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0979 - Der Totenhügel

0979 - Der Totenhügel

Titel: 0979 - Der Totenhügel
Autoren: Jason Dark
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romantisch.«
    »Ehrlich, Tante?«
    »Ja, und das gefällt mir.« Sie gab dem Kind einen Kuss auf die Stirn. »In der Stadt ist alles so anders. So kalt und unmenschlich. Da denkt jeder nur an sich.«
    »Stimmt, Tante Betty. Das sagt mein Vater auch immer. Aber er kann nicht wegziehen. Er muss schwer arbeiten. Und er ist froh, einen Job zu haben, wie er immer sagt.«
    »Ich weiß, Kind. Ich kenne meinen Bruder.« Bettys Gesicht trübte ein. »Es ist nicht schön, wenn man so leben muss. Ich habe das Glück gehabt, dass dein Onkel zu Hause arbeiten kann und nur hin und wieder in die Uni fahren muss, um dort seine Vorträge zu halten. Wir haben es uns hier schön gemacht, und wir freuen uns beide, wenn du in den Ferien zu uns kommst.«
    »Ich freue mich auch immer.«
    »Das wissen wir doch.« Betty zwinkerte ihrer Nichte zu. »Ins Bett wirst du doch nicht gehen wollen - oder?«
    »Nein, das nicht. Darf ich nach draußen?«
    »Wie meinst du?«
    »In den Garten oder so.«
    Betty lächelte. »Oder so? Was meinst du damit?«
    »Ich möchte spazieren gehen und mich gern mit den Tieren unterhalten.«
    Sie lachte. »Wie Alice?«
    »Fast, Tante Betty.«
    »Meinetwegen kannst du das tun. Aber ich möchte, dass du in der Dunkelheit nicht mehr draußen bist.«
    »Versprochen!«
    Betty schaute in das runde Gesicht, das von zwei geflochtenen Zöpfen umrahmt wurde. Die blauen Augen des Kindes sahen so klar aus. Zehn Jahre war Lilian jetzt alt. Betty dachte daran, dass sie die schönste Nichte der Weit hatte. »Gut, dann wünsche ich dir einen wunderschönen, verträumten Abend.«
    »Danke, Tante Betty. Wirst du denn gewinnen?«
    »Aber klar, Kind, du musst mir nur die Daumen drücken.«
    »Das tue ich.«
    »Toll.« Betty Byron schaute auf die Uhr. »Ich denke, dass es Zeit für mich wird.«
    »Gehst du denn zu Fuß?«
    »Nein, ich nehme das Rad.«
    »Toll.«
    Betty Byron verließ das Kinderzimmer. Lilian folgte ihr und schaute auch zu, wie ihre Tante eine dünne, grüne Jacke überstreifte. Sie nahm die Handtasche, hängte sie über die Schulter und verließ das Haus. Lilian blieb in der offenen Tür stehen. Das Rad lehnte neben der Bank an der Hauswand. Betty Byron schob es an, schwang sich in den Sattel und winkte ihrer Nichte noch einmal zu.
    Klingelnd fuhr sie ab, und Lilian Kline blieb allein zurück…
    ***
    »Herr im Himmel, Mr. Sinclair, ich bin Wissenschaftler, ich bin Arzt. Wenn ich Ihnen sage, dass dieser Mann in seinem Körper kein Blut hatte, zumindest kein normales, dann ist das so. Deshalb sitzen Sie und Ihr Kollege auch bei mir.«
    Er stöhnte auf und holte aus der Kitteltasche ein rotes Tuch hervor. Damit wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Das ist wirklich ein Wahnsinn. Dieser Sidney Byron ist nicht mit normalen Maßstäben zu messen. Der wurde hier eingeliefert. Diagnose: Blinddarmreizung.«
    Suko und ich blieben ruhig. Der Oberarzt hatte sich aufregen können. Es war gut für ihn gewesen, dass er Dampf abgelassen hatte, und er hatte auch richtig reagiert, als er mit dem Problem konfrontiert worden war. Da hatte er sich sofort mit Sir James, unserem Chef, in Verbindung gesetzt, denn mittlerweile wusste man auch in einigen Londoner Krankenhäusern, dass wir uns mit gewissen Phänomenen beschäftigten. Dieser Patient lag in einem Londoner Krankenhaus, obwohl er nicht in dieser Stadt lebte, wie wir wussten. Aber zahlte seinen Aufenthalt selbst und hatte sich das Krankenhaus aussuchen können.
    »Was haben Sie denn nach dieser Entdeckung mit dem Patienten gemacht?« erkundigte ich mich.
    Der Oberarzt lachte blechern. »Was schon, Mr. Sinclair? Wir haben ihn wieder zugenäht.«
    »Und es geht ihm gut?« fragte Suko.
    Dr. Morris hob die Schultern. »Gut?« wiederholte er. »Ich weiß es nicht. Ich weiß wirklich nicht, ob es ihm gut geht. Wir fürchteten, dass er uns unter den Händen wegsterben würde. Bei ihm spielten die Körperfunktionen verrückt. Da passte nichts mehr zu dem anderen, ebenso wie sein Blut nicht passte. Der Herzschlag war nicht regelmäßig. Vom Kreislauf möchte ich erst gar nicht sprechen. Er war einige Male wirklich klinisch tot, wurde dann wieder wach, ohne dass wir ihn reanimierten, und so standen wir vor einem Problem.«
    »Haben Sie es lösen können?«
    »Teilweise, Mr. Sinclair. So wie wir es uns vorgestellt haben. Ob es perfekt geworden ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Es läuft alles ziemlich schief, und wir können mit unserem Schulwissen allmählich einpacken. Um es auf den
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