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0973 - Der verhexte Blutwald

0973 - Der verhexte Blutwald

Titel: 0973 - Der verhexte Blutwald
Autoren: Jason Dark
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bin nur übernervös und auch entsprechend sauer. Wahrscheinlich werden Sie beide denken, einem großen Bluff zum Opfer gefallen zu ein, aber das stimmt nicht. Es gibt Bäume hier im Wald, die geschrien haben.«
    »Wollen Sie es bei einem anderen versuchen?« fragte ich.
    »Ja, mal sehen.« Er deutete auf den angesägten Stamm. »Es ist zum Verrückt-werden. Ich habe sie schreien hören. Wir können auch zu den anderen Bäumen gehen, die geschrien haben. Man kann ja erkennen, wo hineingeschnitten wurde. Ich stehe vor einem Rätsel.«
    »Kann es sein, daß Sie nicht tief genug geschnitten haben?« fragte Suko.
    »Nein, das glaube ich nicht. Diese Wunde ist ebenso tief wie die anderen auch.«
    »Und weiter?«
    »Ich versuche es noch einmal.«
    Wir waren einverstanden. Die Vögel des Waldes waren durch die lauten Geräusche aufgeschreckt worden. Jetzt hatten sie sie sich wieder beruhigt und hockten auf ihren Plätzen.
    Er hob die Säge wieder an.
    Genau in diesem Moment geschah das »Wunder«. Die Säge hatte Kinny noch nicht angestellt, und im Wald selbst war es wieder ruhig geworden.
    Deshalb waren die leisen Schreie auch sehr deutlich zu hören, und alle drei kriegten wir eine Gänsehaut…
    ***
    Ich hatte schon Kinder wimmern hören. Kleine Kinder - Babys. Genauso hörten sich die Schreie an. Als würde ein sehr junger Mensch seine Qualen hinausschreien, aber es war der Baum, der uns diese Laute entgegenschickte.
    Auch wenn es kaum zu fassen war, der Baum schrie, als hätte man ihn gefoltert, was irgendwo auch stimmte. Nur hatte ich jetzt den Eindruck, als wollte er sich durch sein leises Schreien dagegen wehren, daß Kinny die Säge noch einmal ansetzte und damit tiefer in sein »Fleisch« hineinschnitt.
    Doug starrte uns an. »Hören Sie es?« stieß er hervor. »Hören Sie es?«
    »Ja.«
    »Dann ist es ja gut.« Er lachte kratzig.
    »Ich dachte schon, nur ich hätte es vernommen.«
    »Man kann es nicht überhören«, sagte Suko.
    Kinny deutete in den Wald hinein. »So ist es überall«, flüsterte er.
    »Wenn Sie einen Baum ansägen, dann schreit er.« Beinahe flehend schaute er uns an. »Aber wie ist das möglich? Wie können Bäume schreien wie Menschen?«
    Ich hob die Schultern.
    Kinny nickte. Wie jemand, der sich bestätigt fühlt. »Sie stehen auch vor einem Rätsel. Der Baum schreit und…«
    »Er blutet«, sagte Suko, der näher an ihn herangetreten war. Mein Freund winkte mir zu. »Schau dir das an, John!«
    Im Dämmerlicht mußte ich schon genau hinsehen, um das »Blut« zu erkennen. Es war auch kein Blut im eigentlichen Sinne. Aus dem schrägen Einschnitt und wie an den Rändern eines Mundes quoll oben und auch unten die Flüssigkeit hervor. Sie war dunkel, aber sie war kein Blut. Allerdings gab sie einen Geruch ab, der vor allen Dingen mir nicht verborgen blieb, denn über der Flüssigkeit schwebte ein leichter Nebel.
    Er sonderte denselben Geruch ab, von dem ich schon ein paar Nasen hatte »genießen« dürfen.
    Derartig intensiv hatte ich ihn aber noch nicht wahrgenommen. Nicht mal bei Greta Kinnys Kuß.
    Was hatte sie mit den Bäumen zu tun? War es das gleiche Blut, das ich in Deutschland bei den blutenden Bäumen von Heroldsberg erlebt hatte?
    Spielten auch hier die Strigen eine Rolle?
    Nein, nein, das glaubte ich nicht. Hier hatten wir es mit einem anderen und möglicherweise landestypischen Phänomen zu tun. Und dieses Blut sah nicht nur anders aus, es roch auch anders.
    Ich tippte mit der Fingerspitze auf den Einschnitt und hatte eine winzige Blutkugel auf der Kuppe liegen. Eine schimmernde Perle, deren Farbe nicht so genau zu erkennen war. Ich bewegte mich wieder vom Baum weg, trat dorthin, wo es heller war und zerrieb die Blutperle auf meiner Fingerkuppe.
    Suko und Doug schauten mir von zwei Seiten zu. Ihre Gesichter sahen sehr angespannt aus. Beide schüttelten die Köpfe, weil sie mit der Farbe, die sich auf meiner Haut abzeichnete, nicht zurechtkamen. Sie war nicht rot, eher violett.
    »Sein Blut«, flüsterte Doug Kinny und schüttelte dabei den Kopf.
    »Verdammt, ich begreife es nicht. Sie?«
    »Nein, noch nicht«, gab ich zu.
    Er umfaßte mit hartem Griff meinen Ellbogen. »Aber es muß doch eine Erklärung geben.«
    »Bestimmt sogar.«
    »Dann…«
    Ich ließ ihn nicht ausreden und machte mich behutsam frei. »Wir beide sind keine Herrgötter, Mr. Kinny. Wie lange sind wir hier und untersuchen den Fall?«
    »Erst kurz.«
    »Eben. Einige Minuten stehen wir in diesem Wald. Wir haben ein
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