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0991 - Der Kopf des Vaters

0991 - Der Kopf des Vaters

Titel: 0991 - Der Kopf des Vaters
Autoren: Jason Dark
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der Sargassos, aber wo sie genau wohnten, wußten wir nicht. Sicherheitshalber hatte Jane einen Stadtplan gekauft.
    Von Julia wußten wir, daß das Haus ihrer Eltern abseits des Trubels lag, auch nicht, direkt am Strand, sondern versteckt im Hinterland, wo auch Einheimische ihre Häuser gebaut hatten und dort noch relativ ungestört wohnten.
    Suko kehrte zurück. Er nickte. Alles war klar.
    »Wir können«, sagte er.
    »Was hast du für einen Wagen gemietet?«
    »Einen Seat.«
    »Ist okay.«
    »Für einen Rolls-Royce sind die Straßen zu schmal, habe ich mir sagen lassen.«
    »Angeber.«
    Der Seat stand auf einem reservierten Parkplatz. Ich ließ Suko fahren.
    Jane setzte sich neben ihn und breitete die Karte auf ihren Knien aus, nachdem sie sich angeschnallt hatte.
    Rechts neben mir hatte Julia Sargasso ihren Platz gefunden. Daß sie ein lebender Mensch war, sah man erst auf den zweiten Blick, denn sie saß so starr neben mir wie eine Puppe. Nichts regte sich in ihrem Gesicht.
    Die Lippen hielt sie fest zusammengepreßt und schloß sogar manchmal die Augen.
    Ich hätte sie gern angesprochen und beruhigt, aber auch ich wußte nicht, was ich ihr sagen sollte. Sie befand sich in einem Zustand, wo jedes Wort verkehrt sein konnte.
    Deshalb ließ ich sie in Ruhe, allerdings nicht aus den Augen. Sie schaute aus dem Fenster, wobei ich davon überzeugt war, daß sie von der hügelligen Landschaft nichts oder nur wenig mitbekam, denn mit den Gedanken war sie ganz woanders.
    Sie bewegte auch ihre Hände. Dann schluckte sie. Mal stöhnte sie auf oder fuhr durch das dunkle Haar.
    »Darf ich rauchen?«
    »Bitte.«
    Als sie die Zigarette zwischen die Lippen steckte, zitterten ihre Hände.
    Ich gab ihr Feuer.
    »Danke.« Sie saugte den Rauch tief ein und ließ ihn aus den Nasenlöchern strömen.
    Jane Collins und Suko unterhielten sich leise. Sie sprachen nicht über den Fall. Das Auffinden der richtigen Strecke war für sie wichtiger, und Suko richtete sich nach Janes Anweisungen. Wir brauchten nicht durch Malagas Zentrum zu fahren. Schlimm wäre es nicht gewesen, denn der sommerliche Touristikrummel war längst vorbei.
    Julia rauchte ihre Zigarette nicht ganz fertig. Vorzeitig drückte sie den Glimmstengel aus.
    Dann sprach sie mich auch an. »Ich habe Angst, Mr. Sinclair. Ich habe eine verdammte Angst.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Dann preßte sie die Fingerkuppen gegen die Stirn. »Ich kann Ihnen nicht mal genau sagen, wovor ich Angst habe. Es ist so eine Ahnung, ein unbestimmtes Gefühl, aber es läßt sich einfach nicht unterdrücken. Ich könnte auch behaupten, daß wir möglicherweise eine böse Überraschung erleben, alles ist drin. Ich bin völlig durcheinander und stelle mir dabei die schrecklichsten Dinge vor, denn nichts ist so, wie es einmal war. Wobei ich jetzt nicht mehr davon ausgehe, daß es gut gewesen ist.«
    Ich schaute aus dem Fenster, sah Palmen, deren Wedel träge im Wind schwangen, und ich mußte Julia recht geben.
    Auch mein Gefühl war nicht eben positiv eingestellt. Da gab es noch die Befürchtung, einfach zu spät gekommen zu sein. Dieser Fall hatte eine dramatische Wende bekommen, mit der wir nicht hatten rechnen können. Nun aber steckten wir mit beiden Beinen sehr tief in diesem verfluchten Schlamm.
    »Warum sagen Sie nichts, John?«
    »Ich denke nach.«
    »Über mich?«
    »Eigentlich über uns«, sagte ich.
    Sie drehte den Kopf nach links, weil sie mich anschauen wollte. »Und? Haben Sie etwas herausgefunden? Wissen Sie jetzt Bescheid, oder ist alles noch in der Schwebe?«
    »In der Schwebe, würde ich sagen.«
    »Dann machen Sie sich keine Vorstellung, was uns erwarten könnte? Wie und in welchem Zustand meine Mutter plötzlich vor uns steht? Sie ist schließlich eine Mörderin. Sie ist sogar ein brutale Killerin. Stellen Sie sich nur vor, daß sie ihrem Ehemann den Kopf abgeschlagen hat.« Julia schlug gegen ihre eigene Stirn. »Nein, es tut mir leid, aber ich kann mir das beim besten Willen nicht vorstellen. Ich komme damit nicht zurecht. Daß Menschen, die jahrelang zusammmengearbeitet haben, so etwas tun, hätte ich nie für möglich gehalten.«
    Ich legte ihr meine Hand auf den Arm. »Was immer Sie auch denken mögen, Julia, versuchen Sie bitte, es aus ihrem Kopf zu vertreiben. Machen Sie ihn frei. Ich weiß, daß es so gut wie unmöglich ist, aber Sie werden das schon schaffen.«
    »Das sagen Sie so leicht«, flüsterte sie nach einer Weile.
    »Stimmt. Es geht mir
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