf eine Tankstelle hat drei Menschen das Leben gekostet.«
    »Ich hätte auch noch mehr gekillt!« erklärte er.
    Ich mußte bei dieser brutalen Antwort schlucken. »Das glaube ich Ihnen sogar, aber warum haben Sie es getan, Silas? Sie waren bewaffnet. Sie hätten die Menschen dort mit Ihrer Maschinenpistole in Schach halten können. Man hätte Ihnen sicherlich das Geld gegeben. Aber warum haben Sie dann geschossen? Einfach so?«
    Blut war ihm von der Nase her in den Mund gelaufen. Er spie es auf den Boden, vermischt mit Speichel, daß ein rosafarbener Fleck zurückblieb. »Das kann ich dir sagen, Bulle. Ich war nicht maskiert, und ich wollte keine Zeugen haben.«
    »Aber jetzt sitzen Sie trotzdem hier. Und Sie werden wohl Ihr gesamtes Leben in einer Zelle verbringen müssen, wie ich das sehe. Dreifacher Mord ist kein Kinderspiel. Hätten Sie nicht geschossen, sähe Ihre Zukunft anders aus.«
    Er schlug die Beine übereinander und erwiderte: »Ja, ich sitze hier.«
    Mir kam die Antwort so vor, als wäre er stolz darauf. So dumm konnte kein Mensch sein. »Und Sie haben Angst!« sagte ich.
    Der Satz gefiel ihm nicht. Seine Sitzhaltung veränderte sich. Er stellte die Beine wieder nebeneinander, atmete tief ein, und ich sah den kalten Schweiß auf seiner Stirn.
    »Sie haben Angst, nicht wahr?«
    »Woher willst du das wissen, Bulle? Bist du Hellseher oder was?«
    »Auf keinen Fall. Ich bin nur ein guter Beobachter, Silas, und ich weiß von meinem Kollegen, daß er das gleiche festgestellt hat. Sie haben Angst, und zwar nicht vor Menschen, wie ich es einer bin, sondern vor anderen Dingen.«
    »Vor welchen denn?«
    »Das kann ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher