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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz
Autoren: Karl May
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einen so glücklichen Ausgang der für sie so gefährlichen Angelegenheit kaum für möglich gehalten hatten. Old Shatterhand, Winnetou und Wolf mußten als Zeugen des Vertrages auch die sechs Züge aus der Pfeife tun, brauchten aber keine Rede dazu zu halten.
    Jetzt war die Sitzung beendet, und die vorher so feindliche Situation verwandelte sich in eine friedliche. Die Navajos ließen die Nijoras aus ihrer Umschlingung frei, und da es hier am Fluß an Raum mangelte, so begaben sich Freund und Feind hinauf zum Lager der Nijoras, um dort das Friedensfest zu feiern und vor allen Dingen die Gefangenen zu befreien. Winnetou, Old Shatterhand und Wolf gingen auch nach oben, wo ihre Anwesenheit zunächst notwendig war; die andern Weißen aber blieben noch unten. Sie waren alle froh, daß die Feindseligkeit ein solches Ende genommen hatte.

ZWÖLFTES KAPITEL
    Schuld und Sühne
    Bald waren alle in lebhafter Unterhaltung über das eben Erlebte, besonders Frank und Frau Rosalie kamen in ein eifriges Zwiegespräch, an dem auch Adolf Wolf kurze Zeit teilnahm, doch bald trennte er sich wieder von den beiden, um seinen Onkel aufzusuchen, der sich oben auf dem hohen Ufer im Lager befand. Als er an die Furt kam, begegnete er den Navajos, welche ihre Pferde aus den Verstecken geholt hatten und sie auch hinaufschaffen wollten. Ihr Häuptling leitete diese Arbeit, und Winnetou und Old Shatterhand standen bei ihm. Da erschien ein Reiter oben am Rand der Furt; er sah die Genannten stehen und rief herab: „Mr. Shatterhand, gut, daß ich Euch sehe! Darf ich da hinab?“
    „Mr. Rollins!“ antwortete der Gefragte. „Ihr hier? Ihr solltet doch bei dem Kantor bleiben, bis ich einen Boten sende. Warum habt Ihr Euch davongemacht?“
    „Werde es Euch gleich sagen. Also darf ich hinunter zu Euch?“
    „Ja.“
    Er kam langsam herabgeritten, sprang dann von seinem Pferd und rief in erregtem Ton: „Wäre ich doch nicht dort geblieben, sondern mit Euch geritten! Wenn Ihr wüßtet, was ich erlebt habe!“
    „Was habt Ihr denn erlebt? Was ist geschehen? Ihr seht ja außerordentlich echauffiert aus.“
    „Ist auch kein Wunder. Bin an den Baum gebunden gewesen.“
    „Ihr? Das war doch der Kantor!“
    „Ja erst; dann aber kam er los und ich wurde angebunden.“
    „Von wem denn?“ fragte Old Shatterhand verwundert.
    „Von dem Ölprinzen. Dieser Halunke hat mir meine Anweisung wieder abgenommen.“
    „Der Ölprinz? Alle Wetter! Wie ist das geschehen? Erzählt es doch, schnell!“
    Der Bankier berichtete, was geschehen war.
    „Mann“, rief dann Old Shatterhand aus, „das habt Ihr schlau, sehr schlau angefangen! Warum habt Ihr denn den Wisch nicht vernichtet!“
    „Jawohl, Ihr habt recht; jetzt bereue ich es bitter. Verschafft mir den Zettel wieder, Sir; ich bitte Euch inständigst darum!“
    „Ja, erst macht Ihr die Fehler, und dann soll ich sie ausbessern! Die Kerls mögen meinetwegen reiten, wohin sie wollen. Hättet Ihr die Dummheit nicht gemacht!“
    Da fiel Nitsas-Ini ein: „Sie werden nicht reiten, wohin sie wollen. Der Ölprinz hat meine beiden Kundschafter ermordet; ich muß ihn haben. Werden Old Shatterhand und Winnetou mir nicht dabei helfen?“
    Winnetou nickte und Old Shatterhand sagte: „Ich habe im Unmute gesprochen. Es versteht sich ganz von selbst, daß wir die Kerls haben müssen. Habt Ihr denn gesehen, wohin sie ritten?“
    „Ja.“
    „Nun, nach welcher Richtung?“
    „Stromaufwärts, dahin, woher sie gekommen waren und woher auch wir gekommen sind.“
    „Also ist es doch so! Sie sind den Spuren der Navajos gefolgt, um Wolf zu überfallen und ihm die Schrift abzunehmen. Durch Zufall sind sie aber viel leichter dazu gekommen. Wie lange ist das her?“
    „Sehr lange. Dieser Kantor sollte mich losmachen, tat es aber nicht.“
    „So müssen wir uns schleunigst auf den Weg machen.“
    „Stromaufwärts?“ fragte der Häuptling.
    „Ja, denn wir dürfen ihre Fährte keinesfalls vernachlässigen; sie sind aber jedenfalls stromabwärts geritten.“
    „Aber dieser Mann behauptet doch das Gegenteil!“
    „Rollins hat auch recht; die Banditen sind aufwärts, aber nur eine Strecke.“
    „Und dann wieder abwärts?“
    „So hätten sie ja hier vorüber gemußt!“
    „Nein. Sie sind hinüber nach dem andern Ufer.“
    „Uff! Hat mein Bruder Grund, dies zu denken?“
    „Ja. Sie haben das Papier und wollen nach San Francisco. Da müssen sie nach dem Colorado hinunter, ganz denselben Weg, den sie ritten, als sie in eurem
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