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1000 - Das Schwert des Salomo

1000 - Das Schwert des Salomo

Titel: 1000 - Das Schwert des Salomo
Autoren: Jason Dark
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Erscheinung hatte mit meinem Hiersein nichts zu tun.
    Tatsächlich war sie nicht mehr zu sehen, sosehr ich mich auch anstrengte.
    Ich holte mich wieder zurück aus meiner Erinnerung und überlegte, was ich da überhaupt gesehen hatte. Wenn es diese Gestalt gewesen war, dann mußte ich sie als feinstofflich ansehen. Sie war also kein Mensch aus Fleisch und Blut gewesen und schwebte wohl über dem Boden, denn Schritte hatte ich nicht gehört.
    Blieb dieser ungewöhnliche Hauch. Gleichzeitig der erste Kontakt oder die erste Warnung, und sie hatte mich schon schaudern lassen.
    Ich spürte, daß sich die Haut auf meinem Rücken zusammenzog, ein Zeichen für eine Veränderung.
    Wieder glitt der kühle Schleier in meine Nähe und hatte mich noch nicht passiert, als ich eine weiche und traurig klingende Flüsterstimme vernahm.
    »John Sinclair…«
    In den folgenden Sekunden glich ich einer Säule, doch ich blieb ein Mensch, auch wenn ich mich wie ein Gegenstand fühlte. Ich dachte nun über die Flüsterstimme nach.
    Sie hatte meinen Namen gesagt. Sie kannte mich. Aber kannte ich sie auch? Es war ungemein schwer für mich, das herauszufinden, denn die Stimme hatte neutral geklungen. Weder weiblich noch männlich, sie war einfach erklungen und ich wußte auch, daß sie eine Botschaft für mich hatte, und daß es bei diesem ersten Kontakt nicht bleiben würde.
    Allmählich überwandt ich meine Starre. Ich atmete durch die Nase ein.
    Die Luft war noch immer kühl, doch jetzt empfand ich sie mehr als einen Strom.
    Ich wartete und drehte mich dabei. Die schemenhafte Gestalt war nicht mehr zu sehen, niemand rief meinen Namen, aber die Berührung glitt hauchzart an meiner linken Wange entlang und ließ mich schaudern.
    Das kannte ich.
    Ja, es lag noch nicht mal lange zurück. Ich dachte automatisch darüber nach, aber es fiel mir einfach nicht ein.
    »John Sinclair…«
    Diesmal hatte das unsichtbare Wesen lauter gesprochen. So laut, daß mir etwas klargeworden war.
    Das war kein Mönch gewesen. Es war die geisterhafte Stimme einer Frau.
    Wieso das?
    Wieder wehte die Kälte heran. Viel intensiver als bei den ersten beiden Malen. Auf einmal umflorte sie mich. Ich kam mir vor, als hätte mir jemand einen Mantel umgehängt.
    Nur stimmte das nicht, denn das Geistwesen hielt sich zwei Schritte vor mir auf. Es war nicht materialisiert, zumindest sah ich keine Gestalt aus Fleisch und Blut.
    Aber es war eine Frau.
    Dünn, leicht wabernd. Ein schmales Gesicht, und wenn mich nicht alles täuschte, war es von Wunden gezeichnet. Dunkle, ernste Augen glaubte ich zu sehen.
    Diese Äußerlichkeiten mußten einfach in den Hintergrund treten, als ich erkannte, wer mich da besucht hatte.
    Es war Donata, die tote Russin, die auch als weiblicher Nostradamus bezeichnet worden war…
    ***
    Das war genau der Augenblick, an dem es mit meiner Ruhe vorbei war.
    Ich fing plötzlich an zu zittern und kriegte weiche Knie.
    Auch der Boden kam mir weich vor, aber ich verschwand nicht darin, denn er öffnete sich nicht. Also blieb ich stehen, betrachtete Donata und dachte daran, was geschehen war, als ich ihr zum erstenmal begegnet war.
    Es war in einer Bar gewesen, dessen Besitzer uns als Schutz geholt hatte. Der Mann, er hieß Frogg, war schließlich ums Leben gekommen, aber Donata gab es nach wie vor. Sie streifte durch die Welten, ein unruhiger Geist, rastlos, suchend und zugleich auch eine Warnerin, die sich nicht nur mir, sondern auch meinen Eltern gezeigt und sie traurig gestimmt hatte. [2]
    Donata hatte sie gewarnt und sich selbst als Toten- oder Schattenfrau bezeichnet, und es war ihr gelungen, meine Eltern in eine schreckliche Unruhe zu versetzen.
    Donatas Versprechen war schlimm gewesen. Sie hatte davon gesprochen, daß meine Eltern sterben sollten, denn der Fluch der Sinclairs sollte noch nicht beendet sein.
    Natürlich waren die beiden stark beunruhigt gewesen. Sie hatten Donata als Erscheinung erlebt, ihre Worte allerdings deutlich verstanden.
    Mein alter Herr hatte sich sofort mit mir in Verbindung gesetzt und hatte wissen wollen, was sich da anbahnte. Ich hatte ihn leider nicht beruhigen können, denn ich wußte es selbst nicht genau, aber das spielte alles keine Rolle mehr. Donata sah ich jetzt und hier und nicht in meiner Wohnung, in der sie mich damals ebenfalls besucht und mich auch vor dem Fluch der Sinclairs gewarnt hatte.
    Der Fluch der Sinclairs. Er wollte mir auch jetzt nicht aus dem Kopf. Immer stärker drängte er sich auf. Meine
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