Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer

Titel: 1001 Lüge Bezness-das Geschäft mit den Gefühlen europäischer Frauen und Männer
Autoren: Evelyn Kern
Vom Netzwerk:
anzusehen. Dort gestand er mir seine Liebe und dass er mich unbedingt seiner Familie vorstellen wollte. Ich war damit leicht überfordert, zumal ich mich nicht auf eine Beziehung einlassen wollte. Allerdings musste ich zu diesem Zeitpunkt feststellen, dass ich Schmetterlinge im Bauch hatte und bat ihn um Bedenkzeit – das ignorierte er einfach und plante den Besuch bei seiner Familie.
    Mitte der nächsten Woche war es dann soweit – der Besuch bei der Familie stand an. Aufgeregt und mit kleinen Geschenken bepackt machten wir uns auf den Weg. Ich wurde dort von Anfang an trotz Sprachdifferenzen sehr gut aufgenommen, jeder sorgte sich um mich, die Kinder bewunderten meine helle Haut und die blonden Haare.
    Am Ende meines Urlaubs musste ich feststellen, dass ich mich Hals über Kopf verliebt hatte. Meiner Freundin ging es ähnlich, so dass der Abschied tränenreich vonstatten ging.
    Im Alltag in Deutschland angekommen, ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich bekam viele Briefe und zweimal wöchentlich telefonierten Tanja und ich mit unseren Habibis aus Tunesien. Ich setzte alle Hebel in Bewegung, um schnellstmöglich wieder nach Tunesien zu fliegen zu können.
    Nach meinem dritten Aufenthalt dort im Dezember 1993 machte mir Samir recht unromantisch einen Heiratsantrag im Konsulat in Tunis. Wir waren dort hingefahren, um ein Gesuch für ein Besuchervisum für ihn einzureichen. Da er allerdings keinen festen Job vorweisen konnte, war es nicht möglich, dieses zu bekommen. Deshalb fragte er mich, warum wir nicht heiraten, um für immer zusammen zu sein. Ich war sehr überrascht und hatte innerhalb kürzester Zeit einen Antrag für Familienzusammenführung in der Hand. Samir meinte, das wäre doch kein Problem, er bekäme ein Visum für drei Monate und wenn es nicht klappen würde, könnte er ja jederzeit wieder nach Hause fahren. Wir wären jetzt ja schon längere Zeit zusammen und es wäre doch schön, wenn wir für immer zusammen sein könnten. Da ich keine Zeit hatte darüber nachzudenken und ein „Nein“ das Ende dieser bis dahin wunderbaren Beziehung gewesen wäre, habe ich den Antrag unterschrieben.
    Von diesem Tag an wurde das Verhältnis zwischen mir und Samir anders. Er betrachtete mich bereits als seine Frau und wurde schrecklich eifersüchtig, wenn ein Mann mich nur einmal anschaute. Ich fand seine übertriebene Fürsorge zu diesem Zeitpunkt noch sehr rührend, zeigte sie mir doch offensichtlich, wie sehr er mich liebte.
    Zurück in Deutschland fielen meine Eltern aus allen Wolken, als ich ihnen mitteilte, dass Samir so schnell wie möglich bei uns einziehen würde und wir heiraten werden. Keine Warnung, keine Bedenken konnten mich von diesem Plan abbringen – im Gegenteil. Je mehr ich kritisiert wurde, umso stärker wollte ich es allen zeigen – mein zukünftiger Ehemann war nicht auf ein Visum aus – er war anders!?
    Anfang März konnte ich ihn endlich, nach vielem Drängen bei den Behörden, am Flughafen in die Arme schließen. Überglücklich stellte ich ihn meinen Eltern vor, die sich sehr große Mühe mit ihm gaben. Da er fast kein Gepäck bei sich hatte, musste ich ihn komplett neu ausstatten. Selbstverständlich hatte mein zukünftiger Mann auch kein Geld, so dass ich auch die Ausstattung für die Hochzeit noch bezahlen musste. Gott sei Dank hatte ich noch einen Nebenjob, der uns so einigermaßen über die Runden brachte. Ende April haben wir dann endlich geheiratet und da ging das Drama richtig los.
    Mein Ehemann wollte nicht einsehen, dass unser Geld knapp war, alles wollte er nur vom Feinsten, begnügte er sich früher mit No-Name-Kleidung, musste es plötzlich Markenware sein und wenn ich ihm einen Wunsch abschlug, trotzte er wie ein kleines Kind, drohte mir mit Trennung oder brüllte laut herum. Da mich viele vor der Hochzeit gewarnt hatten, traute ich mich nicht darüber zu sprechen, sondern gab in den meisten Fällen nach.
    Nach sechs Monaten besorgte ich ihm einen Job, der uns finanziell ein wenig besser dastehen ließ. Da er in meine Wohnung einzog, gingen alle Kosten automatisch von meinem Konto ab, da ich als Frau für den Einkauf zuständig war, bezahlte ich diesen auch. Als ich ihn darauf ansprach, meinte er, wir könnten doch von einem Gehalt leben und das andere sparen für größere Ausgaben. Zu diesem Zeitpunkt fand ich die Reglung gar nicht so schlecht und ließ mich leider darauf ein.
    Samir hatte nun jeden Monat sein ganzes Geld zur Verfügung, machte seinen Führerschein und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher