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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire
Autoren: Thomas B. Davies
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hatte.
    Sein erster Impuls war, den Mann von hinten niederzuschlagen, um an ihm vorbeizukommen und die Freiheit zu gewinnen. Aber vielleicht wurde dieser Wächter selbst überwacht, durch die allgegenwärtigen Fernaugen im Saal? Im Augenblick wußten seine Gegner wohl nicht, wo er sich befand. Das war sein Vorteil. Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit, Nachricht nach draußen gelangen zu lassen. Allein konnte er nicht viel ausrichten, soviel war ihm klar. Aber als er darüber nachdachte, wen er wohl zu seiner Rettung rufen könnte, fand er auch keine Lösung. Polizei? Man würde annehmen, er sei aus der Klinik geflohen, und ihn dorthin zurückbringen.
    Verzagt tat er ein paar Schritte rückwärts. Der Wächter schnaufte und wechselte die Stellung.
    In diesem Augenblick legte sich von hinten ein Arm um seinen Hals. Er bekam einen Stoß in die Nierengegend, daß eine Schmerzwelle durch seinen ganzen Körper raste. Jerry riß den Mund auf, um zu schreien, aber jemand stieß ihm einen Knebel zwischen die Zähne. Etwas explodierte auf seinem Schädel. Dunkelheit legte sich über seine Augen, und er fühlte nicht mehr, wie er in die Knie brach.
    Davidson gab Ann das goldene Amulett.
    „Halten Sie’s fest, bis wir da sind“, sagte er gleichmütig.
    „Es ist sehr wertvoll, nicht wahr?“ sagte sie und barg es in ihren Händen. Davidson wiegte den Kopf.
    „Kommt darauf an. Der Metallwert hält sich in Grenzen. Ein paar tausend vielleicht. Ich kenne den augenblicklichen Goldpreis nicht genau. Die handwerkliche Arbeit ist meisterhaft. Aber als Träger eines Gedankens, eines geistigen Wertes, dürfte das Amulett unbezahlbar sein. Es kann eine große Anzahl Menschen vor geistiger und auch körperlicher Sklaverei retten, wenn es richtig angewandt wird. Deshalb sollten Sie gut darauf aufpassen.“
    Sie stiegen in den Wagen. Ann hatte nicht bemerkt, daß Davidson den jungen Schmied bezahlt hatte.
    Die Fahrt nach Woodcroft Mansions hinaus ging sehr schnell, die Straßen waren fast leer.
    Von weitem sahen sie die Wohntürme vor sich liegen. Trotz der späten Stunde waren viele Fenster noch erleuchtet. Davidson jagte mit unverminderter Geschwindigkeit über die Zufahrt zu Block B und ließ den Wagen auf den Parkplatz schleudern.
    „Die Büchse!“ erinnerte ihn Ann.
    „Diesmal hätte ich auch daran gedacht“, sagte er lachend. Er griff danach und klemmte sie sich unter den Arm. Ann bemerkte, daß er plötzlich sein jugendliches Aussehen wieder gewonnen hatte, er kam ihr im Augenblick mehr wie ein junger Assistenzarzt vor, der zum Tennisspielen fährt, als ein ernsthafter Magier, der vor einer schweren Aufgabe steht. „Haben Sie das Amulett?“
    „Natürlich.“
    „Halten Sie es fest!“
    Sie eilten durch die Eingangshalle. An diesem Abend war sie von einem ganz neuen Geruch erfüllt. Das war nicht die angebliche Isoliermasse und auch nicht die chemisch bereitete Waldesluft, sondern ein Aroma, das sich schwer und unmerklich betäubend auf die Lungen legte. Ann sagte es dem Professor, als sie auf den Lift warteten, und Davidson nickte.
    „Die passende Atmosphäre zu jeder Stunde“, sagte er grimmig. „Ich hoffe, das hat bald ein Ende.“
    In der Kirche erwartete sie Reverend Corse.
    „Ich habe den Hinweis senden lassen“, begrüßte er sie, „aber es ist mir schwergefallen, meine Gelassenheit zu bewahren.“
    „Warum?“
    „Das Mädchen vom Sekretariat war aufreizend schnippisch“, beschwerte er sich. „Sie hat gesagt, sie wollten es wohl bringen, aber ich solle mir nicht einbilden, daß es etwas nützen würde. So eine Unverschämtheit ist mir lange nicht mehr vorgekommen. Ich hätte das dumme Ding am liebsten über den Tisch gelegt und ihr den Hintern voll gehauen!“
    „Davon seht aber nichts in Ihren liturgischen Anweisungen“, wandte Davidson ein. „Lassen Sie das Mädchen bei seinem Irrglauben. Vielleicht können wir es noch heute nacht eines Besseren belehren. Wie steht es um die Beteiligung an Ihrem Gottesdienst?“
    „Ich habe sicherheitshalber ein paar Leute angerufen, unter dem Vorwand, sie hätten vielleicht die Nachrichten nicht gehört. Es gab eine ganze Menge Absagen, aber ich bin sicher, daß ich ein Dutzend meiner Gemeindemitglieder zusammenbekomme.“
    „Dann müßten sie bald eintreffen“, sagte Davidson mit einem Blick auf die Tür.
    „Professor!“ sagte Ann kläglich.
    „Ja? Was ist, Ann?“
    „Das Amulett! Es wird immer schwerer! Ich kann es nicht mehr lange halten!“
    Er
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