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1010 - Der Computermensch

Titel: 1010 - Der Computermensch
Autoren: Unbekannt
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endgültig übernommen bist und dein Körper nur noch nach den Befehlen der Computerbrutzellen reagiert."
    Das Biorasterbild verriet ihr nicht, daß das Gesamtsystem im Körper des Mannes nur in einer vorübergehenden Ruhepause stand. Die noch nicht übernommenen Körperfunktionen durften nicht unnötig belastet werden, um einen psychischen Zusammenbruch zu vermeiden.
    Auf die Idee, sich selbst einer gleichen Untersuchung zu unterziehen, kam Adelaie nicht. Sie fühlte sich aktiv und frisch. Daß dies im Widerspruch zu der späten Nachtzeit stand, bemerkte sie auch nicht.
    Sie war beseelt von dem Gedanken, einem armen Menschen helfen zu müssen, der in eine Situation geraten war, die noch kein Mensch erlebt hatte.
    Ihr Verstand sagte ihr ganz klar, wie die Entwicklung Boulmeesters weitergehen würde. Die Computerbrutzellen würden nach und nach die gesamte Substanz seines Körpers transformieren und in Systeme ihres eigenen Bauplanes verwandeln. Die Spezifizierung der Systeme hatte schon überdeutlich eingesetzt. Letztlich würde der Mensch Boulmeester vielleicht noch aus einer äußerlichen Hülle bestehen; die von Computersystemen mit Nahrung versorgt würden. Das Innere aber würde nach anderen Gesetzen und Maximen handeln.
    Adelaie besaß eine Vorstellung davon, wie agil eine komplexe Positronik war, die die Masse eines menschlichen Körpers ausmachte.
    Sie fragte sich, was das Ziel dieses Computermenschen sein könnte. Dann verwarf sie den Gedanken wieder.
    Es durfte nicht soweit kommen.
    Sie mußte sich auf das konzentrieren, was half, die Gefahr zu beseitigen und das Leben Marcel Boulmeesters zu retten.
    Während sie in den Nebenraum ging, in dem die klinischen Einrichtungen und Geräte untergebracht waren, spürte sie ein leises Stechen in der Herzgegend.
    Sie schrieb es der Aufregung der letzten Stunden zu.
     
    9.
     
    Adelaie ging sehr sorgfältig vor. Zumindest glaubte sie das. Da sie ohne positronische Hilfe bei den vorgesehenen Operationen nicht auskommen würde, baute sie zunächst Schirmfelder zwischen dem Computersystem und den eigentlichen Operationsmechanismen auf. Sie wollte verhindern, daß die Computerbrutzellen aus Boulmeesters Körper auf die Positronik der Anlage überspringen konnten. Außerdem verfügte dieses System noch über eigene Schutzmaßnahmen, die zur routinemäßigen Ausrüstung des Labors gehörten.
    Die Programmierung der Anlage dauerte eine halbe Stunde. Die Positronik mußte die gesamten Biorasterbilder auswerten und umsetzen. Adelaie vergaß nicht, darauf hinzuweisen, daß die Zellwucherungen in der Zwischenzeit weiter fortgeschritten sein konnten und daß auch dieser Befall entfernt werden mußte.
    Erwartungsgemäß stellte die Klinikpositronik am Ende der Auswertung fest, daß der Patient die vorgesehenen Eingriffe nur überleben würde, wenn gleichzeitig entsprechende Ersatzorgane und Organteile transplantiert werden würden. Die Ausstattung des Labors war in diesem Punkt dürftig, aber sie reichte nach Aussage der Positronik aus.
    Über eine Sprechverbindung stand sie mit Marcel Boulmeester in Verbindung, der ansonsten durch den Energieschirm völlig von ihr getrennt war.
    Bevor sie ihn in den Nebenraum rufen konnte, mußte sie mehrere Warnalarme der Positronik abschalten. Der Umfang der vorgesehenen Operationen und die Art machten die Positronik stutzig.
    Schließlich war auch dieses Hemmnis beseitigt.
    Boulmeester setzte sich, nur noch unterhalb der Taille bekleidet, in den nach hinten geneigten Operationsstuhl. Er würde die Eingriffe bei fast vollem Bewußtsein erleben, da nur die jeweiligen Regionen seines Körpers schmerzlos gemacht werden würden, an denen die Eingriffe stattfinden sollten.
    „Es kann losgehen", rief er Adelaie zu. Er wollte winken, aber beide Arme wurden von Klammern an die Stuhllehne gepreßt.
    Sie gab die Anweisungen an die Positronik.
    Die Sensoren des Operationsroboters suchten die betroffenen Stellen auf und betäubten die äußeren Regionen, wo die schmerzempfindlichen Stellen saßen.
    Gleichzeitig wurde der ganze Körper des Mannes durch entsprechende Präparate beruhigt und in einen lethargischen Zustand versetzt.
    Der erste Eingriff galt den beiden noch kleinen Zellwucherungen in der Gehirnregion.
    Adelaie vermutete dort die größte Gefahr für eine Willensbeeinflussung ihres Patienten.
    Der Eingriff vollzog sich innerhalb von nur knapp einer Minute. Die entfernten Teile wurden sofort von Desintegratoren zerstrahlt, damit sie keine
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