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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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Körper des Schotten entflammte in einem Inferno aus Schmerz. Knie, Handgelenk, Kopf - eine einzige Feuersbrunst.
    Weitere Dorfbewohner stürzten sich auf ihn.
    Die Leiber dämpften das knisternde Knacken der Betäubungsstrahlen und das Bellen der Schüsse.
    Vor seinen Augen tauchte eine Frauenhand auf. Er konnte nicht einmal den dazugehörigen Leib entdecken. Lange Fingernägel erweiterten sein Schmerzkabinett um eine Attraktion. Mit einer huschenden Bewegung fügten sie ihm an der Wange einige ekelhaft ziehende Risse zu.
    Dann geschah etwas Eigenartiges: Ernest Peterson beugte sich tiefer zu ihm herab und brachte sein verwüstetes Gesicht näher an Dylans heran. Beinahe so, als wolle er ihn küssen!
    Stattdessen presste er die aufgeplatzte, blutige Augenbraue gegen die Wunden des Schotten.
    Diesem wurde plötzlich klar, dass die bisherigen Schmerzen nur ein Bruchteil dessen darstellten, was ein Körper zu fühlen imstande war.
    Beißende Kälte umspülte ihn. Millionen von Nadeln schienen seine Haut zu traktieren, seine Muskeln, seine Eingeweide. Jede Faser seines Leibs jaulte auf vor Pein. Gleichzeitig fassten unzählige Schattenhände mit klebrigem Griff nach seinem Bewusstsein.
    Er wollte strampeln, um sich treten, seine Wut und Verzweiflung hinausschreien, doch sein Körper gehorchte ihm nicht mehr.
    Aber er war nicht allein! Um ihn herum wütete ein Orkan gequälter Geister.
    Dylans Bewusstsein war nur ein Tropfen in einem Ozean fremder Erinnerungen und mentaler Schmerzensschreie. Er war Teil des Geflechts der entkörperten Seelen der Einwohner von Abruceta. Ihn überschwemmten Bilder der letzten Olivenernte, er erinnerte sich an die Schmerzen einer Entbindung, ihn überwältigte Pein, Liebe, Eifersucht, Trennungsschmerz und unzählige Gefühle und Bilder, die nicht seine waren und die er nicht einordnen konnte.
    Dennoch war er ein Gefangener seines Körpers. Er musste hilflos mit ansehen, wie er sich erhob - und etwas tat, das ihn entsetzte.
    »Nein!«, schrie sein Bewusstsein. »Das darf nicht auch noch geschehen!«
    Doch sein Leib gehorchte nicht und so geschah es doch.
    ***
    Surrosh stand auf der Treppe und beobachtete das Geschehen im inzwischen wieder erleuchteten Tempel.
    Nein, er dirigierte es kraft seines Geistes!
    Einige Dorfbewohner hatten ihre Seile und Ketten um die Säulen des mittleren Gefängnisses gelegt und zerrten mit vereinter Stärke daran. Dabei achteten sie nicht darauf, wenn ihnen die Haut an den Händen unter der Reibung aufplatzte, wenn Muskelfasern rissen oder Knochen brachen. Wenn ein Körper der Anstrengung nicht gewachsen war und darunter zusammenbrach, zog ein anderer Sklave ihn zur Seite und ersetzte ihn.
    Weitere Willenlose droschen mit Hämmern und sonstigen Werkzeugen auf die Säulen ein.
    Es würde nicht mehr lange dauern, bis er mit seinen Brüdern vereint war.
    Ein Getöse, das die bisherige Geräuschkulisse noch übertönte, rollte durch die Höhle. Einer der Pfeiler gab endlich nach und stürzte um. Er begrub zwei der Keimträger unter sich, aber wen kümmerte das schon?
    Wie ein Schwall Wasser schwappte der Nebel aus dem Gefängnis, bildete einen Greifarm aus und packte den Dorfbewohner, der ihm am nächsten stand. Ein braun gebrannter, muskulöser Mann Ende zwanzig. Nur wenige Sekunden später verwandelte er sich in einen weißhaarigen Greis mit wächserner Pergamenthaut.
    Surrosh grinste.
    Es war geschafft!
    Er rannte die Treppe hinunter und eilte auf den Altar und die Säulengefängnisse zu. Nach einem kurzen geistigen Befehl traten die Keimträger zur Seite, sodass sich eine Gasse bildete.
    Der Gosh beobachtete, wie der Nebel sich zurückzog, verdichtete und schließlich in den Körper sickerte, den er vorher Jahrhunderte umspielt hatte.
    »Frei!«, zischte Kenresh.
    Surrosh nickte. »Jetzt fehlt nur noch Jefrash!«
    Kenresh sah auf die Hunderte von Menschen im Tempel.
    »Was hast du mit ihnen vor?«
    »Wir werden uns an ihnen stärken. Ihre Lebenszeit wird uns zu alter Kraft bringen. Und draußen warten noch drei ganz besondere Leckerbissen auf uns!«
    ***
    »Merde!«, fluchte Zamorra, als er sah, dass die Verfolger Dylan fast erreicht hatten.
    »Schneller!«, brüllte Hernandez neben ihm.
    »Mach schon!«, rief der Professor. »Sie sind direkt hinter dir.«
    Er versuchte, ihm mit dem E-Blaster Zeit zu verschaffen, doch auf den Kerl, der direkt hinter dem Schotten lief, konnte er nicht zielen, wenn er nicht zugleich Dylan zu Boden schicken und den nachfolgenden
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