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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz
Autoren: Karl May
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spät kamen. Die Entscheidung, das heißt die Versöhnung der beiden Stämme war schon vorüber; die Roten hatten sich nach dem Lager oben zurückgezogen, wo sie von drüben aus nicht gesehen werden konnten, und so bemerkten die drei Banditen nur die weißen Frauen und Männer, welche plaudernd am Wasser saßen und die ebenfalls weißen Personen, welche da ab- und zugingen. Sie wurden dadurch der Meinung, daß die Entscheidung noch nicht gefallen sei, und blieben länger liegen, als mit ihrer Sicherheit zu vereinbaren war. Sie ahnten nicht, daß Old Shatterhand schon hinter ihnen war und Nitsas-Ini ihnen mit seinen vierzig Roten den Weg verlegt hatte.
    Wie schon längst erwähnt, hatten der Ölprinz und Buttler sich Pollers nur zu ihren Zwecken bedient und wollten sich dann später seiner erledigen. Daß dies nur durch einen Mord geschehen könne, wenn sie sich nicht für später gefährden wollten, das stand bei ihnen fest. Jetzt glaubten sie die Zeit gekommen und zogen sich von ihm zurück, um sich darüber zu besprechen. Aber Poller war kein schlechter Beobachter und hatte aus ihren Blicken und Mienen geschlossen, daß sie ihm nicht wohlgesinnt seien; er hatte das Gefühl, daß für ihn eine Gefahr in der Luft liege, und beobachtete sie nun schärfer. Da fiel es ihm auf, daß sie sich jetzt beide zugleich von ihm entfernten. Er kroch unter den Büschen ihnen nach und sah sie nahe beisammenstehen und leise miteinander sprechen. Es gelang ihm, so weit an sie heranzukommen, daß er nur zwei Schritte von ihnen entfernt war, konnte aber ihre Worte nicht verstehen, bis der Ölprinz etwas lauter sagte: „Jetzt ist die beste Gelegenheit. Er bekommt ganz unerwartet das Messer und bleibt hier liegen. Finden ihn dann die Weißen, so denken sie, daß er von den feindlichen Roten erstochen worden ist.“
    Er merkte wohl, daß nur er gemeint sein könne, und war so entrüstet darüber, daß er vergaß, vorsichtig zu sein, und sich plötzlich vor ihnen aufrichtete.
    „Was, ihr wollt mich erstechen, ihr elenden Halunken!“ herrschte er sie an. „Ist das der Dank für das, was –“
    Er konnte nicht weiter sprechen. Sie hörten, daß ihre Absicht verraten war; nun nur nicht weiter zögern. Sie verständigten sich durch einen einzigen kurzen Blick, dann hatte ihn Buttler mit einem schnellen Griff gepackt und Grinley stieß ihm das Messer in die Brust. Die Klinge traf so gut, daß er nur den erwähnten Todesschrei ausstoßen konnte und dann leblos zusammenbrach. Sie raubten ihn aus und ließen ihn liegen, um dann wohl noch eine Stunde lang die Mündung des Winterwassers zu beobachten.
    Als da drüben noch immer nichts geschah, fiel ihnen ein, daß ihre Zeit doch zu kostbar sei, als daß sie hier noch länger liegen könnten. Sie stiegen auf, nahmen Pollers Pferd am Zügel, wendeten sich hinaus auf die freie Ebene und ritten davon.
    Nur fünf Minuten später kam Old Shatterhand mit Winnetou und den andern. Diese scharfsinnigen Leute hatten alle Schwierigkeit überwunden und die Fährte, obgleich dieselbe mit der alten Spur zusammenfiel, bis hierher verfolgt. Sie sahen die Eindrücke und auch die Leiche.
    „Mein Gott, das ist Poller!“ rief Old Shatterhand entsetzt aus, indem er ihn sogleich untersuchte. „Sie haben ihn ermordet, um ihn los zu werden. Er ist tot und hat nun seinen Lohn dahin! Hier haben sie gelegen, um uns drüben zu beobachten – – –“
    „Mein Bruder mag sich nicht verweilen“, unterbrach ihn Winnetou. „Sie sind vor kaum fünf Minuten fort. Hier geht ihre Spur hinaus ins Freie. Schnell ihnen nach!“
    Sie zogen die Pferde hinter sich her und stiegen dann, als sie das Gebüsch hinter sich hatten, auf, um den beiden Mördern im Galopp zu folgen. Nach zehn Minuten sahen sie sie vor sich auf der freien Ebene. Zufälligerweise blickte Buttler sich um und bemerkte die Verfolger.
    „Um Gottes willen, Old Shatterhand und Winnetou mit Weißen und Roten!“ rief er aus. „Fort, fort, im Galopp!“
    Sie spornten ihre Pferde an, aber die Verfolger kamen schnell näher.
    „So ist es nichts; sie holen uns ein“, schrie der Ölprinz. „Hier im Freien entkommen wir nicht. Wir müssen ins Gebüsch!“
    Sie lenkten nach links einer Buschspitze zu, welche sich als grüne Zunge in die Ebene zog. Es war dasselbe Gesträuch, in welchem sie die Navajospäher ermordet hatten.
    Inzwischen war von Nitsas-Ini die ganze Ebene mit seinen Roten besetzt worden. Da die Verfolgten auch in der Nähe des Flusses unter den
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