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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel
Autoren: Jason Dark
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hatte seinen Platz am Kopfende des Toten nicht verlassen.
    »So ist es wirklich immer gewesen, meine Herren, und wir stehen vor einem Phänomen und zugleich vor einem Problem. Als Mediziner bin ich einfach überfragt. Das muss ich leider zugeben.«
    Wir verstanden ihn. Aber wir mussten ihm auch vertrauen. Normalerweise wären wir gegangen und hätten den Toten seinem weiteren Schicksal überlassen, aber uns hielt beide die Hoffnung auf eine Veränderung zurück. Deshalb wollten wir noch bleiben.
    Ich hatte meine Hand vom Gesicht des Toten gelöst und fasste ihn auch nicht mehr an. Statt dessen fragte ich nach, was der Arzt von diesem Mann wusste.
    »Nicht sehr viele«, gab er zu und räusperte sich. »Ich kenne seinen Namen und seinen Beruf. Er arbeitete als Völkerkundler und auch als Archäologe. Er ist selbständig, wohnt in Graham, einem kleinen Ort auf dem Land. Er ist verheiratet mit Betty Byron.«
    »Weiß seine Frau über ihn Bescheid?«
    Dr. Morris atmete ein und wieder aus. »Das ist eine gute Frage. Ich kann sie Ihnen kaum beantworten. Wir haben ihr gesagt, dass ihr Mann noch bei uns bleiben muss.«
    »Das deutete auf Komplikationen hin«, sagte Suko.
    »Nicht so direkt. Wir wollten erst noch abwarten. Zumindest weiß Mrs. Byron nicht, was mit ihrem Mann genau los ist. Wir haben sie nicht über seinen Tod oder Nichttod informiert. Mein Gott, wir wussten ja nicht, wo uns der Kopf steht. Klinisch tot, dann doch wieder nicht. Himmel, was hätten Sie an meiner Stelle getan?«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Suko. »Sie haben schon das Richtige unternommen. Und es ist auch besser, dass seine Frau nicht eingeweiht worden ist. Sie hätte einen Schock fürs Leben bekommen, denke ich mir.«
    »Ja, das hätte sie. Außerdem muss sie immer weit fahren, um ihren Mann zu besuchen, aber das ist zweitrangig. Ich möchte endlich wissen, was mit dieser Person los ist.«
    »Zumindest sieht er auf den ersten Blick tot aus. Und auch nach unserer Untersuchung hat sich meine Meinung nicht geändert«, sagte Suko. »Wichtig wäre es, dass wir ihn zurück ins Leben bringen. Reanimieren…«
    »Das haben wir versucht, Inspektor, aber einen Erfolg konnten wir nicht erringen.«
    »Klar, Sie sagten es.«
    »Dann ist er ein Zombie, nicht?«
    »Wenn Sie so wollen, ja.«
    Der Arzt stöhnte auf, schaute zur Wand und drehte uns dabei den Rücken zu.
    »Wie bekommen wir ihn zurück in den anderen Zustand, John? Hast du eine Idee?«
    »Keine, auf die ich mich verlassen kann.«
    Suko lachte leise auf. »Ich wundere mich nur, dass du dein Kreuz noch nicht eingesetzt hast.«
    »Sollte ich das denn?«
    »Es wäre den Versuch wert.«
    »Ja, nur den Versuch«, bestätigte ich und zog bereits die Kette über den Kopf.
    Auch der Arzt hatte sich wieder gedreht. Er schaute staunend zu, wie ich das Kreuz mit der rechten Hand an die Leiche heranführte und es auf ihre Brust legte.
    Der Kontakt war da - und er brachte nichts.
    Wir erlebten keine Reaktion. Wäre er ein echter Zombie gewesen, eine Gestalt, die aus Gräbern hervorstieg, um ihre Opfer zu suchen, hätte sie der Magie des Kreuzes nichts entgegensetzen können.
    Dann wäre dieses Wesen vergangen. Vernichtet, verkohlt, verbrannt, wie auch immer. Bei diesem Toten tat sich nichts. Es gab keine Reaktion. Ebenso gut hätte ich auch ein Stück Holz auf die Leiche legen können. Es hätte den gleichen Effekt gehabt.
    »Pech«, murmelte ich, strich aber trotzdem noch über den restlichen Körper und auch über das Gesicht hinweg, ohne auch nur ein Flattern seiner Lider zu erreichen.
    Auch damit erreichte ich nichts. Sidney Byron blieb in seiner Leichenstarre.
    »Und was ist das eben gewesen?« erkundigte sich Dr. Morris, als ich das Kreuz wieder hatte verschwinden lassen.
    »Es war ein Test.«
    »Aha. Aber er hat nichts gebracht oder?«
    »So ist es.«
    »Dann wissen Sie auch nicht mehr weiter, nehme ich an.«
    Er hatte tatsächlich mit seiner Frage einen wunden Punkt bei uns getroffen. Wir waren im Moment ratlos, aber wir würden es nicht lange bleiben, das stand fest. Es musste einfach eine Möglichkeit geben, dieses Geheimnis der ungewöhnlichen Leiche zu lüften. Dieser Tote war von uns unabhängig. Er würde nach seinen eigenen Regeln handeln.
    »Man sieht auch nichts, was auf eine Verwesung hindeutet«, sagte Suko in die Stille hinein.
    »Da haben Sie recht.« Dr. Morris nickte heftig. »Er verwest nicht. Die Haut verändert sich auch nicht. Das ist alles anders geworden bei
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