Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
099 - Der steinerne Gott

099 - Der steinerne Gott

Titel: 099 - Der steinerne Gott
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
stießen Sie darauf?" fragte Dorian.
    „Das werde ich Ihnen erzählen. Sagte ich doch, daß ich die Karten auf den Tisch legen will."

    Es wurde schnell dunkel, und die lange isländische Winternacht begann.
    Das Raupenfahrzeug machte nicht halt. Seine beiden Scheinwerfer warfen ihr kegelförmiges Licht weit nach vorne, und es brach sich geisterhaft im glitzernden Gletschereis. Der schwarze Himmel spannte sich über dem ewigen Eis.
    Der Motor lief gleichmäßig und monoton, nur wenn das Fahrzeug vom Eis auf Schnee kam und die Raupenketten durchdrehten, heulte der Motor auf.
    In der Kabine war es angenehm warm. Unga hatte seine gefütterte Jacke abgelegt, darunter trug er einen Rollkragenpullover mit Norwegermuster. Es brannte nur ein kleines Deckenlicht. Magnus Gunnarsson hatte eine Thermosflasche mit Grog vor Dorian hingestellt, der das dampfende Gebräu aus einem Becher mit kleinen Schlucken schlürfte. Zwischendurch zog er an einer Players.
    Der Dämonenkiller und der Cro Magnon lauschten den Ausführungen des Isländers schweigsam. „Der Name Grettir wird Ihnen wohl kaum geläufig sein", begann Gunnarsson, „deshalb gestatten Sie mir, daß ich etwas ausführlicher werde. Auf Island ist Grettir der sagenhafteste unter allen Geächteten, so eine Art isländischer Robin Hood. Es wird erzählt, daß er einmal auf der Flucht ins Landesinnere zu einem unbekannten Tal kam. Es lag mitten im ewigen Eis. Eine heiße Quelle, die die gesamte Talsohle beherrschte, hielt den Gletscher von diesem Tal fern. Es gediehen dort wie in einem Treibhaus seltene Pflanzen. Die Erde war grün, und auf den üppigen Weiden grasten Schafe. Grettir verweilte in dem Tal, obwohl er bald dahinterkam, daß es das Land des Halbtrolls Terrir war. Doch dieser schien ihm wohlgesonnen zu sein, denn obgleich Grettir sich von den Früchten des Tales ernährte und auch so manches Schaf schlachtete, unternahm der Halbtroll nichts gegen ihn. Er gab dem Tal den Namen Torisdalur. Als es ihm zu langweilig wurde, verließ er das Paradies inmitten der Eiswelt in südlicher Richtung. Um aber das Tal wiederzufinden, stellte er an einer bestimmten Stelle einen flachen Stein auf, durch den er ein Loch bohrte. Er stellte den Stein so auf, daß man, blickte man durch dieses Loch, den geheimen Zugang zu Torisdalur sehen konnte."
    Gunnarsson machte eine kurze Atempause, bevor er fortfuhr: „Das ist in groben Zügen die Sage. Einiges weist darauf hin, daß Grettir nach Torisdalur zurückkehrte, den Halbtroll Terrir tötete und sich so selbst zum Herrn dieses Tales machte.
    Diese Sage hat mich immer schon fasziniert. Deshalb ging ich ihr nach. Und ich fand den Stein und Torisdalur - und noch etwas, was in keiner Sage erwähnt wird: nämlich ein fünfzig Meter hohes steinernes Monument. Der langen Rede kurzer Sinn: Es war der Tempel des Hermes Trismegistos, in den er sich vermutlich zurückgezogen hat. Dieser Name war mir bei der Entdeckung des Tales jedoch noch nicht geläufig. Ich folgte den Spuren Grettirs, und durch einige Funde, die durchweg magischen Charakter hatten, wurde mir Hermes Trismegistos ein Begriff.
    Ich will Sie nicht mit Einzelheiten ermüden, deshalb muß es genügen, wenn ich sage, daß ich die magischen Kräfte der Funde entschlüsselte und anzuwenden lernte. Alles, was ich heute bin, habe ich diesen magischen Hilfsmitteln zu verdanken. Ich betrachte sie als Vermächtnis des Dreimalgrößten. Wenn er nicht gewollt hätte, daß ich an seinen Errungenschaften partizipiere, hätte er mich wohl nie mit dem Wissen über seinen Tempel aus dem Tal gelassen. Er hätte später auch wohl kaum erlaubt, daß ich mich seiner Kolonie künstlicher Menschen auf Madagaskar annehme …"
    „… die Sie in den Untergang geführt haben", warf Unga ein.
    Gunnarsson warf ihm einen bösen Blick zu.
    „Das war nicht meine Schuld", erwiderte er heftig. „Ebensogut könnte ich behaupten, daß die Kolonie nur deshalb unterging, weil Hunter sich eingemischt hat. Doch das wäre zu billig. Ich glaube eher, der Dreimalgrößte hat die Okulationskolonie nur als Testfall betrachtet. Der Versuch, Krieger gegen die Dämonen zu züchten, ist gescheitert."
    „Haben Sie eigentlich nicht versucht, in den Tempel einzudringen?" erkundigte sich Dorian.
    „Nein.“ Der Isländer schüttelte den Kopf. „Das habe ich damals nicht gewagt. Es wäre auch vermessen von mir gewesen."
    ,A-ber wir sind jetzt nach Torisdalur unterwegs", sagte Dorian: „Und das nur aus dem Grund, das Geheimnis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher