Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1001 Kuss - und dann Schluss

1001 Kuss - und dann Schluss

Titel: 1001 Kuss - und dann Schluss
Autoren: Susan Stephens
Vom Netzwerk:
Gesicht und drängte sich an ihm vorbei. Die erwartungsvollen Blicke ihrer Kollegen gaben ihr fast den Rest.
    „Fertig?“, fragten sie im Chor.
    „Fertig mit den Nerven“, antwortete sie. Warum hatte sie sich nur darauf eingelassen zu singen? Zwar hatte sie lange im Chor gesungen, aber das qualifizierte sie noch lange nicht für den jährlich stattfindenden Karaoke-Wettbewerb, der unter den konkurrierenden Chaletunternehmen ausgetragen wurde. Sie bereute ihre Zusage noch mehr, als die Kolleginnen sie mit zur provisorischen Garderobe zogen. Ihr fehlte einfach die Ausstrahlung für so einen Auftritt.
    „Was ist mit Make-up?“, fragte eine Kollegin und riss Lucy aus ihren Fluchtgedanken. Die anderen befreiten sie eilig von Jacke, Schal, Mütze und Handschuhen.
    „So etwas habe ich gar nicht.“
    „Nein?“ Die Mädchen musterten einander entgeistert.
    „Nein, ich wüsste gar nicht, was ich damit machen soll.“
    „Kein Problem, wir übernehmen das.“
    „Ich sehe bestimmt schrecklich aus mit Make-up“, sagte Lucy abwehrend.
    „Du könntest niemals schrecklich aussehen“, entgegnete ein Mädchen aufmunternd. „Überlass das mal uns. Du wirst staunen.“
    Lucy atmete tief durch. „Also gut. Dann legt mal los.“
    Gleich darauf bereute sie ihren Entschluss, denn eine Kollegin hielt ihr ein Kostüm vor die Nase. „Überraschung! Das ziehst du an!“, rief sie dabei fröhlich.
    „Nein!“ Singen war eine Sache, aber diese Kostümierung kam nicht infrage. Lucy beharrte darauf, in Jeans und einem flauschigen blauen Pulli aufzutreten – wenn überhaupt.
    Als die Mädchen einsahen, dass sie bei Lucy auf Granit bissen, tauschte sie betretene Blicke aus.
    „Sagt mir einfach Bescheid, wann ich singen soll. Der Rest findet sich.“
    „Hier, trink ein Glas Wasser, Lucy.“
    Dann verstummten alle, um dem Gesang eines ihrer Konkurrenten zu lauschen.
    „Er hat eine großartige Stimme“, meinte Lucy.
    „Und er ist sexy“, schwärmte eine Kollegin.
    Gegen ihn habe ich keine Chance, dachte Lucy, lächelte jedoch tapfer, als sie versprach, alles zu geben.
    Ihre Kolleginnen machten sich ans Werk.
    „Keine Panik, Lucy, außerhalb der Saison arbeite ich als Kosmetikerin“, beruhigte sie ein Mädchen, während sie einen braunen Balken unter Lucys Wangenknochen zog, darüber einen weißen tupfte und Rouge auf der Wange verteilte.
    Ich sehe wie ein Clown aus, dachte Lucy und schloss die Augen. Als sie kurz darauf einen Blick riskierte, stellte sie staunend fest, welchen Effekt die Farben hatten, nachdem sie vermischt worden waren. Ihr Teint wirkte frisch und strahlend, das Gesicht wie gemeißelt. Das Make-up war wie eine Maske, hinter der sie sich verstecken konnte. Augen und Lippen wurden betont. Die Verwandlung war perfekt. Mac würde sie niemals erkennen, falls er beschließen sollte, auf einen Drink hereinzuschauen. „Das ist ja unglaublich“, sagte sie staunend und beugte sich vor, um ihr Spiegelbild näher zu betrachten.
    „Dafür hast du jetzt keine Zeit.“ Zwei Kolleginnen hakten sich bei ihr ein und zogen sie hinaus.
    Ein letzter Blick zeigte Lucy, dass auch ihr Haar anders aussah. Wellig fiel es ihr über die Schultern und reichte fast bis zur Taille. Sie hatte das Haar noch nie offen getragen. Als Köchin musste sie es immer aufstecken und bedecken. Sie presste die roten Lippen zusammen. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen. Hauptsache, die anderen waren zufrieden.
    „Du siehst fantastisch aus“, lautete die übereinstimmende Meinung.
    „Nicht albern?“
    „Nein!“
    „Etwas mehr Selbstvertrauen täte dir gut“, meinte eine Kollegin. „Du hättest niemals erwartet, ‚Mitarbeiterin des Jahres‘ zu werden. Und heute Abend holst du dir die nächste Auszeichnung.“
    „Wenn ich doch nur besser singen könnte.“
    „Das hier ist ein Karaoke-Wettbewerb, Lucy. Singen ist gar nicht so wichtig, du musst nur für Stimmung sorgen. Dann wird alles gut“, erklärte Fiona.
    „Und wenn nicht, verstecken wir uns und tun so, als ob wir dich nicht kennen“, fügte eine andere Kollegin neckend hinzu.
    Sie hatten die Bar verlassen und waren auf dem Rückweg zum Chalet, um die Skier zu holen. Razi wollte unbedingt im Dunkeln den Skihang hinunterrasen. Die Piste würde nur von den Stirnlampen an ihren Helmen beleuchtet werden. Wenn man die Schluchten zu beiden Seiten der Piste und das Tempo bedachte, mit dem die Männer ins Tal brettern würden, hatte dieses Abenteuer Ähnlichkeit mit russischem Roulette. Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher