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099 - Das Hochhaus der Vampire

099 - Das Hochhaus der Vampire

Titel: 099 - Das Hochhaus der Vampire
Autoren: Thomas B. Davies
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Weissagungen symbolisch zu verstehen“, gab er zu. „Dabei wirken sie oft in verblüffender Weise direkt! Ich werde mir das merken.“
    „Sie werden es nicht bereuen. Eine Frage: Könnten Sie heute nacht Ihre Gemeinde hier versammeln und einen mitternächtlichen Gottesdienst abhalten?“
    „Unter Ihrer Mitwirkung?“ fragte Corse skeptisch.
    Davidson erkannte die Bedenken des Geistlichen sofort. Er schüttelte den Kopf.
    „Nein, durchaus nicht. Ich habe nichts damit zu tun. Es genügt, wenn Sie der üblichen Andacht den exorzistischen Ritus zufügen und die Gemeinde im Gebet vereinigen.“
    „Aber wir haben hier noch nie einen Exorzismus geübt“, wandte Corse ein. „Die Gemeinde kennt die Gebete nicht.“
    „Sie könnten vorbeten“, schlug Davidson vor.
    „Sicherlich.“ Er sah auf die Uhr.
    „Nach den Nachrichten kommen über die hauseigene TV-Anlage noch Hinweise auf Veranstaltungen. Ich könnte einen Hinweis auf den Mitternachtsgottesdienst einblenden lassen. Vorausgesetzt, man entspricht in der Sendezentrale meiner Bitte und schützt nicht wieder irgendwelche technischen Schwierigkeiten vor. Aber auch dann sollten Sie nicht zu viel erwarten, die meisten Leute werden anderes vorhaben. Mehr als ein Dutzend kriege ich nicht zusammen.“
    „Wo zwei im Namen Gottes versammelt sind, ist eine Gemeinde, so heißt es doch wohl? Ein Dutzend dürfte genügen.“
    „Gut, ich versuch’s“, sagte Corse achselzuckend. Er begleitete sie bis zum Lift, und Davidson fuhr mit Ann hinunter.
    „Wohin geht es?“ fragte sie.
    „In die Stadt. Ich muß ein paar rein technische Maßnahmen treffen, um nachher gerüstet zu sein. Sie werden schon sehen!“
    Als sie in den roten Flitzer stiegen, erblickte Davidson die Blechbüchse.
    „Jetzt haben wir sie beide vergessen“, sagte er. „Na, es macht nichts. Hätten wir das Zeug auch noch in die Klimaanlage geblasen, wäre es den Kindern vielleicht übel ergangen. Aber nachher, wenn wir zurückkommen, müssen wir daran denken!“
    Auf den Straßen war viel Verkehr in Richtung der Stadt. Theater und Veranstaltungen lockten, da der folgende Tag arbeitsfrei war. Davidson ließ sich im Strom der Fahrzeuge mit treiben, und Ann war diese gemäßigte Fahrweise lieb. Wenn er auf seine hypnotischen Fähigkeiten und vielleicht sogar auf eine Art von Unsterblichkeit vertraute, so war Ann doch nie sicher, ob der Himmel das auch auf den Beifahrersitz und Miß Ann Marley ausdehnen würde.
    „Wollen Sie noch einmal zum Erzbischof?“ fragte sie verwundert, als die Domtürme vor ihnen auftauchten.
    „Nicht ganz. Aber im Schatten seiner Kirche lebt jemand, der manchmal nicht nur den Klerus, sondern auch mich mit dem Notwendigen ausstattet.“
    Mit diesen dunklen Worten bog er in eine Gasse ein und bremste vor einem noch dunkleren Haus.
    „Früher ging die Sage, daß hier der Teufel einmal seinen Pferdefuß mit einem Hufeisen beschlagen ließ“, erzählte er munter, während er ihr aus dem Wagen half. „Er zwang den Meister, den er bei einer Sünde ertappt hatte, dazu. Aber der brave Schmied nahm Eisen von einem Grabkreuz und schlug es ihm auf den Hinterhuf. Fortan hatte der Teufel schlimme Schmerzen, wenn er auftrat.“
    „Wie ist er sie wieder losgeworden?“ fragte Ann und blickte an der finsteren altertümlichen Fassade hoch.
    „Der Schmied hatte so gut gearbeitet, daß sich der Teufel das Eisen regelrecht ablaufen mußte. Es soll ein paar Jahre gedauert haben. Der Mann, den wir jetzt besuchen, ist übrigens ein direkter Nachkomme jenes braven Handwerkers und hat die Branche seines Urahnen zu beträchtlicher Blüte gebracht.“
    Davidson zog die Schulter hoch und streckte das Kinn vor. Die weißen Haare wehten im Nachtwind, als er auf den Klingelknopf drückte.
    Drinnen polterten Schritte. Licht wurde angemacht, die Tür ging auf, und ein blühend aussehender Mann in den besten Jahren blickte ihnen entgegen.
    Er lächelte erfreut, wandte sich um und rief ins Haus: „Du kannst das Abendkleid wieder ausziehen, Mary! Der Professor ist da. Heute wird es nichts mit Tanzen!“ Und zu ihnen sagte er: „Kommen Sie herein! Ich habe Sie lange nicht gesehen, Professor Davidson. Aber wenn Sie um diese Stunde kommen, haben Sie sicher etwas auf dem Herzen!“
    Davidson schüttelte ihm die Hand und machte ihn mit Ann Marley bekannt.
    „Leider haben Sie recht, Peter. Und dazu ist es dringend. Hoffentlich ist uns Mary nicht böse.“
    „Natürlich ist sie böse. Wir wollten tanzen gehen. Aber
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