Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1010 - Der Computermensch

Titel: 1010 - Der Computermensch
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Aufzeichnungsgeräts.
    Seine Finger glitten nervös über die Bedienelemente.
    Das erste Bild erschien. Boulmeester schaltete die Analyseeinheit hinzu. Auf dem unteren Bildrand erschienen Symbole und Zahlenwerte über die molekulare Zusammensetzung des untersuchten Gewebes.
    Der Kybernetiker erblickte drei charakteristische Kombinationen, die er schon Dutzend Mal gesehen hatte.
    „Eins", murmelte er. „Biologisches, menschliches Zellgewebe."
    Der Zeigefinger seiner rechten Hand fuhr an den Symbolen und Zahlen entlang. „Zwei", fuhr er leise fort, „positronische Schaltelemente."
    Sein Finger glitt eine Zeile tiefer und verharrte. Er brachte kein Wort mehr über seine Lippen.
    „Drei", sagte Adelaie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Typische molekulare Zusammensetzung von Computerbrutzellen, die sich im Vermehrungsprozeß befinden."
    Marcel Boulmeesters Hand bewegte sich im Zeitlupentempo von dem Bildschirm weg.
    Er fand die Hand, die auf seiner Schulter lag.
    Dann brach er in Tränen aus, als ihm die ganze Tragweite und die Zusammenhänge deutlich wurden.
     
    *
     
    Mit geschickten Handgriffen stellte Adelaie Ausschnittsvergrößerungen der Biorasterbilder her. Sie schaltete den Analysator zu. Gleichzeitig löschte sie in den angeschlossenen Geräten die Informationen über die Herkunft der Bilder. Dadurch erreichte sie, daß die Alarmlampen erloschen. Bei den positronischen Geräten wußte man nie, wie sie auf völlig neue Situationen reagierten. Dafür waren diese Maschinen zu gut programmiert und zu selbständig. Ihr Denkvermögen entsprach durchaus dem eines Menschen.
    Marcel Boulmeester saß auf einem Laborhocker und verfolgte schweigend ihre Handlungen.
    Schließlich winkte die Frau ihn heran. Auf einem Bildschirm war ein winziger Ausschnitt zu sehen, auf dem die Grenze zwischen natürlichem Zellgewebe und einem Teil der neu entstandenen Fremdkörper abgebildet war. Die Aufnahme war in einer begrenzten Tiefe dreidimensional.
    „Du mußt es dir ansehen, Marcel", sagte sie eindringlich. „Unterdrücke deine Erregung und hilf mir als Wissenschaftler. Was ist das?"
    Für Sekunden schweiften ihre Gedanken um wenige Tage zurück, als sie bei ihrem ersten Besuch im Institut von Boulmeester Bilder zur Deutung vorgeführt bekommen hatte.
    Langsam stand der Wissenschaftler auf. Er wirkte plötzlich um einige Dutzend Jahre gealtert.
    Er stellte sich neben Adelaie und starrte auf das Bild.
    „Es sind völlig neue Zellorganisationen entstanden." Seine Stimme war kaum hörbar.
    „Es handelt sich um Wucherungen, wie ich sie noch nie gesehen habe. Die normale Zellsubstanz wurde umstrukturiert, so wie ein Phage die Zellen seines Wirtskörpers in seinesgleichen umbaut."
    „Der Vergleich hinkt." Adelaie fühlte sich Boulmeester plötzlich überlegen. Sie deutete auf die Strukturen, die dicht neben den normalen Zellen zu erkennen waren. „Hier handelt es sich um systematische Anordnungen. Hier liegt ein Bauplan vor, der weit über den Internbauplan eines einzelnen Virus hinausgeht. Die entstandenen Gebilde besitzen einwandfrei geometrische Formen. Im weitesten Sinn gleichen sie dem Aufbau von geordneten Kristallen. Wenn du genau hinblickst, wirst du jedoch etwas anderes feststellen."
    Boulmeester wandte sich ab. „Das ist doch Wahnsinn. Nach den Veränderungen dürfte ich doch gar nicht mehr leben."
    Er hatte ihr ganz offensichtlich überhaupt nicht richtig zugehört.
    „Betrachte das Bild genau", forderte sie ihn auf. „Dann weißt du, warum du noch lebst.
    Und warum du teilweise wirres Zeug geredet hast."
    Sie packte ihn am Oberarm und zog ihn dicht vor das Projektorbild. Ihr Finger zeigte auf eine besonders auffällige Stelle.
    „Da! Sieh es dir an!" Sie schrie die Worte fast heraus.
    „Aus den Zellen meines Körpers sind Einheiten von Computersystemen entstanden", murmelte er. Dann lachte er plötzlich auf. Adelaie befürchtete, daß er wahnsinnig werden könnte.
    Er sah den ängstlichen Blick ihrer Augen.
    „Keine Bange, Mädchen." Der sarkastische Unterton war unüberhörbar. „Ich reagiere noch ganz normal. Noch haben mich diese Computersysteme nicht übernommen. Sie ersetzen wohl einige Körperfunktionen, aber nicht den ganzen Körper. Noch bin ich Marcel Boulmeester und keine programmierte Menschmaschine."
    „Du stehst aber teilweise unter ihrem Einfluß", entgegnete sie. „Die Beeinflussung war mehrmals deutlich zu spüren."
    Sie ließ ein anderes Bild auf dem Schirm erscheinen. „Einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher