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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz
Autoren: Karl May
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erklärt, daß er kein Blut vergießen will. Eine weitere Ungleichheit besteht darin, daß Mokaschi acht Krieger der Navajos gefangen hat. Soll das nicht gegenseitig ausgeglichen werden? Die Nijoras geben die Gefangenen heraus und die Navajos lösen die Umschlingung, in welcher sich die Nijoras befinden. Dann werden die Schlachtbeile eingegraben. Ich hoffe, daß meine Brüder auf diesen Vorschlag eingehen; darum tue ich das, was ihr jetzt sehen werdet.“
    Er nahm den Tabaksbeutel vom Gürtel und die Friedenspfeife von der Schnur, an welcher sie an seinem Hals hing, stopfte sie und legte sie vor sich hin. Dann fragte er Mokaschi: „Ist der Häuptling der Nijoras mit meinem Vorschlag einverstanden?“
    „Ja“, antwortete dieser, innerlich sehr froh, auf so billige Weise aus der Gefahr, ja vom beinahe sicheren Untergang errettet zu werden.
    „Und was sagt der Häuptling der Navajos dazu?“
    Dieser stimmte nicht sofort ein, sondern meinte: „Mein Bruder Old Shatterhand hat mehr für die Nijoras, als für die Navajos gesprochen.“
    „Wieso?“
    „Sie befinden sich in unsrer Gewalt, und es ist kein Vorteil für sie, daß sie acht Gefangene gemacht haben, denn diese Gefangenen sind schon jetzt so gut wie wieder in unsern Händen. Ich brauche nur einige meiner Krieger hinauf in das Lager der Nijoras zu senden, um diese Gefangenen loszubinden. Sag also, ob du gerecht gegen uns gesprochen hast!“
    „Ja, denn ich frage dich, wem du die gute Lage, in welcher ihr euch befindet, zu verdanken hast?“
    „Dir und Winnetou“, antwortete Nitsas-Ini aufrichtig und der Wahrheit gemäß. Er war ein ehrlicher Mann.
    „Ja, uns verdankst du sie. Ich sage das nicht, um mich zu rühmen, sondern um dich zu bewegen, billig gegen die Nijoras zu sein. Was sagt mein Bruder Winnetou zu meinem Friedensvorschlag?“
    „Es ist so, als ob ich selbst deine Worte gesprochen hätte“, antwortete der Apache.
    „Und Maitso, der Wolf?“
    „Ich bin ganz der Meinung Winnetous“, stimmte dieser bei.
    „So hat nur Nitsas-Ini noch sein Wort zu sagen.“
    Der Genannte überflog die Aufstellung seiner Leute und diejenige der Feinde mit einem langen Blick. Es tat ihm wohl leid, auf den großen Vorteil, in welchem er sich befand, so ohne weiteres verzichten zu müssen; aber der Einfluß, welchen seine weiße Squaw nach und nach über ihn gewonnen hatte, machte sich auch jetzt geltend; er war aus einem wilden Indianer ein friedliebender und einsichtsvoller Häuptling seines Stammes geworden. Er zögerte zwar noch einige Augenblicke, erklärte dann aber doch: „Mein Bruder Old Shatterhand mag recht behalten. Die Nijoras sollen nicht länger umzingelt sein.“
    „Und du bist bereit, das Kalumet mit Mokaschi zu rauchen?“
    „Ja.“
    Da stand Old Shatterhand auf, wendete sich gegen die Indianer und rief mit lauter Stimme: „Die Krieger der Navajos und Nijoras mögen ihre Augen hierher richten, um zu sehen, was ihre Häuptlinge beschlossen haben!“
    Er setzte den Tabak in Brand und gab Nitsas-Ini die Pfeife. Dieser erhob sich, tat sechs Züge aus der Pfeife, blies den Rauch gegen den Himmel, die Erde und die vier Windrichtungen und rief mit lauter Stimme, so daß alle Anwesenden es hören mußten: „Die Kriegsbeile werden eingegraben; wir rauchen die Pfeife des Friedens. Die Nijoras geben die Gefangenen heraus und sind dann unsre Brüder. Dieses rauche und sage ich für alle meine Krieger. Es ist so gut, als ob sie selbst es gesagt und das Kalumet dazu geraucht hätten. Ich habe gesprochen, howgh!“
    Die Navajos waren höchst wahrscheinlich nicht sehr erbaut über diesen Ausgang der Verhandlung. Sie befanden sich so im Vorteil, daß es ihnen wohl schwer wurde, denselben so leichthin aufzugeben; aber die Disziplin verhinderte sie, widerspenstig zu sein, zumal ihnen der Gebrauch des Kalumetrauchens so heilig war, daß sie nicht gewagt hätten, an dem Beschluß ihres Häuptlings zu rütteln.
    Dieser gab die Friedenspfeife an Mokaschi, welcher sich auch erhob, die gleichen sechs Züge tat und dann ebenso laut wie Nitsas-Ini verkündete: „Hört, ihr Krieger der Navajos und Nijoras, der Tomahawk des Krieges ist wieder in die Erde versenkt. Die Männer der Navajos öffnen den Kreis, mit dem sie uns umschlossen haben, und sind dann unsre Brüder. Ich habe das mit dem Kalumet bestätigt, und es ist ganz so, als ob meine Krieger es gesagt und die Pfeife dazu geraucht hätten. Ich habe gesprochen, howgh!“
    Niemand war froher als die Nijoras, die
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