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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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Besessenen hilflos ausliefern wollte.
    Jetzt, da es um Leben und Tod ging, hatte auch Hernandez die Skrupel verloren, die Zamorra ihm eingeimpft hatte. Er feuerte ein paar Patronen auf die Meute ab, doch nicht einmal eine Kugel im Bein hielt sie auf.
    »Er hat keine Chance!«, brüllte der Spanier. »Retten wir wenigstens noch unsere Haut.«
    »Nein!«
    Salve um Salve jagte aus dem Abstrahldorn des Blasters. Selbst, als die Beeinflussten den Parapsychologen unter sich begruben, gab er noch nicht auf. Er strampelte und trat, doch gegen die Übermacht konnte er nicht bestehen.
    Neben ihm keuchte Hernandez und focht einen sinnlosen Kampf.
    Zamçrra befahl dem Amulett den Angriff, doch es blieb stumm. Es sah die Willenlosen offenbar nicht als Gegner an. Auch den Schutzschirm legte es nicht um den Professor.
    Er rechnete mit dem Schlimmsten, doch keiner der Dorfbewohner fügte ihm Schaden zu. Plötzlich ließ sogar der Druck auf seinem Körper nach.
    Die Menschen aus Abruceta traten zur Seite.
    Stattdessen baute sich Dylan vor ihm auf. Bis auf ein paar kleine Kratzer an der Wange wirkte er unverletzt.
    Für einen winzigen Augenblick wollte sich Erleichterung in Zamorra breitmachen, doch sofort wurde ihm klar, dass dazu kein Anlass bestand.
    Mit dem Schotten stimmte etwas nicht. Sein Blick war eine Mischung aus Hass, Schmerz, Verzweiflung und Angst.
    Zamorra sah, wie Dylan gegen den Zwang ankämpfte. Mehr als jeder andere Dorfbewohner. Denn er war etwas Besonderes. Ein ehemaliger Auserwählter, ein kurzzeitiger Unsterblicher. War er durch den Verlust der relativen Unsterblichkeit wieder zu einem Auserwählten geworden? Oder zu etwas Neuem, noch nie da gewesenem?
    In diesem Augenblick formte sich im Bewusstsein des Professors ein verzweifelter Plan.
    Ohne Gegenwehr ergab er sich in sein Schicksal. Er ließ es über sich ergehen, dass Dylan sich auf ihn warf, ihm die Hand blutig biss und sich die Wunde auf die Risse im Gesicht presste.
    ***
    Es war ein gespenstischer Anblick, den der Tempel bot: Achthundertzweiundvierzig Menschen mit ausdruckslosem Blick und hängenden Schultern standen regungslos herum und drei Gosh schritten durch die Reihen und begutachteten sie.
    Sie wollten sich an ihnen stärken.
    Zwischen den Menschen lagen die Leichen von siebzehn Greisen. Sie hatten den Gosh bereits zur Speisung gedient.
    Jefrash legte einem kräftigen Endzwanziger die Hand auf die Schulter.
    Kenresh stand vor einem jungen Mädchen und musterte es.
    Da erklang ein gellender Schrei!
    Die beiden Gosh fuhren herum und konnten nicht glauben, was sie sahen.
    Ihr Bruder Surrosh kauerte auf dem Boden, die Fingerspitzen gegen den Schädel gepresst. Der Schrei, der aus seinem Sägezahnschlund hervordrang, verebbte zu einem Wimmern.
    Jefrash kniete neben ihm nieder. »Was ist geschehen?«
    ***
    Zamorras Kopf drohte zu platzen. Es fühlte sich an, als wäre er in eine Schraubzwinge gespannt.
    Dylan rollte von dem Professor herunter und stand auf, doch davon bekam dieser kaum etwas mit. Er hatte in seinem Leben schon viel Schmerzen ertragen müssen, aber diese hier übertrafen alles.
    Er fühlte, wie klamme Finger sein Bewusstsein packten, daran abrutschten, es fester umklammerten und wieder abrutschten.
    Der Meister des Übersinnlichen wehrte sich gegen den geistigen Griff.
    Er kämpfte wie ein Löwe, doch die Finger wurden immer mehr, ihre Umklammerung ständig fester. Die Berührung war feucht und widerlich, wie von den Armen vermodernder Moorleichen, die versuchten, ihn in den Sumpf zu ziehen.
    Zamorra wusste nicht, warum ihm für den mentalen Kampf, den er ausfocht, gerade diese Analogie in den Sinn kam, doch sie traf sein Empfinden haargenau.
    Das Moor stand ihm inzwischen bis zur Brust. Die Arme zogen und zerrten. Er wollte sie abschütteln, schlug geistig um sich, sprach in Gedanken Zaubersprüche, die ihm einfielen, doch nichts half.
    Er versank immer tiefer. Erst bis zum Hals, dann bis zum Mund. Ein fauliger Geruch stach ihm in die Nase. Der Gestank des abgrundtief Bösen, der mentale Atem der Gosh.
    Surrosh! Das war sein Name. Der Bruder von Kenresh und Jefrash.
    Woher kannte Zamorra auf einmal all diese Namen?
    Der Sumpf reichte ihm inzwischen bis zu den Augen. Nur wenige Sekunden später schwappte das Moor vollends über ihm zusammen.
    Er ging unter, sank tiefer und tiefer. Bald, sehr bald würde er nicht mehr wissen, wer er war. Dann wäre er für Surrosh nur noch ein Werkzeug - oder Nahrung!
    NEIN!
    Zamorras Geist brüllte
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