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0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder
Autoren: Jason Dark
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nicht, als ich zurück zu meinem Büro ging und zunächst einmal das Vorzimmer betrat, in dem Glenda wartete. Ich stellte die leere Tasse ab und sagte: »So, den Koffer hast du mir schon hingestellt.«
    »Und entstaubt«, erklärte sie. »Es wird Zeit, daß du ihn mal wieder benutzt.«
    »Du bist ja super. Weißt du denn auch, wo dieser Ort Paxton liegt, zu dem ich fahren soll?«
    »Nein, aber du hast ja eine Karte.«
    »Ja, das schon. Schneit es dort?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich nahm den Koffer und wunderte mich darüber, wie schwer er war.
    »Mitkommen möchtest du nicht?«
    »Hättest du mich das im Sommer gefragt, hätte ich zugestimmt. Aber es ist dein Job, John.«
    »Klar, wieder einmal.«
    Glenda Perkins merkte schon, daß ich keine Lust hatte. »Keine Sorge, John, Weihnachten können wir zusammen feiern. Bis dahin bist du längst wieder zurück.«
    »Hoffentlich nicht als Leiche.«
    »Idiot«, sagte sie und tippte mit dem Zeigefinger gegen meine Stirn. Danach drehte ich mich um und ging.
    Mir gefiel die Sache nicht. Es ging nicht darum, daß ich mal wieder einen Fall am Hals hatte, das war ich ja gewohnt. Nein, mir paßte es nicht, daß Kinder darin eine wichtige Rolle spielten. Bei diesen Dingen reagierte ich ziemlich allergisch.
    Jetzt war ich froh, mit dem Wagen und nicht mit der U-Bahn gefahren zu sein. So konnte ich in den Rover steigen und starten…
    ***
    Paxton hatte ich am Nachmittag erreicht, und es war noch nicht dunkel geworden. Dennoch hatte ich die Scheinwerfer eingeschaltet, war von der normalen Straße abgefahren und hinein in die hügelige Umgebung, in der auch Paxton lag.
    Ein Nest. Abseits der Straßen gelegen. Hierher verirrte sich kaum jemand, zumindest kein Tourist, denn in dem Dorf war einfach nichts los.
    Das wußte ich bereits, bevor ich überhaupt nach Paxton gefahren war und kurz anhielt, weil ich über eine alte Steinbrücke mußte, die ziemlich eng aussah, wo mir auch prompt ein Wagen entgegenkam.
    Es war ein Lieferwagen, der da an mir vorbeirumpelte. An seiner blauen Aufschrift las ich ab, daß er Tiefkühlprodukte brachte, und wahrscheinlich waren die Menschen in diesen entlegenen Orten froh über diesen Service. Das Fahrerhaus war mit zwei Männern besetzt. Sie diskutierten miteinander und winkten dabei noch mit den Händen, auch der Fahrer tat es mit einer Hand. Wahrscheinlich waren sie froh, das Kaff verlassen zu können, in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten.
    Ich aber mußte hin.
    Der andere Wagen verschwand in der Landschaft, über der leichter Dunst lag. Unterwegs war auch Sprühregen gefallen und hatte die Sicht beeinträchtigt. Hier, in den Hügeln war es niederschlagsfrei.
    Hinter einer Kurve war das Fahrzeug verschwunden, und ich startete wieder. Vor der Brücke stieg der Weg leicht an, und wenig später rollte ich über sie hinweg. Nun ging es wieder bergab. Ich sah Paxton vor mir oder zumindest einen Teil davon.
    Der Ort machte auf mich wirklich einen vergessenen oder verschlafenen Eindruck. Er begrüßte einen Fremden nicht eben mit freundlichen Häusern. Bei denen, die ich zu Gesicht bekam, überwogen die dunklen Farben, und dunkel waren auch die Dächer sowie der Qualm, der aus zahlreichen Schornsteinen wehte. Er legte sich wie dunkelgraue Schleier über die Dächer bevor er zerflatterte.
    Wiesen und Äcker rahmten die Straße ein. Sie verschwanden abrupt, sobald die ersten Häuser erschienen. In der Ferne sah ich einen Kirchturm in den bleifarbenen Winterhimmel ragen.
    Um ihn herum zogen einige dunkle Vögel ihre Kreise.
    Ich ließ den Rover langsam weiterrollen, passierte die Wohnhäuser, sah aber auch kleine Geschäfte, einen Friseur, eine Tierhandlung, einen Metzger und einen Laden, in dem man Kleidung kaufen konnte. Im Unterbewußtsein dachte ichr immer daran, was mit den Kindern angeblich geschehen war, und so hielt ich auch Ausschau nach ihnen, ohne allerdings welche auf der Straße zu sehen.
    Wer sich hier im Freien aufhielt, zählte zu den erwachsenen und zumeist älteren Menschen, die meinem Auto, wenn ich an ihnen vorbeifuhr, hin und wieder verstohlene, vielleicht auch böse Blicke zuwarfen. Wie Menschen, die es nicht mögen, daß sie von einem Fremden besucht werden.
    Eine Überraschung erlebte ich trotzdem, und sie stand praktisch im Mittelpunkt des Ortes.
    Genau dort, wo auch der Bach herfloß, der hier kanalisiert worden war und Paxton in zwei Hälften teilte, stand ein großer Weihnachtsbaum.
    Eine wirklich mächtige Tanne, die von den
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