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098 - Horrortrip ins Tal der Toten

098 - Horrortrip ins Tal der Toten

Titel: 098 - Horrortrip ins Tal der Toten
Autoren: Jens Orlik
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Citroens. Den Schlüssel ins Zündschloß. Der Motor heulte auf. Licht! Den ersten Gang. Er preschte zum Tor. Hindurch! Zweiter Gang! Vollgas! Das war die einzige Rettung.
    Eisig überfiel ihn die Zugluft. Er biß die Zähne zusammen. Voll lag die Auffahrt im Licht. Rechts und links der Abgrund. Die Fahrbahn gerade breit genug für den Wagen.
    Wie ein vielköpfiges Ungeheuer schoben sich die Untoten heran, schlossen dicht zueinander auf. Noch Bewegung. Jetzt standen sie still. Vorn die grausigen Leichen, mit halben Gesichtern und verwesenden Gliedmaßen. Wo war Korniff?
    Über den Köpfen der anderen bewegte sich etwas nach hinten. Er überragte sie. Floh er? Hieß das, er wußte, was ein Fahrzeug ist? Daß es millionenfach auf der Welt zur tödlichen Waffe benutzt wird?
    Es muß sein, dachte Henry. Sonst überleben wir nicht.
    Das langgestreckte Haifischmaul des Citroens rammte in die Leiber. Widerliche Geräusche. Gestalten, Arme, Beine, Köpfe, Gewänder wirbelten durch die Luft.
    Die Reihen mähte Henry nieder. Was nicht zerbarst, kippte stumm in den Abgrund.
    Kupplung, Bremse! Die Reifen kreischten. Schon rutschte das rechte Vorderrad über die Kante. Rückwärtsgang! Nicht zu hastig! Das Haifischmaul löste sich aus dem Knäuel der Toten. Eine Gestalt rutschte von der Motorhaube. Neben Henry plumste etwas auf den Sitz. Er sah nicht danach. Keine Zeit. Diese Bestien! Daß ein Dutzend hin war, genügte nicht. Die von hinten drängten nach.
    Nochmals hinein keilen? Den Nerv hatte Henry nicht. Sein Magen zog sich zusammen. Er hatte nie getötet. Leben war ihm heilig. Von Menschen und von Tieren. Aber war das hier, töten? Natürlich nicht. Trotzdem!
    Er setzte zurück. Über die Rücklehne gedreht sah er nach hinten. Bestialischer Geruch verursachte Brechreiz. Endlich am Tor. Der Wagen glitt hinein. Henry stoppte.
    Klar! Wenn schon das Tor nicht funktioniert. Mit dem Wagen konnte er die Zufahrt blockieren. Zumindest provisorisch.
    Nur spaltweit ließ sich zwischen den Mauern die Tür öffnen. Zu schmal für Henry. Er stieg aus durch die Windschutzscheibe. Der Motor war ausgeschaltet. Aber die Scheinwerfer brannten, leuchteten die Auffahrt hinab.
    Kamen die Untoten?
    Sie zogen sich zurück. Weit hinten ertönten knurrende Laute. Die ersten, die Henry von ihnen hörte. War das ihre Verständigung? Als er in sie hinein brauste, hatte er keinen Ton gehört. Weder Entsetzen, noch Schrecken, noch Angst. Vielleicht kannten sie keine Gefühle.
    Bevor Henry über das Dach kletterte, fiel sein Blick auf den Nebensitz. Dort lag ein Arm. Mit Fetzen bekleidet, fast fleischlos. Die Knochenhand schien in die Polster zu greifen.
    Er brachte es nicht über sich, das Ding zu berühren. Er kroch über das Dach, erreichte die Schräge des Kofferraums, glitt aus und stieß hart auf das Hofpflaster. Fluchend humpelte er weiter.
    Vor ihm wurde drohend ein Knüppel geschwungen.
    „Hör auf, Idiot! Ich bin’s. Verdammt!“ schimpfte er, als er die Männer jetzt sah. „Nett, daß ihr schon kommt. Um ein Haar, und sie wären drin gewesen. Los, holt Balken, Bretter und was zu finden ist. Wir müssen die Einfahrt verstopfen. Der Wagen ist als Korken zu klein.“
     

     
    Die Schloßküche war hoch wie ein Saal. Es gab eine offene Herdstelle. Über dem Rost öffnete sich der Rauchfang als dunkler Schlund. Die übrige Einrichtung verblüffte: eine moderne Hotelküche als hellbraunes Country-Look-Modell.
    Henry saß am Tisch, die Boutiquetasse vor sich. Zwei Drittel Mokka, ein Drittel Whisky. Seine Hände zitterten nicht mehr. Aber sein Magen stellte dem Abendessen kein gutes Zeugnis aus. Blödsinn, dachte Henry. Das Essen war in Ordnung. Dieser Umgang mit Untoten bringt mich durcheinander.
    „Nehmen Sie bitte die Hand von meinem Arm!“ hörte er Madeleines Stimme hinter sich.
    Erdmann von Laydell schien überzuschnappen. Vielleicht peitschte Angst seinen Hormonspiegel hoch. Sein Gesicht glühte, als habe er Fieber. Er stand neben Madeleine, zog zwar jetzt die Hand zurück, als sei sie verbrannt, konnte aber seine Mimik nicht ändern.
    Was Henry sah, gefiel ihm gar nicht: Gier.
    „Lassen Sie Mademoiselle Patou in Ruhe!“ befahl er. „Zum Flirten gibt es jetzt keinen Anlaß.“
    Erdmann wandte sich um. Seine Augen glitzerten. „Wieso nicht? Ich liebe schöne Frauen, habe sie immer geliebt. Auch in meiner letzten Stunde werde ich mich um eine schöne Frau bemühen. Mademoiselle Patou bete ich an.“
    „Aber beten Sie leise und möglichst
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