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0993 - Bastion der Bestien

Titel: 0993 - Bastion der Bestien
Autoren: Unbekannt
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den sonnenverbrannten Körper des Mannes sah.
    Der Mann stand auf, zwinkerte und sah sie im Spiegel an.
    „Wie meinst du das?"
    Die Frau griff in ihre Handtasche und zog ein schmales Heft heraus. Mit einer Bewegung des Handgelenks warf sie das Heft auf das Bett. Das Heft überschlug sich mehrmals und öffnete sich dabei.
    „Deine Kontoauszüge? Was soll ich damit?"
    „Lesen", sagte die Frau. „Da du nicht farbenblind bist, wird dir das Wesentliche bald einleuchten."
    „Du stehst im Soll", stellte der Mann fest. Er schien ein wenig ängstlich nach seiner neuen Uhr zu schielen. Das Stück war nicht eben preiswert gewesen, und der Mann hatte die Uhr von der Frau geschenkt bekommen. In den letzten Jahren hatte der Mann eine ganze Reihe kostbarer Dinge von der Frau geschenkt bekommen.
    „Richtig", sagte die Frau. Sie ergänzte ihr Make-up. „Und zwar nicht nur bei dieser Bank, sondern obendrein noch bei zwei Kredithaien."
    „Wieviel?"
    Die Frau lächelte.
    „Mehr als du in deinem ganzen Leben wirst verdienen können", sagte sie. „Jedenfalls nicht mit ehrlicher Arbeit. Aber du kannst beruhigt sein die Sache ist nicht sehr drängend. Ich lasse mich auch von Unannehmlichkeiten nicht überraschen."
    „Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst", sagte der Mann ahnungsvoll.
    „Mir bleiben knappe sieben Monate", sagte die Frau, während sie sich wieder anzog. „Nach dieser Frist werden sich sowohl die beiden Kredithaie melden als auch der stets freundliche Mister Hyner von der Bank.
    Alle drei werden dasselbe von mir wollen - Geld, das ich nicht habe."
    „Aber ich denke ... dein Mann ist doch vermögend."
    „Aber nicht so blöde, daß er mir Vollmacht für seine Konten gegeben hätte", entgegnete die Frau. „In seinem Testament hingegen werde ich sehr reichlich bedacht."
    „Wieviel?"
    „Mehr als du in deinem ganzen Leben wirst ausgeben können", sagte die Frau. Ihr Gesicht war apart geschnitten, zeigte aber einen feinen, gerade erkennbaren Zug von Härte der schwache Widerschein des stahlharten Willens, mit dem die Frau ihre Pläne verfolgte.
    „Augenblick!" sagte der Mann. Er drückte die Zigarette aus. „Soweit sind wir nicht. Ich werde ..."
    „Was?"
    Die Frage kam scharf und schnell.
    „Du willst ihn doch nicht etwa umbringen?"
    „Ich? Keineswegs, mein Lieber", sagte die Frau. Das Kleid, das sie trug, hatte ein Vermögen gekostet.
    Es stand ihr vorzüglich. „Diese Arbeit werde ich dir überlassen."
    Der Mann auf dem Bett wurde blaß. Er richtete sich auf.
    „Das kann ich nicht", stieß er hervor. „Ich gebe zu, daß er sehr seltsam ist, und ich habe keinerlei Hemmungen, ihn zu hintergehen. Aber ihn töten? Das kann ich nicht."
    „Dann wirst du wieder arbeiten müssen", sagte die Frau. „Ich kann mich erinnern, daß harte Arbeit etwas ist, was du ebenfalls nicht kannst."
    „Kein Mord", sagte der Mann in dem schwachen Versuch, energisch zu sein. „Nur über ..."
    Die Frau lächelte böse, und er verschluckte den Rest der Floskel.
    „Suche dir einen anderen, Hedda", sagte der Mann, der es langsam mit der Angst zu tun bekam. Aus den regelmäßigen Schäferstunden war unversehens ein plötzliches Mordkomplott geworden, das sehr leicht dazu führen konnte, daß man den beiden weitere Schäferstunden und andere Vergnügungen für den Rest des Lebens verwehrte.
    „Die Polizei ist mir zu gut", sagte der Mann. „Wie hast du dir das überhaupt vorgestellt? Ich kann ihm doch nicht den Schädel einschlagen?"
    „Das wird nicht nötig sein", sagte die Frau.
    „Gift? Beim heutigen Stand der Toxikologie? Ein vorgetäuschter Selbstmord?"
    Wieder griff die Frau in ihre Handtasche. Ein zweites Bündel flog auf das Bett.
    „Was ist das?"
    „Zwei Tickets", sagte die Frau. Sie schloß den letzten diamagnetischen Verschluß ihres Kleides. So wie sie jetzt aussah, hätte man sie für ein Mitglied der feinsten und vornehmsten Gesellschaft halten können. Und in der Tat gehörte sie zu dieser Gesellschaftsschicht.
    „Zwei Tickets? Willst du mit ihm verreisen? Er wird dir den Nerv töten."
    „Nicht ich werde reisen", sagte die Frau. „Vielmehr wirst du ihn auf dieser Reise begleiten, als sein persönlicher Diener."
    „Wohin soll die Fahrt überhaupt gehen?"
    „Nach Shourmager", sagte die Frau.
    „Kenne ich nicht", stieß der Mann hervor. Er zog sich ebenfalls an. Es war früher Nachmittag, und er mußte den Gleiter noch aus der Werkstatt holen.
    „Ziemlich weit von uns entfernt", sagte die Frau. „Es
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