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1010 - Der Computermensch

Titel: 1010 - Der Computermensch
Autoren: Unbekannt
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Blut aus dem Kopf gezogen wurde.
    Der heftige Stichschmerz in ihrer Herzgegend raubte ihr schlagartig das Bewußtsein.
    Die halbleere Spritze fiel zu Boden. Adelaie folgte ihr mit einem dumpfen Schlag.
     
    *
     
    Marcel Boulmeester stand reglos vor der bewußtlosen Frau. Er starrte sie aus hohlen Augen an. Die Umgebung schien vor ihm zu verschwimmen. Er verstand nicht, was geschehen war.
    Er spürte einen unerklärlichen Einfluß in seinem Inneren. Sein Kopf schien zu bersten, und die verschiedensten Gedanken jagten hin und her. Teilweise kam er sich wie ein fremdes Wesen vor. Die Erinnerung an die in seinem Körper hausenden Computerbrutzellen wurde von irgendwoher blockiert.
    Er bückte sich, um die herabgefallene Spritze aufzuheben. Dabei wäre er fast über die bewußtlose Adelaie gestolpert. Oder war sie schon tot? Wodurch?
    Eine neue Gefühlswelle überschwemmte seinen Geist. Gleichgültigkeit in höchster Form machte sich in ihm breit. Er begann zu kichern, obwohl es nicht den geringsten Grund dafür gab.
    Die Spritze hielt er für ein Kinderspielzeug, aber er wußte nicht, wie sie zu bedienen war. Er warf sie in die Luft und fing sie ungeschickt wieder auf.
    Laß den Unsinn!
    Das war ein klarer Befehl. Boulmeester war froh, daß ihm jemand sagte, was er tun mußte. Mit übertriebener Sorgfalt legte er die Spritze auf einem Labortisch ab.
    Verhalte dich ruhig! Setz dich hin!
    Er folgte den Anweisungen des Unbekannten wie ein Automat.
    In diesem Augenblick ertönte das Signal eines Interkomanschlusses. Der benommene Wissenschaftler starrte auf den Bildschirm des Geräts. Sein verwirrter Verstand gab ihm keine Verhaltensanweisungen.
    Warte!
    Er gehorchte, wobei er sich in keiner Phase des Geschehens darüber bewußt war, daß der Befehlsgeber aus seinem eigenen Körper kam.
    Nach einer knappen Minute erhellte sich der Bildschirm selbständig. Der Kopf eines Mannes erschien. Boulmeester kam die Person irgendwie bekannt vor, aber er konnte sie nicht identifizieren.
    „Was willst du?" fragte er schroff.
    „Bist du das, Chef?" fragte der Mann zurück. „Schalte die Aufnahmeoptik ein. Ich kann dich nicht sehen."
    „Natürlich nicht", antwortete Boulmeester. „Alle Verbindungen nach draußen sind unterbrochen. Wie konntest du den Bildschirm aktivieren?"
    „Es gibt doch eine Notschaltung", antwortete der Mann. „Leider ist sie nur einseitig.
    Was ist vorgefallen? Wo ist Adelaie?"
    „Adelaie?" fragte er mit dümmlicher Stimme. „Wer ist das?"
    Ihm wurde plötzlich unheimlich heiß. Er riß sein Hemd auf.
    Eine der erst vor kurzem verschlossenen Wunden der Operation auf seiner Brust platzte auf. Ein feiner Blutstrom schoß heraus und spritzte auf den Boden. Fast unmittelbar danach verschloß sich die Wunde wieder.
    Marcel Boulmeester fühlte sich schlagartig erleichtert. Sein Verstand kehrte zurück.
    „Ach, jetzt erkenne ich dich", sagte er aufatmend. „Mortimer Skand, was veranlaßt dich, hier mitten in der Nacht anzurufen?"
    Der Assistent wirkte sichtlich nervös. „Adelaie ist verschwunden. Sie kam mit mir nach Hause, aber jetzt ist sie nicht mehr da. Sie hat auch keine Nachricht hinterlassen."
    Boulmeester schaltete die Interkomoptik ein, so daß Skand ihn nun sehen konnte. Er lächelte seinem Assistenten jovial zu.
    „Nichts von Bedeutung, Mortimer.
    Ich habe noch ein paar Versuche gemacht, weil ich mit den Computerbrutzellen endlich weiterkommen wollte. Adelaie hat mir geholfen. Sie ist vor wenigen Minuten gegangen. Sicher wird sie in den nächsten Minuten bei dir eintreffen."
    „Du bist sehr verändert, Chef", stellte Skand fest.
    „Die Arbeit, weißt du", versuchte Boulmeester die Situation zu entschärfen. Er ging nervös ein paar Schritte auf und ab. Die Aufnahmeoptik folgte ihm automatisch.
    Nicht dorthin!
    Er überhörte den Befehl.
    Bleib stehen!
    Er überhörte auch diesen Befehl. Sein eigener Verstand sagte ihm, daß es sich um sinnlose Anweisungen handelte, denen er nicht zu folgen brauchte.
    „Ich bin ein gutes Stück weitergekommen", fuhr er im Plauderton fort. „Adelaie hat mir gute Hilfe geleistet. Ich kann dir zu einer solchen Freundin nur gratulieren. Sie wird sicher einen guten Lebenspartner für dich abgeben."
    Unbewußt war er neben die auf dem Boden liegende Frau getreten. Die Aufnahmeoptik erfaßte sie zu einem Teil.
    „Boulmeester!" schrie Mortimer Skand auf. „Was hast du mit ihr gemacht?"
    Bevor der Kybernetiker eine Antwort formulieren konnte, schlug der Verbund der
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