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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate
Autoren: Jason Dark
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nicht zu Hause, was Jane kaum begreifen konnte. Oder sie konnte sich nicht mehr melden, weil irgend etwas Schreckliches mit ihr geschehen war.
    Plötzlich merkte sie, wie ihr Herz noch schneller schlug. Der letzte Gedanke war einfach zu schrecklich, aber es führte kein Weg daran vorbei. Sie mußte sich mit ihm auseinandersetzen.
    Der Arm zitterte, als sie ihn anhob und auf den Handlauf des Geländers legte. Die Finger krampften sich daran fest. Sie brauchte jetzt einen entsprechenden Halt, und so zog sich Jane Collins die ersten Stufen hoch.
    Sie ging dabei sehr langsam. Die Augen lagen starr in den Höhlen. Zudem waren sie verdreht und nach oben gerichtet. Sie wollte unbedingt sofort erkennen, wenn sich in der oberen Etage etwas tat.
    Noch sah und hörte sie nichts.
    Wie eine alte Frau stieg sie die Treppe hoch. Ihre und die Zimmer der Lady Sarah lagen in der erste Etage. Weiter oben, unter dem Dach, befand sich nur das Archiv.
    Als Jane die erste Etage erreicht hatte, blieb sie stehen und zog ihre Waffe. Sie wollte bereit sein und augenblicklich reagieren können, wenn etwas geschah.
    Es tat sich nichts.
    Keine Veränderung.
    Es blieb einzig und allein die bedrückende Stille, und Jane hörte das Rascheln ihrer Kleidung, als sie sich langsam umdrehte. Nicht ihrer Zimmertür wandte sie sich zu, sondern der von Lady Sarah, die allerdings geschlossen war.
    Auch etwas, das Jane nicht verstand, denn Sarah Goldwyn schlief normalerweise bei offener Tür.
    Jane fror plötzlich, kriegte eine Gänsehaut und wurde blaß im Gesicht.
    Sie traute sich zunächst nicht, die Tür zu öffnen. Dann aber gab sie sich einen Ruck, drückte die Klinke nach unten und stieß die Tür auf. Vom Flur her drang genügend Licht in das Zimmer, um alles genau erkennen zu können.
    Das Bett war leer!
    Niemand saß auf dem Stuhl neben der Kommode, und es wies nichts darauf hin, daß Lady Sarahs Bett auch in den vergangenen Stunden benutzt worden war.
    Das Bett war gemacht. Nicht eine Falte dellte die Bettdecke ein. Auf dem Kopfkissen lag noch das blütenweiße Paradekissen. Das gesamte Zimmer wirkte so, als wäre es zur Besichtigung freigegeben worden.
    Jane drehte sich wieder um. Lady Sarahs Verschwinden war und blieb ein Rätsel. Und Jane war mehr als beunruhigt.
    Wohin?
    Die Tür gegenüber löckte sie. Es war Janes Zimmer. Diesmal öffnete sie die Tür relativ forsch, und sie trat auch sehr schnell über die Schwelle, machte Licht - und hörte den Stein beinahe poltern, der ihr vom Herzen gefallen war.
    Auch hier sah sie Lady Sarah nicht.
    »Gut«, flüsterte sie, »das ist schon mal positiv.« Sie hob die Schultern und schüttelte sich. Dann erst betrat sie den Raum und steckte die Waffe wieder weg.
    Ihr Blick fiel auf den hellen Schreibtisch.
    Da sah sie das Papier.
    Es war hell und kam ihr bleich vor wie die Haut einer Leiche. In ihrer Lage fielen ihr eben diese Vergleiche ein, zu mehr war sie einfach nicht fähig.
    Und wieder überkam sie der Eindruck, den Boden kaum zu berühren.
    Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie nahm die abgestandene Luft auf, sie schaute auch gegen die Fensterscheibe, die ein dunkles Viereck bildete, hinter dem sich etwas bewegte. Es waren die Zweige eines in der Nähe stehenden Baumes, die mit ihren kahlen Spitzen beinahe das Glas der Scheibe berührten.
    Dicht vor dem Schreibtisch blieb Jane stehen. Sie senkte den Blick, dann faßte sie mit zitternden Fingern nach dem großen Blatt, das einmal zusammengefaltet und mit einem Locher beschwert worden war.
    Sie nahm es hoch, faltete es auseinander, entdeckte, daß ihr Sarah die Nachricht geschrieben hatte.
    Die steile und etwas altmodisch wirkende Schrift war einfach zu prägnant, aber die Unruhe war augenblicklich wieder da, als sie die Nachricht las.
    Lady Sarah war verschwunden. Weggefahren. Fast wie geflüchtet. Sie besuchte ein Altenhotel, um dort einen Mann zu treffen, der Albert Sackett hieß. Angeblich ging es in diesem Hotel nicht mit rechten Dingen zu, denn Albert Sackett hatte ihn als Luxusort zum Sterben bezeichnet. Lady Sarah hatte dies aufgeschrieben, und für Jane gab es keinen Grund, der Horror-Oma nicht zu glauben.
    Ohne daß sie es richtig bemerkte, knüllte sie den Zettel zusammen und rollte ihn über ihren Schreibtisch. Erst vom Telefon wurde der Weg der Kugel gestoppt.
    Jane setzte sich hin. Sie fühlte sich dabei um keinen Deut besser. Zwar wußte sie jetzt, daß sie Sarah nicht finden würde, aber die neue Lösung paßte ihr auch
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