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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff
Autoren: Unbekannt
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ihres Ärgers auf dieses Wesen stieg Bedauern in ihr auf. Sie hatte sich bereits an das Tier gewöhnt und wußte, daß sie es vermissen würde.
    Tolpatsch änderte aber nur ein wenig die Stellung, in der er auf Scouties Schulter lag, und fast gleichzeitig glitt die Schleuse der SOL auf, und Wesen kamen daraus hervor.
    Scoutie war sekundenlang wie betäubt, und für die Betschiden galt das ebenfalls, wenn nicht sogar in weit stärkerem Maße. Die junge Jägerin hatte immerhin schon einige vage Hinweise darauf erhalten, daß etwas nicht stimmte. Die Dorfbewohner dagegen waren völlig arglos.
    Scoutie war bereit gewesen, denen, die in der SOL lebten, ein fremdartiges Aussehen zuzugestehen. Sie selbst trug vier der glasigen Buhrlo-Narben, und sie hatte gehört, daß die Meuterer, die man aus dem Schiff gewiesen hatte, teilweise mit dieser durchsichtigen Haut fast völlig bedeckt gewesen waren. Sie ahnte, wie sehr diese Narben einen Menschen verändern konnten. Aber das, was aus der SOL zum Vorschein kam, waren keine veränderten Menschen - es waren Fremde.
    Als die ersten Betschiden nach Chircool kamen, da gaben sie den einheimischen Tieren Namen, und sie griffen auf Bezeichnungen zurück, die von einem fast schon vergessenen Planeten namens Terra stammten. In vielen Fällen hatten die Tiere von Chircool mit den terranischen Vorbildern nichts gemeinsam. Nur in zwei Fällen stimmten Vorbild und Realität in etwa überein. Das waren der „Wolf" und der „Löwe". Zwar hatten beide - wie die meisten Tiere auf Chircool - zehn Beine, aber wenigstens die Kopfform und die Art der Behaarung entsprachen dem Original.
    Die Wesen, die aus der SOL kamen, sahen aus, als hätte man eben diesen „Wolf" und den „Löwen" miteinander vermischt. Nicht genug damit - es handelte sich zweifellos nicht um Tiere, sondern um intelligente Wesen, denn sie trugen schmutzigbraune Anzüge und hellblau schimmernde Stiefel. Sie waren sehr groß. Was aber die Jägerin mehr als alles andere beeindruckte, ja, erschreckte, war die geradezu banale Feststellung, daß die Fremden nur vier Gliedmaßen hatten.
    Sie wartete. Irgendwann, so redete sie sich ein, würden die echten Solaner zum Vorschein kommen, und es würden Menschen sein.
    Statt dessen tauchten hinter den Wolfslöwen Wesen auf, die die Größe halbwüchsiger Betschiden hatten und einen hellblauen Pelz besaßen, und hinter diesen standen regungslos schwarze Kreaturen mit ovalen Körpern und acht Gliedmaßen, und zwischen ihnen blickten geschuppte, hochgewachsene Wesen auf die Betschiden herab.
    Die Wolfslöwen setzten sich in Bewegung und schritten über die schneeweiße Schräge auf den Boden von Chircool hinab, direkt auf die Betschiden zu, die wie erstarrt waren. Scoutie beobachtete St. Vain, der etwas zu den Fremden sagte, dabei aber so leise sprach, daß die Jägerin in ihrem Versteck kein Wort verstand. Dafür sah sie um so deutlicher die unsicheren Gesten des Kapitäns.
    Einer der gewaltigen Wolfslöwen hockte sich vor dem Kapitän auf die Hinterbeine und streckte eine seiner Pranken aus. Scoutie spürte einen Schauder über ihren Rücken laufen, als St. Vain zögernd die Hand hob.
    „Tu es nicht!" wollte sie rufen, aber die Worte blieben ihr im Halse stecken.
    Der Wolfsmensch ergriff die vergleichsweise winzige Hand des Betschiden. Scoutie atmete auf. Für einen Augenblick schien es wirklich, als fände dort draußen, auf der neu entstandenen Lichtung, eine feierliche Begrüßung zwischen dem Fremden und dem Betschiden statt.
    Der Wolfslöwe senkte seinen Kopf tief hinab, ohne St. Vain dabei loszulassen. Er zeigte mit seiner anderen Hand auf einen Punkt an seinem Schädel. St. Vain starrte hin, und der Wolfslöwe sagte etwas in einer Sprache, die niemand außer den Fremden selbst verstand. Er hob den Kopf, und während er St. Vain mit einer Hand festhielt, winkte er mit der anderen nach hinten. Zwei der hellblauen Pelzwesen sprangen diensteifrig herbei. Das eine hielt ein Kästchen, das andere hatte Geräte bei sich, die Scoutie an die Dinge erinnerten, die Doc Ming als größtenteils unbrauchbare Erinnerungen an die SOL aufbewahrte.
    Die beiden Pelzwesen begutachteten St. Vains Kopf. Das eine hob seine Instrumente - und im selben Augenblick stieß St. Vain einen durchdringenden Schrei aus und wandte sich zur Flucht.
    Das war das Signal für die wartenden Betschiden. Sie stoben schreiend auseinander.
    Das war genau der Augenblick, in dem Scoutie hinter sich das leise Zischen hörte,
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