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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff
Autoren: Unbekannt
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Sicher nicht länger als einige Minuten, denn die Bewohner des Dorfes würden sich sehr beeilen. Wie leicht konnte man übersehen, daß die Jägerin Scoutie sich nicht unter den Geretteten befand, und starten, ehe sie die Lichtung erreicht hatte!
    Sie empfand einen wilden Zorn auf das Schnüffeltierchen, war sich aber gleichzeitig der Tatsache bewußt, daß sie ungerecht gegenüber dem kleinen Wesen war. Woher sollte Tolpatsch denn wissen, was ein Raumschiff war?
    Scoutie blieb abrupt stehen.
    Diesmal war es nicht das Schnüffeltierchen, das sie warnte. Sie fing vielmehr einen fremden, beunruhigenden Geruch auf. Es stank aus der Richtung, in der das Dorf lag.
    „Rauch", stellte sie erschrocken fest.
    Ein Brand? Aber wie sollte der entstanden sein? Die Regenzeit war gerade erst vorüber, und der Dschungel triefte vor Nässe. Die Hütten waren nicht besser dran. Die Balken hatten sich so mit Wasser vollgesogen, daß sie nicht einmal die von Chircool-Gestank verseuchte Bordküche hatten verbrennen können.
    Sie ging weiter, langsamer jetzt, und blieb alle paar Schritte stehen, um zu lauschen und die Luft zu prüfen. Der Brandgeruch wurde ein wenig stärker. Andere Gerüche mischten sich darunter. Es stank nach etwas Heißem. Und dann roch es nach etwas, das Scoutie kannte - es war derselbe Geruch, den man spürte, wenn man an einem gerade benutzten Schleifstein schnupperte.
    Die Jägerin zuckte die Schultern. Es waren zweifellos Gerüche, die von der SOL ausgingen.
    Sie sah vor sich Licht durch die Stämme der Bäume schimmern und blieb irritiert stehen.
    So nahe am Dorf kannte sie beinahe jeden Fußbreit Boden. Sie sah rechts von sich den Stamm des riesigen Weißrindenbaums, der vor dreieinhalb Regenzeiten umgestürzt war. Auf dem modernden Holz wuchsen Pilze mit kugeligen roten Fruchtkörpern. Ihr Saft wirkte blutstillend - jeder Jäger wußte, wo in der Umgebung des Dorfes diese Pilze wuchsen, und der Stamm des Weißrindenbaums war gut fünf Minuten vom Rand des Dschungels entfernt.
    Unwillkürlich legte Scoutie die Hand auf das Schnüffeltierchen.
    Was geht hier vor? dachte sie verwirrt.
    Ein Geräusch ließ sie zusammenzucken. Etwas stampfte durch den Dschungel. Es machte so viel Lärm, daß Scoutie sich unwillkürlich hinter den morschen Baumstamm duckte und nach dem Tier Ausschau hielt, das sich ganz in ihrer Nähe befinden mußte.
    Ein Wesen, das es sich erlauben konnte, unter derart hoher Geräuschentwicklung im Dschungel einherzumarschieren, konnte nichts anderes als riesig und gefährlich sein.
    Als Scoutie endlich merkte, daß sie in der Erwartung, ein gigantisches Ungetüm zu Gesicht zu bekommen, beinahe die wahre Ursache des Lärmes übersehen hätte, war es fast zu spät. Sie erhaschte noch einen Blick auf das ovale, vielbeinige Ding, das aus der Richtung, in der Licht zwischen den Baumstämmen kam, nach Süden marschierte.
    Als sie hinsah, tauchte das Etwas gerade in ein aus Honigblatt-Stauden bestehendes Dickicht ein. Später, wenn die Trockenheit kam und die Blätter der hohen Bäume sich vor Hitze zusammenrollten, würde jedes einzelne Honigblatt Tropfen klaren Zuckersafts absondern - jetzt aber waren diese Gewächse tödlich giftig. Scoutie fragte sich beklommen, was das vielbeinige Ding wohl dargestellt hatte - vielleicht war es aus der SOL gekommen, und sie hätte versuchen sollen, es zu retten. Aber dann merkte sie, daß sie sich ganz umsonst gesorgt hatte.
    Das Etwas marschierte ungerührt weiter. Es konnte nicht lebendig sein, denn es gab nichts, was einem Honigblatt im giftigen Stadium zu widerstehen vermochte.
    Scoutie erinnerte sich an den Roboter, den Doc Ming in seinem Haus aufbewahrte. Es hieß, daß es in der SOL viele solche Maschinen gegeben haben sollte, und daß sie den Menschen die Arbeit abnahmen. Sie hatte die Haut des Roboters betastet, und Doc Ming hatte ihr gezeigt, daß auch das schärfste Messer diese Hülle nicht zu ritzen vermochte. Sie wäre bereit gewesen, das fremde Etwas für einen Roboter zu halten, wäre die seltsame Form nicht gewesen.
    In Gedanken bat sie das Schnüffeltierchen um Verzeihung. Allmählich beschlich sie das Gefühl, daß es durchaus Gründe gab, die Landung der SOL mit Mißtrauen zu betrachten.
    Von nun an bewegte sie sich schleichend vorwärts, und das hieß, daß sie erstens so gut wie unsichtbar wurde und zweitens kein Wesen, das nicht über ein außergewöhnlich gut entwickeltes Gehör verfügte, sie wahrnehmen würde. Scoutie war erst achtzehn
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