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0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

0982 - Die Kinder der Zeitsäufer

Titel: 0982 - Die Kinder der Zeitsäufer
Autoren: Oliver Fröhlich
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selbst…?«
    »Natürlich will ich sie nicht erschießen! Aber das wissen sie nicht!«
    Er stand auf, richtete die Mündung auf die Dorfbewohner und brüllte auf Spanisch: »Bleibt sofort stehen oder ihr könnt etwas erleben.«
    Die Meute zog ihnen weiter entgegen, ohne auch nur für eine Sekunde zu zögern.
    »Entweder ist dein Spanisch zu schlecht oder sie wollen nicht auf dich hören.«
    Zamorra schoss zweimal in die Luft. »Stehen bleiben!«
    Der Erfolg war der gleiche: absolut keiner!
    Der Professor warf Hernandez die Pistole zu, griff wieder zum E-Blaster und jagte den Beeinflussten eine knisternde Salve entgegen. Der vorderste Dorfbewohner ging zu Boden, aber in der Zwischenzeit kamen die anderen näher.
    »Das hat keinen Zweck!«, sagte Dylan.
    »Also zurück zu Plan A!«, meinte Zamorra. »Lauft!«
    Ohne den Blaster wegzustecken, rannte er los.
    Dylan warf noch einen letzten Blick auf die wütenden Grimassen, dann hastete er dem Professor hinterher.
    Die Verfolger waren vielleicht noch zwanzig Meter entfernt - und sie kamen näher.
    Immer wieder drehte sich Zamorra um und feuerte einen Betäubungsblitz ab. Damit erwischte er jedoch nur gelegentlich einen der Beeinflussten, während die anderen aufschlossen.
    Dylan verfluchte das Missgeschick in der Dunkelheit des Tempels. Warum hatte dieser dämliche Kerl auch das Licht ausdrehen müssen?
    Mit jedem Schritt, den er machte, wurde der Schmerz im Knie quälender. Inzwischen strahlte er schon über das ganze Bein aus. Es fühlte sich an, als bestünde die Kniescheibe aus Glasscherben und rostigen Nägeln.
    Er wurde langsamer und langsamer, humpelte mehr, als dass er lief.
    Er stolperte über Wurzeln und torkelte zwischen den Bäumen umher wie ein betrunkener Slalomfahrer. In den Augen standen ihm Tränen der Qual, doch er biss die Zähne zusammen. Er wollte keinesfalls aufgeben.
    Aber ihm verschwamm nicht nur der Blick. Er war so auf das Unterdrücken des Schmerzes konzentriert, dass er von den Geräuschen, die ihn umgaben, kaum etwas mitbekam. Er hörte nicht das unregelmäßige Stapfen seiner Füße, das Knacken der Äste unter den Schuhen oder den Gesang der Vögel. Es gab nur noch sein Keuchen, sein Wimmern und diese unsägliche Pein im Knie.
    Wie in Trance taumelte er dahin.
    Da entdeckte er den Waldrand vor sich. Er sah, wie Zamorra und Hernandez durch die letzte Baumreihe brachen und auf eine Wiese rannten. Dort blieben sie stehen und drehten sich zu Dylan um.
    Obwohl der Vorsprung der weiß gekleideten Männer inzwischen gewachsen war, erkannte der Schotte den erschrockenen, fast schon entgeisterten Ausdruck in ihren Gesichtern.
    »Schneller!«, brüllte Hernandez.
    »Mach schon!«, rief Zamorra. »Sie sind direkt hinter dir.«
    Das riss Dylan aus seiner Benommenheit.
    Na großartig!
    Er warf einen kurzen Blick über die Schulter. Tatsächlich! Der Wirt aus Abruceta war auf Armeslänge heran, der Rest der Meute nur knapp dahinter.
    Ernest Peterson. Das war der Name des Dicken.
    Warum erinnert man sich ausgerechnet in so einem Augenblick an solchen Mist?
    Dylan humpelte weiter. Er sah, wie sich Zamorra und Hernandez in Bewegung setzten und auf ihn zukamen.
    Der Professor hob den E-Blaster und jagte Blitz um Blitz in die Meute.
    Hinter Dylan stürzten Körper zu Boden, und eine wilde Hoffnung keimte in ihm auf.
    Plötzlich tauchte vor ihm in Augenhöhe ein Ast auf. Mit einer Reflexbewegung schlug er ihn zur Seite und humpelte weiter.
    Wieder blickte er über die Schulter und was er sah, ließ ihn beinahe an seinem Verstand zweifeln.
    Der zurückschnellende Ast war Ernest Peterson ins Gesicht gepeitscht. Dabei hatte sich ein Zweig in ein Auge gebohrt. Eine leere Augenhöhle glotzte Dylan entgegen, die Braue darüber war aufgeplatzt. Das halbe Gesicht war verschmiert von Blut und anderem Glibber.
    Und dennoch gab der Wirt die Verfolgung nicht auf. Als wäre nichts geschehen, rannte er weiter hinter Dylan her. Er war lediglich auf zwei Armeslängen zurückgefallen, das war aber auch schon alles.
    In diesem Augenblick verflog die vage Hoffnung des Schotten. Sie hatten keine Chance! Es waren einfach zu viele Beeinflusste hinter ihnen her. Sie fühlten keine Schmerzen und vermutlich auch keine Erschöpfung. Und sie kannten nur ein Ziel, das sie mit der Unnachgiebigkeit von Maschinen verfolgten.
    Ein Schuss peitschte auf. Über seinem Kopf sirrte eine Kugel durchs Geäst.
    Doch auch das brachte nichts mehr.
    Der Wirt war heran und riss Dylan von den Beinen. Der
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