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1002 - Das weiße Schiff

Titel: 1002 - Das weiße Schiff
Autoren: Unbekannt
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Chircool-Jahre alt, aber sie war auf das Leben im Dschungel trainiert worden, seit sie gelernt hatte, aufrecht zu gehen.
    Die letzten zwanzig Meter legte sie zurück, indem sie sich fast auf dem Bauch über die weichen Blätter schob. Sie gelangte an eine Stelle, an der der Wald zu Ende war, obwohl er sich von Rechts wegen noch über eine gute Strecke hätte fortsetzen sollen.
    Sie robbte in ein Dickicht aus jungen Baumfamen hinein, schob vorsichtig die Blätter zur Seite und spähte auf die so plötzlich entstandene Lichtung hinaus.
    Das erste, was sie sah, war die SOL. Sie sah seltsam aus, jetzt, da sie nicht mehr durch die Luft schwebte. Die Form erinnerte die Jägerin unwillkürlich an einen Hutpilz, der aus einer so engen Spalte im Holz eines Baumes hervorwuchs, daß er noch jenseits des Hindernisses ganz flachgedrückt wirkte. Allerdings gab es nicht einmal auf Chircool Hutpilze von derart gigantischer Größe. Abgesehen davon trugen Hutpilze keine gelben Schriftzeichen.
    Was dort geschrieben stand, konnte Scoutie nicht beurteilen, denn die Zeichen sahen völlig fremd aus.
    Das war der nächste Grund zum Mißtrauen. Wenn dies die SOL war - sollte dann der gelbe Schriftzug nicht wenigstens entfernte Ähnlichkeit mit jenen Zeichen besitzen, die die Betschiden hier und da noch anwandten?
    Sie stellte fest, daß die Lichtung, auf der das Schiff stand, bis an das Dorf heranreichte. Die Bäume, die hier noch vor ganz kurzer Zeit gestanden hatten, waren zu hellgrauer Asche zerfallen. Und es waren Bäume, die jetzt, nach der Regenzeit, vor Säften förmlich strotzten. Kein normales Feuer konnte sie verbrannt haben.
    Vom Dorf konnte Scoutie vorläufig fast nichts sehen, denn das Schiff stand ihr im Wege. Sie beschloß, im Schutz des Dickichts weiterzukriechen, und das Schnüffeltierchen hatte gegen dieses Vorhaben nichts einzuwenden.
    Während sie sich vorwärtsschob, lauschte sie auf das Heulen der Chircools. Sie fand, daß es eher leiser geworden war. Das war seltsam, denn bei dem Tempo, das die Bestien normalerweise vorlegten, hätten sie mittlerweile direkt vor dem Dorf stehen sollen. Scoutie hatte noch keine Chircool-Stampede miterlebt. Normalerweise hielten sich die Bestien so lange wie möglich in den Dschungeln des Tieflands, ehe sie über die schneebedeckten Berge in jenes Tal zogen, in dem sie ihre Eier abzulegen pflegten. In diesem Jahr nahmen die Chircools einen anderen Weg, weil die Regenzeit besonders heftig ausgefallen war. Die Weibchen trugen die Eier bereits in sich, und jede Verzögerung würde viele der weiblichen Tiere töten. Die Chircools waren verständlicherweise bestrebt, auf dem schnellsten Wege zu ihrem Tal zu gelangen. Sie würden sich durch nichts und niemanden von ihrem Kurs abbringen lassen. Aber als Scoutie genauer hinhörte, wollte es ihr scheinen, als käme das Heulen jetzt eher aus südwestlicher Richtung.
    Endlich erreichte sie eine Stelle nahe dem Dorf, von der aus sie die Vorderseite der SOL sehen konnte. Die Betschiden standen nicht weit entfernt regungslos, beinahe andächtig, auf dem aschebedeckten Boden. St. Vain, der Kapitän des „Schiffes" stand natürlich ganz vorne. Er trug den defekten Raumhelm und die alte, tote Waffe, die das Zeichen seiner Würde waren. Scoutie versuchte, Surfo Mallagan und Brether Faddon in der Menge zu entdecken, aber es gelang ihr nicht. Sie verspürte das Bedürfnis, aufzuspringen und zu den Betschiden zu rennen, aber sofort kam ein scharfer Impuls der Angst von dem Schnüffeltierchen. Sie blieb liegen und starrte die SOL an. Sie erinnerte sich an die Überlieferungen, und obwohl das Schiff zweifellos riesig war, kamen ihr Zweifel daran, daß die alten Geschichten stimmen konnten. Es hieß, daß Tausende von Betschiden in dem Schiff leben sollten. Zweifellos hätte man auch Tausende von Betschiden in das weiße Ungetüm hineinbekommen, aber Scoutie fragte sich, wie dann noch Platz für die Tiere und Pflanzen bleiben sollte, von denen diese Tausende sich zu ernähren hatten.
    Sie zuckte zusammen, als sich beim Schiff etwas bewegte. Erst jetzt fiel ihr auf, daß es einen Weg gab, der zu dem weißen Ding hinaufführte, eine breite, schräge Fläche, über der sich jetzt eine Schleuse öffnete.
    Laß mich endlich gehen, Tolpatsch! dachte sie in einem Anflug von Panik. Die Solaner kommen heraus - ich muß bei den anderen sein!
    Tolpatsch bewegte sich zuckend auf ihrer Schulter. Fast meinte sie, daß das Schnüffeltierchen sie verlassen würde, und trotz
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