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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff
Autoren: Unbekannt
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überhaupt, und in der Phantasie der Betschiden war die SOL nicht einmal ein Transportmittel, sondern eine Welt für sich.
    Scoutie war - wie die meisten Jäger - jederzeit bereit, Tatsachen anzuerkennen. Auch sie hatte geglaubt, daß es außer der SOL kein „Schiff" geben könne, aber da sie nun eines deutlich gesehen hatte, akzeptierte sie ohne Zögern den Gedanken, daß auch noch weitere Schiffe existieren konnten, die auf fremden Planeten gebaut worden waren und fremde Lebewesen durch den Weltraum trugen. Sie konnte sich aber auch vorstellen, daß die Landung der Fremden jenen Betschiden, die sich einredeten, sich nicht auf einem Planeten, sondern in einem Raumschiff zu befinden, einen gewaltigen Schock versetzt hatte. Ihr ganzes Weltbild mußte ins Wanken geraten sein.
    Die beiden Jägerinnen umgingen das Dorf und gelangten schon bald in die Nähe des Pfades, der zur südlichen Schlucht führte. Deutlicher noch als vorher hörten sie das zornige Heulen der Chircools. Ab und zu zischte es auch noch auf diese unheimliche Weise.
    Sie hüteten sich davor, auf den Weg hinauszutreten, sondern glitten parallel zu dem Pfad durch das Dickicht. Je weiter sie sich vom Dorf entfernten, desto vielfältiger wurden die Geräusche, die sie auffingen. Schließlich hatten sie den Rand der Schlucht erreicht.
    Das Heulen der Bestien war jetzt so laut, daß alle anderen Geräusche darin untergingen. Nur das scharfe Zischen hob sich vom allgemeinen Lärm ab. Sie krochen an den Steilhang heran und spähten nach unten.
    „Beim Geist unserer Ahnen!" flüsterte Scoutie vor sich hin und legte unwillkürlich die Hand auf das Schnüffeltierchen. „Das ist unglaublich!"
    Unter ihr schien es außer Chircools überhaupt nichts anderes mehr zu geben. Die Bestien drängten sich so eng zusammen, daß man keinen Fußbreit Boden mehr zwischen ihren Körpern sehen konnte. In der südlichen Schlucht war, soweit Scoutie und Ysabel sehen konnten, außer den Chircools nichts mehr am Leben. Es hatte noch am Tag zuvor hohe Bäume darin gegeben - sie waren restlos verschwunden. In der Mitte der Schlucht floß ein strudelnder Wildbach zwischen rundgeschliffenen Felsen dahin, aber auch das Wasser und die Felsen waren so voller Chircools, daß man die Lage des Bachbettes höchstens noch erraten konnte.
    Und noch immer strömten von der anderen Seite her Chircools in das Tal. Sie rasten den steilen Hang hinunter und vergrößerten die qualvolle Enge, in der ihre Artgenossen sich gefangen sahen.
    Auf den ersten Blick wirkte das Verhalten der Chircools völlig unverständlich. Die Wände der Schlucht waren zwar steil, aber die Bestien hatten noch immer einen Weg gefunden, den Rand zu erreichen. Auch jetzt stiegen die vordersten von ihnen unbeirrbar über die Felsen nach oben, aber sobald sie auf etwa zehn Meter an ihr Ziel herangekommen waren, war es, als würden sie gegen ein unsichtbares Hindernis stoßen. Dabei entstand das eigenartige, durchdringende Zischen, das Ysabel und Scoutie bereits bemerkt hatten. Die Chircools rutschten über die Felsen nach unten und rissen andere, im Aufstieg befindliche Tiere mit sich, bis sie alle als unentwirrbares Knäuel am Fuß der Felsen landeten. Wenige Sekunden später begaben sie sich erneut nach oben, und die beiden Jägerinnen zweifelten nicht daran, daß sie auf diese Weise fortfahren würden, bis sie vor Erschöpfung starben.
    „Sie werden alle sterben!" stellte Ysabel fest. Sie mußte schreien, um sich trotz des Lärmes verständlich machen zu können.
    Scoutie nickte nur.
    Sie brachte den Chircools keine Sympathien entgegen. Kein Jäger tat das, denn diese Bestien trugen wesentlich dazu bei, daß die Jäger im allgemeinen kein hohes Alter erreichten. Einen Chircool konnte man weder essen noch sonst wie verwerten. Wenn man ihn tötete, mußte man den Kadaver so schnell wie möglich vernichten, weil der Geruch unweigerlich alle in der Nähe befindlichen Artgenossen anzog. Selbst das dünne, graue Fell der Tiere war wertlos, denn dieser spezifische Geruch verflog auch nach vielen Jahren nicht. Chircools waren immer hungrig und immer aggressiv. Wenn sie angriffen, dann gab es nichts, was sie vom einmal gewählten Ziel hätte ablenken können. Im Blutrausch wurden sie blind und taub - nicht einmal der Tod von Artgenossen, die unmittelbar neben ihnen von Pfeilen getroffen wurden, konnte sie beeindrucken.
    Ein lautes Krachen ließ die Jägerin zusammenzucken. Sie preßte sich tiefer auf den Boden und lauschte
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