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0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

0977 - Gefahr für die Blaue Stadt

Titel: 0977 - Gefahr für die Blaue Stadt
Autoren: Manfred H. Rückert und Simon Borner
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spürte sie regelrecht, in ihren Händen, die das Lenkrad hielten, und unter ihrem rechten, auf dem Gaspedal ruhenden Fuß.
    »Ich hoffe nur, dass Sheriff Bancroft nicht mit seiner Wegelagererbande unterwegs ist, um den Fahrern mittels der Speed-Gun das schwer verdiente Geld aus den Taschen zu ziehen«, sagte Nicole.
    Sheriff Jeronimo Bancroft war immer noch amtierender und in jeder Hinsicht gewichtiger oberster Gesetzeshüter des Dade-County, er hatte sich erst vor Kurzem wieder zur Wahl gestellt, die alle vier Jahre stattfand - und wie üblich gewonnen. Der Mittsechziger schnaufte meist wie ein seekrankes Nilpferd und bewegte sich auch so mühsam und schwerfällig.
    Dabei war alles nur Show; Nicole Duval wusste, dass der Sheriff erstaunlich agil war und sich flinker und ausdauernder bewegen konnte als mancher schlanke junge Mann. Es war bei Weitem nicht alles Fett, was Jeronimo auf die Waage brachte…
    Bei der Wegelagererbande handelte es sich natürlich um seine Deputys, eigentlich polizeiliche Helfer, aber da auf US-amerikanischen Highways teilweise nur ein relativ geringes Tempo gefahren werden durfte, die Entfernungen jedoch oft sehr groß waren, empfanden viele Autofahrer die Geschwindigkeitskontrollen als Wegelagerei.
    »Keine Angst, Nicole«, beruhigte Monica, »ich habe todsichere Informationen, dass sich Bancroft auf einer anderen Straße um seinen Weihnachtsbonus kümmert.«
    Die Straße schien an diesem späten Nachmittag ihnen allein zu gehören. Kerzengerade zog sie über das Land, umsäumt von niedrigen Mangrovenbäumen, Zypressen, Pinien und Hecken, wie sie in diesem Bereich Floridas keine Seltenheit waren. Fahrtwind zog Nicole durchs offene Haar, spielte damit. Die Luft roch nach angenehmer Süße und scheinbar unendlichen Möglichkeiten. Nicole wusste, dass es von dort, wo Robert Tendyke mit den Peters-Zwillingen wohnte, nicht mehr allzu weit bis zum Beginn der Sümpfe war, die bestimmte Gegenden im Süden dieses Bundesstaats der USA kennzeichneten. Dort dürften die hier noch arg domestiziert wirkenden Mangroven und Konsorten deutlich wilder - und größer - wuchern.
    Das Klingeln ihres Handys der Marke TI-Alpha riss Nicole aus ihren Naturbetrachtungen. Mühsam fischte sie es mit der Linken aus der Tasche ihrer atemberaubend engen Jeans und steuerte mit rechts. »Duval?«, fragte sie, nachdem sie den Anruf entgegengenommen hatte.
    »Nicole? Gut, dass ich dich erreiche. Pascal hier. Es… sag mal, bist du noch in Florida?«
    »Pascal?« Nicole runzelte die Stirn. Pascal Lafitte wohnte mit seiner Familie - Ehefrau und zwei Kinder im Teenageralter - im kleinen Dorf unterhalb von Zamorras Schloss Château Montagne im Loiretal und arbeitete nebenbei für den Professor. Er durchkämmte regelmäßig diverse Gazetten und andere Nachrichtenkanäle nach Meldungen, hinter denen ein übersinnliches Phänomen stecken mochte. Besonders auffällige Entdeckungen meldete er daraufhin dem Professor. Dem Klang seiner Stimme nach musste es sich beim Grund seines Anrufs um einen mehr als auffälligen Fall handeln. »Was ist los?«
    »Ich… ich kann es dir am Telefon kaum beschreiben, Nicole«, stammelte der Franzose. Seine offenkundige Fassungslosigkeit begann, Nicole zu beunruhigen. »Ich befürchte, du musst dir selbst ein Bild davon machen.«
    »Wovon denn? Was hast du gefunden, Pascal?«
    Monica warf ihr einen besorgten Blick zu. Nicole schüttelte aber nur den Kopf. Sie wusste zu wenig, um beurteilen zu können, ob es tatsächlich Grund zur Sorge gab.
    Aber du spürst es, dachte sie bei sich. Richtig, Mädchen? Du spürst es tief in dir drin.
    »Bist du noch in Florida?«, wiederholte Pascal Lafitte seine Frage von vorhin.
    Erst jetzt merkte Nicole, dass sie sie gar nicht beantwortet hatte. »Korrekt. Wir befinden uns gerade auf dem Interstate Highway 75, in Fahrtrichtung von Fort Lauderdale nach…« Hilfe suchend sah sie zu ihrer Freundin.
    »Naples«, soufflierte diese.
    »Naples.«
    Pascal stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Das hatte ich gehofft! Dann ist es vielleicht noch nicht zu spät. Nicole, bitte höre mir jetzt ganz genau zu. Wie schnell könnt ihr bei den folgenden Koordinaten sein?« Es folgte eine Ortsangabe, die Nicole laut wiederholte und Monica prompt ins Navi auf dem Armaturenbrett eingab.
    »Von hier aus und bei etwa hundert Meilen pro Stunde nicht länger als fünfundvierzig Minuten«, sagte Monica dann. »Vorausgesetzt, wir kämen zügig durch. Das ist recht unwirtliches
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