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099 - Die Lady mit den toten Augen

099 - Die Lady mit den toten Augen

Titel: 099 - Die Lady mit den toten Augen
Autoren: Larry Brent
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zusammen, sonst hetze ich die Hunde auf Sie! Meine
Lieblinge sind scharf wie Bluthunde, auch wenn sie nicht so aussehen.“
    Die Drohung
nahm Larry ernst.
    Er verließ
die Ecke, bahnte sich zwischen den zum Teil erschreckt zusammendrängenden
Blinden einen Weg durch das Gewölbe und ging furchtlos auf die dunkle, strenge
Gestalt zu. Billerbroke sah angegriffen aus. Sein
Anzug hatte weiße Flecken, als wäre er unter den Weißbindern gewesen.
    „Ich will
Ihre Neugierde gern befriedigen, Brent“, sagte er kaltschnäuzig. Hinter Billerbroke tauchte eine zweite Gestalt auf. Burke!
Teuflisch grinsend und eine Schußwaffe in der Hand haltend. „Da Sie sich so
sehr für alles zu interessieren scheinen, möchte ich Ihnen eine detaillierte
Darstellung geben. Sie haben das Glück - im Gegensatz zu den anderen - noch
sehen zu können. Ich weiß allerdings nicht, ob das ein Vorteil für Sie sein
wird.“
    Billerbroke trat zur
Seite. Die schmale Öffnung lag frei vor Larry. Die Situation war so, daß er dem
Befehl des Schloßbesitzers nicht hätte nachzukommen brauchen. Die Flucht in das
Dunkel des Verlieses der Augenlosen wäre kein Problem gewesen, und ebenso wenig wäre es ein Problem gewesen, über die
Wendeltreppe durch den Sarg nach draußen zu kommen. Aber es bestand kein Anlaß,
vor den Dingen davonzulaufen. Um das Gegenteil zu erreichen, war X-RAY-3
schließlich hierhergekommen. Je mehr er wußte, desto besser konnte er handeln.
    Er mußte Billerbroke das Gefühl vermitteln, daß er einen Triumph
erlebte.
    Dieser Mann
war nicht mit normalen Maßstäben zu messen.
    Larry Brent
zeigte sich verwundert, als eine massive Steintür sich vor den Spalt schob, und das Verlies der Augenlosen verschloß.
    Billerbroke grinste.
„Ich habe eine Schwäche für diese Art Spielereien“, sagte er. „Das Labyrinth
hier unten steckt voll solcher Überraschungen. Geheimgänge und Geheimtüren.
Meine Vorfahren hatten angefangen sie anzulegen, ich habe sie weiter ausgebaut.
Es gibt tausend Möglichkeiten ein Gewölbe hier unten zu erreichen - oder es
auch nicht zu erreichen. Ich könnte Sie hier unten verrotten lassen. Sie würden
sich verlaufen, tage- und wochenlang durch das Labyrinth der Gänge irren, ohne
zu einem Ziel zu kommen. Und dann ist es die Frage, ob Sie Ratten fressen -
oder die Ratten schließlich Sie.“
    Die drei
Schäferhunde bleckten noch immer die Zähne, und ein leises, bedrohliches
Knurren kam aus ihren Kehlen. Das schwache Licht, das herrschte, wurde durch
zwei Öllampen verursacht, von denen Burke eine trug und Dr. Hill die andere.
    „Der Tote aus
dem Sarg! Wie kamen Sie eigentlich auf diese Idee, Lord?“ fragte X-RAY-3 eisig.
    Billerbrokes Grinsen
verstärkte sich. „Ein Gag, was?“ freute er sich. „Ja, ja der gute Hill. Ich
habe ihm ein besonderes Denkmal gesetzt. Zwar stimmt nicht ganz, was auf der
Abdeckplatte steht, aber irgendwie; muß man sich schützen, nicht wahr?
Jedermann sieht zunächst nur mal einen Sarkophag, der angeblich die sterbliche
Hülle meines geliebten Bruders enthält, der mit mir lange Zeit auf dem Castle
gelebt hat. Aber Henry Burton Billerbroke ist in
Wirklichkeit nicht tot, lieber Brent.“
    „Henry Burton Billerbroke steht in diesem Moment neben mir und schwenkt
die Windlaterne, nicht wahr?“ reagierte Larry sofort und blickte Dr. Anthony
Hill scharf an.
    Der
Angesprochene grinste. „Sie kombinieren vortrefflich, Mister Brent“, erhielt er
von Hill zur Antwort.
    „Der gute
Hill wollte eines Tages nicht so, wie wir gern wollten“, fuhr Billerbroke fort. „Als ich auf die Idee kam, eine Anstalt
für alleinstehende Geisteskranke einzurichten, brauchte ich auch einen Arzt.
Ich kam auf Hill. Wir verstanden uns gut, aber nur solange, bis ich ihn
einweihte, bei bestimmten Dingen mitzumachen. Die Irren, die ich hier
verpflegte und denen ich Unterkunft gewährte, konnten einem guten Zweck dienen.
Aber davon wollte Hill nichts wissen. Deshalb mußte er sterben! Als Henry
Burton Billerbroke wurde er beigesetzt - und mein
Bruder, von einem hervorragenden Gesichtschirurgen in London gegen ein
fürstliches Honorar operiert und mit Hills Gesichtszügen ausgestattet, übernahm
Hills Rolle! Zwar verstand er wenig von Nervenkrankheiten, dafür aber hatte er
einige Semester Medizin studiert, um geschickt genug zu sein, Augen
herauszuoperieren. Der gute Hill ruht im Sarkophag - und ich muß immer lachen,
daß sein Tod ihm nichts genützt hat. Seinen Sarkophag benutzten wir stets, wenn
wir
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